Hagen. . Bei einem leicht gesunkenen Umsatzerlös von 809 Millionen Euro erzielte Enervie im Jahr 2016 ein Ergebnis vor Steuern von 30,2 Millionen Euro.
- Entwicklung von Energie übertrifft die Erwartungen des Restrukturierungsprozesses
- Unternehmen erzielt mit Umsatzerlös von 809 Millionen Euro ein Ergebnis vor Steuern von 30,2 Millionen Euro
- Allerdings wird der Energieversorger weiterhin keine Dividende ausschütten
„Die Restrukturierung greift“, blickt Enervie-Vorstandsvorsitzender Erik Höhne nach dem existenzbedrohenden Krisenjahr 2014 durchaus erleichtert auf die AG-Bilanz des Jahres 2016 und spricht sogar von einem „sehr gutem Geschäftsjahr“. Bei einem leicht gesunkenen Umsatzerlös von 809 Millionen Euro erzielte Enervie ein Ergebnis vor Steuern von 30,2 Millionen Euro und erreichte damit ein ähnliches Niveau wie in Vorkrisenzeiten. Nach dem Minus von 165,4 Millionen Euro im Katastrophen-Jahr 2014 und einem zarten Plus im Vorjahr (3,5 Mio. Euro) eine Entwicklung, die alle Erwartungen des eingefädelten Restrukturierungskonzeptes übertrifft.
Keine Dividende
„Wir liegen vier Millionen Euro besser als geplant“, rechnet Höhne vor, um im gleichen Atemzug den Aktionären zu signalisieren, dass Enervie weiterhin keine Dividende ausschütten werde. Stattdessen wird die Eigenkapitalquote – 2014 auf besorgniserregende 10,6 Prozent abgesackt – auf inzwischen 21,3 Prozent gesteigert. Ziel bleibt bei diesem Posten die 25-Prozent-Marke. Wann auch die Anteilseigner wieder mit Erlösen rechnen dürfen, ließ der Vorstandssprecher derweil offen. Schließlich gelte es parallel auch noch, das Gesellschafterdarlehen in Höhe von 60 Millionen Euro, zu dem die Stadt Hagen als Hauptaktionär zur Rettung des insolvenzgefährdeten Energieversorgers den Löwenanteil beisteuerte, zurückzuzahlen.
190 Millionen Euro Schulden
Im Rahmen des Restrukturierungsprozesses, der zunächst bis 2019 läuft, ist es bislang gelungen, die Bankverbindlichkeiten um 100 Millionen Euro zurückzufahren, so dass der Verschuldungspegel zum Ende des Jahres 2016 bei etwa 190 Millionen Euro lag. Hauptursache dafür ist natürlich der fortschreitende Abbau von 440 Stellen, der bereits zu 90 Prozent vertraglich geregelt ist. Ziel bleibt es, bis 2019 die Belegschaft von einst 1257 auf 820 Arbeitsplätze abzuschmelzen und somit für eine strukturelle Ersparnis von 36 Millionen Euro zu sorgen. Weitere wesentliche Effekte konnten durch Budgetreduzierungen, Grundstücks- und Beteiligungsverkäufe, Outsourcing und natürlich durch den voranschreitenden Ausstieg aus der Erzeugung erzielt werden. „Stabile Beiträge zu dem guten Jahresergebnis haben zudem die Geschäftsfelder Vertrieb und Netz geleistet“, sieht Höhe durch diese robusten Konstanten Enervie inzwischen wieder in der Lage, den Fokus auf Wachstumsfelder richten zu können.
Gespräche über Kreditkonditionen
Dazu gehört, dass inzwischen auch bei den Banken wieder ein neues Vertrauensverhältnis zu dem heimischen Energieversorger zu wachsen beginnt. So verhandelt Enervie nach Informationen dieser Zeitung aktuell mit den Kreditgebern über eine Umschuldung zu deutlich verbesserten Konditionen. Dadurch soll eine monatliche Zinsersparnis von 500 000 Euro möglich werden. Der Vorstand will diese Gespräche aktuell nicht bestätigen.
In Hagen steht aktuell eine Investition von 14,5 Millionen Euro in das Wasserwerk Hengstey auf der Tagesordnung, wo die nächste Aufbereitungsstufe installiert werden muss. In diesem Zusammenhang intensiviert Enervie auch den Kontakt zur AVU, Energieversorger im Ennepe-Ruhr-Kreis, um die Zusammenarbeit im Bereich der Wasserversorgung zu intensivieren. Dabei geht es vor allem um die gegenseitige Sicherung der Wasserversorgungsnetze „Eventuell ist dies der Beginn einer neuen Form der Zusammenarbeit“, möchte Höhne zur Form eines möglichen Miteinanders sich aktuell noch nicht in die Karten schauen lassen.
>>Hintergrund: Struwe hofft auf Verlängerung
- Abseits vom laufenden Restrukturierungsprozess beschäftigte sich das Enervie-Präsidium zuletzt unter anderem mit der anstehenden Vertragsverlängerung von Vorstandsmitglied Wolfgang Struwe (Vertrieb und Personal).
- Dessen Kontrakt läuft am 31. Juli 2018, also nur wenige Tage nach dem 63. Geburtstag des Lüdenscheiders, aus. Struwe hat dem Enervie-Aufsichtsratsvorsitzenden Oberbürgermeister Erik O. Schulz bereits signalisiert, dass er seine Tätigkeit gerne fortsetzen würde.
- Allerdings scheint eine erneute Vertragsverlängerung um fünf Jahre ausgeschlossen. Denn die Regelaltersgrenze bei Enervie erreicht Struwe im Mai 2021.
- Angesichts des aktuell laufenden, harten Personalabbaus im Unternehmen geht im Aufsichtsrat aktuell niemand davon aus, dass für das langjährige Vorstandsmitglied eine Sonderregelung mehrheitsfähig wäre.