Hagen. . Viele Millionen Euro fließen an Hagen vorbei. Oberbürgermeister Erik O. Schulz zeigt sich nach der gescheiterten Regionale-Bewerbung enttäuscht.

  • Landesregierung und Jury entscheiden sich gegen die Bewerbung von Hagen und seinen Partnern.
  • Bergischen Rheinland, Südwestfalen sowie Ostwestfalen-Lippe profitieren bereits ein zweites Mal.
  • SPD-Landtagsabgeordneter Wolfgang Jörg: „Wir waren einfach nicht gut genug.“

Die Fördertöpfe des Landes aus den Regionale-Programmen 2022 und 2025, die mit dreistelligen Millionenbeträgen gefüllt sind (seit 2000 wurden durchschnittlich 150 bis 200 Millionen Euro investiert), ziehen an Hagen und den Nachbarstädten entlang der Ruhr vorbei. Stattdessen werden sie erneut über dem Bergischen Rheinland, Südwestfalen sowie Ostwestfalen-Lippe ausgeschüttet.

Das hat gestern das NRW-Kabinett entschieden und sich damit einstimmig der Empfehlung der Fachjury angeschlossen. Eine Nachricht, die nach dem während des Bewerbungsverfahrens versprühten Optimismus gestern in Hagen große Enttäuschung auslöste. Hagen hatte sich gemeinsam mit dem EN-Kreis, den Städten Dortmund, Schwerte, Bochum und Fröndenberg sowie dem Regionalverband Ruhr (RVR) als Partner um den Zuschlag bemüht.

Ein weißer Fleck bei der Förderung

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„Ich bin schon enttäuscht“, zeigte sich Oberbürgermeister Erik O. Schulz weiterhin überzeugt, dass Ideen und Ziele der Regionale-Bewerbung der Ruhr-Anrainer in die Zeit passen und sich das Ergebnis auch sehen lassen könne. „Die Region zwischen Ruhrgebiet und Südwestfalen bleibt weiter ein weißer Fleck bei der Förderung. Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass andere Bewerber ein zweites Mal zum Zuge kommen.“

Trotzdem schob der Verwaltungschef als guter Verlierer in einem Wettbewerb gleich seine Glückwünsche hinterher. Die Randlage mache es Hagen immer wieder schwer, in den Fokus des Landes zu geraten. Daher gelte es jetzt, den RVR in die Pflicht zu nehmen.

Unverbindliches Signal der Landesregierung

Die Landesregierung sandte gestern in Richtung Volme lediglich das unverbindliche Signal: „Für die besonderen Problemlagen entlang der B7 sind zukunftsweisende Lösungen zu finden. Die Landesregierung wird prüfen, wie sie diesen Prozess unterstützen kann.“

Enttäuschung über das Aus für die Regionale

Erik O. Schulz, Oberbürgermeister Hagen

"Ich bin schon enttäuscht. Die Region zwischen Ruhrgebiet und Südwestfalen bleibt weiter ein weißer Fleck bei der Förderung. Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass andere Bewerber ein zweites Mal zum Zuge kommen. Die Randlage macht es Hagen immer wieder schwer, in den Fokus des Landes zu geraten. Daher gilt es jetzt, den RVR in die Pflicht zu nehmen."

Wolfgang Jörg, MdL (SPD)

"Wir waren einfach nicht gut genug."

Hubertus Kramer, MdL (SPD)

"Das ist sehr unglücklich gelaufen, aber am Ende ist die Regionale ein Wettbewerb, an dem sieben Regionen teilgenommen haben."

André Dahlhaus, Bürgermeister von Breckerfeld

"Für die gesamte Region hätte die Regionale einen Schub bedeutet. Stattdessen wandert jetzt Geld in Gegenden, die schon einmal profitiert haben."

Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des Regionalverbandes Ruhr

"Wir sind enttäuscht, dass die Jury unsere Bewerbung bei der Vergabe der Regionale nicht berücksichtigt hat."

Olaf Schade, Landrat Ennepe-Ruhr-Kreis

"Glückwunsch an unsere Mitbewerber. Vielleicht waren sie, wie zum Beispiel Südwestfalen, besser aufgestellt, weil sie schon Erfahrung mit einer Regionale gemacht haben. Wenn ich mir die Liste der Regionalen anschaue, fällt auf, dass die Gewinner von heute alle schon mal eine hatten. Hoffnung macht mir, dass die Landesregierung prüfen will, wie sie die Suche nach Lösungen für die Probleme entlang der B 7 mit städtebaulichen und Naturschutzmaßnahmen unterstützen kann."

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Hier seien jetzt die Mandatsträger gefordert, Düsseldorf an diese Zusage zu erinnern, betonte ein tief enttäuschter Landtagsabgeordneter Wolfgang Jörg. „Wir waren einfach nicht gut genug“, berichtete der SPD-Politiker aus der Kulisse am Rhein. Die anderen Bewerber hätten die Jury durch eine klarere Zukunftsstrategie überzeugt.

Auch Breckerfelds Bürgermeister enttäuscht

„Das ist sehr unglücklich gelaufen“, kommentierte Hubertus Kramer, SPD-Landtagsabgeordneter für den Hagener Westen, Süden und den südlichen EN-Kreis. Man müsse alle Kraft darauf verwenden, Optionen, die die Landesregierung aufgezeigt habe, zu nutzen.

Sichtlich enttäuscht zeigte sich auch Breckerfelds Bürgermeister André Dahlhaus, dessen Kommune vor allem durch die Entwicklung an des Freizeitareals Glörtalsperre hätte profitieren können. „Die Regionale hätte einen Schub bedeutet. Jetzt wandert Geld in Gegenden, die schon einmal profitiert haben.“

RVR behält die Seen weiter im Fokus

„Wir werden jetzt prüfen, welche Ideen trotzdem angegangen werden können“, sagt Karola Geiß-Netthöfel, Direktorin des RVR. „Der Regionalverband Ruhr wird seinen Fokus auf die touristische Entwicklung der Seen entlang des Ruhrtals legen.“

>>HINTERGRUND: VIELE IDEEN GESAMMELT

  • Die Regionale Bewerbung beinhaltete eine noch offene Projekt- und Ideensammlung mit Schwerpunkt Ruhrtal.
  • Die Entwicklung von Hengstey- und Harkortsee zu einem Freizeitrevier sollte neue Impulse erhalten.
  • Das Koepchenwerk sollte neuer Standort der Industriekultur werden.
  • Das Südufer des Hengsteysees sollte „offener Kreativraum“ auch für kleine und mittlere Unternehmen (Sport- und Freizeitdienstleistungen) werden.
  • Die Glörtalsperre sollte unter dem Stichwort „Glör365“ zu einem ganzjährigen Naherholungs- und Freizeitrevier entwickelt werden.
  • Das marode Schmuckstück Haus Harkorten, das seit Jahren vor sich hin gammelt, sollte zu einem Haus der Industrie mit Seminargebäude werden.
  • An Standorten im Tal der Ennepe sollte die verborgene Landschaftsgeschichte der Region (Industrienatur) präsentiert werden.
  • Interkommunale Stadterneuerungsgebiete sollten ausgewiesen werden.