Hagen. . Die Arbeiten zu zwei Millionen-Projekten im Hagener Süden haben begonnen. Die Talbrücken Kattenohl und Brunsbecke werden neu gebaut.
Autobahnen ziehen sich im Schatten der Autobahn durch den Wald. Breite Wege, die bald eine Asphaltdecke bekommen und so angelegt sind, dass sich hier zwei dicke Sattelschlepper ohne Probleme begegnen können. Die neuen Straßen zweigen ab von der Kattenohler Straße, die auf den Höhen im Hagener Süden parallel zur A 45 verläuft und führen in steilen Serpentinen bis zu den Baufeldern.
Hier an der Sauerlandlinie wird der Landesbetrieb Straßen NRW bis 2020 zwei in die Jahre gekommene Autobahnbrücken durch Neubauten ersetzen. 112,3 Millionen kosten die beiden aufwendigen Projekte Neubau der Talbrücke Kattenohl und Neubau der Talbrücke Brunsbecke, die in Teilen an die Baustelle Lennetalbrücke erinnern.
Autofahrer sehen nur die Bohrer
Im Hagener Süden ist im Gegensatz zum Lennetal noch für keinen einzigen Pfeiler das Fundament gelegt. Hier, wo sich über Jahre Fuchs und Hase im Schatten der Autobahn 45 eine gute Nacht gewünscht haben, planieren gerade große Raupen die Flächen unterhalb der bestehenden Talbrücken.
Aufwendige Arbeiten, die man von der Autobahn aus kaum wahrnehmen kann, die aber zum Teil aus dem Volmetal heraus weit sichtbar sind. Von der Sauerlandlinie aus sehen Autofahrer dieser Tage nur die Bohrer, die sich in die Tiefe vorarbeiten, um den Gutachtern Auskunft über den Baugrund zu geben.
Große Flächen sind bereits gerodet
„Große Flächen links und rechts neben den Brücken sind bereits gerodet worden. Mit den Waldbesitzern haben wir entsprechende Vereinbarungen getroffen“, sagt Karl-Josef Fischer, Sprecher des Landesbetriebs Straße NRW und zuständig für die Brückenneubauten an der A 45 zwischen Hagen und Siegen.
Denn neben den Talbrücken im Hagener Süden sind weitere Neubauten erforderlich: Die Talbrücke Sterbecke, die Talbrücke Rahmede, die Talbrücke Eisern, die Talbrücke Rälsbach sowie die Talbrücke Rinsdorf stehen bis 2022 auf dem Programm des Landesbetriebs. Langfristig werden alle 38 Großbrücken zwischen Dortmund und der Landesgrenze zu Hessen neu gebaut.
Vier Millionen Euro fließen in den Wegebau
Vier Millionen Euro habe allein der Wegebau an den Autobahnbrücken im Hagener Süden verschlungen. Straßen, die nach dem Ende der Bauarbeiten wieder zurückgebaut werden. „Die Asphaltdecke fräsen wir wieder ab, die Breite wird verringert“, sagt Karl-Josef Fischer, „wir werden mit den Waldbesitzern absprechen, ob wir Wirtschaftswege hinterlassen sollen oder nicht.“
Die Grundstückseigentümer werden dafür entschädigt, dass ihre Flächen gerodet wurden und sie die Areale über mehrere Jahre nicht mehr nutzen konnten. Wie sie die Flächen wieder aufforsten, dürfen sie selbst entscheiden.
Fahrspur vor der Brücke muss saniert werden
Bevor die eigentlichen Arbeiten an den Brückenbauwerken starten, werden eine Fahrspur und der Randstreifen vor der Brücke Kattenohl so saniert, dass sie die Verkehre in den nächsten fünf Jahren ohne weitere Flickschusterei aushält. Damit will der Landesbetrieb Baustellen in der Baustelle vermeiden.
Denn während der Arbeiten wird der Verkehr auf der chronisch staugefährdeten Strecke zwischen den Abfahrten Lüdenscheid-Nord und Hagen-Süd nur verengt über die Brücken 540 bzw. 207 Meter langen Brücken rollen können. „Da wollen wir weitere Störungen auf jeden Fall vermeiden“, sagt Karl-Josef Fischer.
Brücken werden im Sommer ausgeschrieben
Im August will man so weit sein, dass die beiden Brücken gemeinsam europaweit ausgeschrieben werden. Im Februar 2018 soll dann feststehen, welche Firma den Zuschlag bekommt. „Die Brunsbecke ist das größere Projekt. Von daher werden in diesem Bereich die Arbeiten starten“, sagt Karl-Josef Fischer, „wie genau dann weiter disponiert wird, bleibt der ausführenden Firma überlassen.“
Brücken der A45 werden saniert
Ausgebaut werden die Brücken so, dass sie künftig sechsspurig den Verkehr aufnehmen können. Damit wird der Ausbau der A 45 zwischen Hagen Süd und Lüdenscheid Nord (vermutlich ab 2021) mit berücksichtigt. In diesem Zusammenhang ist auch ein Regenrückhaltebecken erforderlich, das unterhalb der Brücken das Abwasser sammelt und geordnet ins Tal leitet.
Rückhaltebecken schützt das Volmetal
„Wir werden durch den Ausbau künftig noch mehr Fläche versiegeln als bislang“, so Karl Josef Fischer. „Wir wollen ja nicht verantworten, dass bei stärkerem Regen sofort die Volme im Tal über die Ufer tritt.“ Daneben hat dieses Rückhaltesystem auch eine Schutzfunktion. Sollte bei einem Unfall Treibstoff auslaufen, wird auch der sich in den Becken sammeln und kann dort gesammelt und abgepumpt werden.
Die eigentliche Ausführung der Neubauten erinnert in Teilen an jene aufwendige Technik, die auch an der Lennetalbrücke angewendet wird. An der zweigeteilten Talbrücke Kattenohl wird der komplette Verkehr auf die eine Hälfte verlegt. Der andere Brückenteil wird dann abgebrochen. An gleicher Stelle wird eine neue Brückenhälfte errichtet. Neue Pfeiler werden gebaut und im so genannten Taktschiebeverfahren die Brückenteile vorangetrieben.
Brückenteil wird quer verschoben
Die Talbrücke Brunsbecke hingegen ist nicht zweigeteilt, sondern besteht aus einem Stück. „So würde man heute keine Autobahnbrücke in diesen Dimensionen mehr bauen“, sagt Karl-Josef Fischer. Folglich wird zunächst neben dem bestehenden Bauwerk die eine Hälfte der künftig ebenfalls zweigeteilten neuen Brücke gebaut. „Dann“, so Fischer, „wird der komplette Verkehr auf diesen Teil verschwenkt.“
Die jetzige Brücke wird abgerissen und an ihrer Stelle die zweite Hälfte errichtet. Über diese wird der Verkehr in beide Fahrtrichtungen dann gelegt. Die andere Brückenhälfte wird dann wie auch an der Lennetalbrücke quer auf neue Brückenpfeiler verschoben. Die Pfeiler, auf der dieser Brückenteil zunächst lag, werden nicht mehr benötigt und wieder zurückgebaut.