Hagen. . Die Hagener Polizei legte am Montag die Unfallbilanz 2016 vor. Die Entwicklung bereitet den Beamten Sorgen, die Zahl der Unglücke steigt.

  • Die Zahl der Verkehrsunfälle in Hagen ist 2016 ebenso gestiegen wie die Zahl der Verletzten und Toten
  • Fünf Menschen kamen 2016 bei Verkehrsunfällen ums Leben
  • Handynutzung gilt als eine der größten Gefahrenquellen und als ein Übel im Straßenverkehr

Polizeipräsident Wolfgang Sprogies sprach gestern von einer Besorgnis erregenden Entwicklung: Die Zahl der Verkehrsunfälle in Hagen ist im vergangenen Jahr ebenso gestiegen wie – damit korrespondierend – die Zahl der Verletzten und Toten. Fünf Menschen kamen 2016 auf den Straßen der Stadt ums Leben, es gab 7913 Verunglückte. Zwar seien Unfälle häufig dem Zufall geschuldet, und auch wenn die Schlagzeilen zuletzt vor allem terroristischen Anschlägen gegolten hätten, dürfe nicht in den Hintergrund geraten, dass im Straßenverkehr Gefahren lauerten: „Diese äußeren Zufallseinflüsse beinhalten ein relativ großes Todesrisiko.“

Schwerpunktkontrollen

Die Hagener Polizei hat sich deshalb schon Mitte des letzten Jahres vermehrt an die Öffentlichkeit gewandt, um den Negativtrend zu stoppen. Und tatsächlich ging die Zahl der Unglücke, nachdem im zweiten Halbjahr 2016 mehrere Schwerpunktkontrollen durchgeführt worden waren, leicht zurück. Dennoch sei das Jahr von häufigem Fehlverhalten der Fahrzeugführer geprägt gewesen, konstatierte Stephan Volberg, stellvertretender Leiter der Direktion Verkehr: „Ablenkung, Eigennutz und Rücksichtslosigkeit bestimmen vielfach das Handeln im Straßenverkehr.“

Zwar ist nicht belegt, dass durch unerlaubtes Telefonieren am Steuer mehr Unfälle geschehen, doch gilt die Handynutzung als eine der größten Gefahrenquellen und als ein Übel im Straßenverkehr. Deshalb widmet die Hagener Polizei diesem Tatbestand bei ihren Kontrollen besondere Aufmerksamkeit. 2055 Autofahrer wurden 2016 mit dem Handy am Ohr erwischt und mit 60 Euro zur Kasse gebeten, 2015 waren es nur 1632.

„Gewisse Rücksichtslosigkeit“

Ob die Nutzung eines Handys jedoch unmittelbare Ursache eines Unfalls ist, kann oft kaum belegt werden, weil dazu mit großem Aufwand die Mobiltelefone der Beteiligten ausgewertet werden müssten. Bei einem schrecklichen Unfall in Herdecke konnte dieser Nachweis vor drei Jahren tatsächlich geführt werden, meistens unterbleibt eine solche Ermittlung jedoch. „Wenn wir uns selber reflektieren, dann wollen wir doch nichts verpassen“, beschrieb Volberg eine weit verbreitete Mentalität: „Und dieses Informationsbedürfnis führt zu einer gewissen Rücksichtslosigkeit.“

Im Rahmen der Unfallauswertungen hat die Hagener Verkehrspolizei interessante Feststellungen gemacht. Für die Zunahme der Unfälle sind weder Flüchtlinge und Zuwanderer, die sich an die Verkehrsgepflogenheiten hierzulande ja erst gewöhnen müssen, noch Senioren verantwortlich, denen Verkehrsexperten das Autofahren mit zusätzlichen Prüfungen gerne madig machen würden. Zumindest in Hagen hat es bei keiner Personengruppe Auffälligkeiten gegeben. Und die 7913 Verkehrsunfälle konzentrieren sich auch nicht in bestimmten Stadtteilen, sondern sind gleichmäßig über ganz Hagen verteilt.

Die schlimmsten Unfälle

Der spektakulärste Unfall ereignete sich am 19. Mai abends auf der Feithstraße, als sich zwei Autofahrer ein Rennen mit bis zu 100 km/h lieferten und fünf Menschen verletzt wurden. Ein Kind schwebte tagelang in Lebensgefahr. Aber schrecklich waren auch die Unfälle mit tödlichem Ausgang:

Am 18. Januar wird eine Fußgängerin (73) in Altenhagen von einem Lkw erfasst und stirbt später an einem Schädel-Hirn-Trauma.

Am 7. Mai wird ein Fußgänger (47) im spätabends auf der Körnerstraße von einem Auto erfasst und stirbt noch an der Unfallstelle.

Beim Überholen auf der B 54 in Richtung Rummenohl kollidiert am 2. September ein Motorradfahrer (51) mit einem Auto und wird tödlich verletzt.

Auch am 22. September stirbt ein Motorradfahrer (56), als er in Bahnhofsnähe einen wartenden Pkw übersieht und beim Bremsversuch unter das Auto gerät.

Am Einkaufszentrum Eilpe wird am 2. November eine Frau (79) mit Rollator von einem rückwärts fahrenden Laster erfasst. Sie stirbt an ihren massiven Verletzungen.