Hagen. . In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden 50 Fußgänger bei Unfällen verletzt, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 28.
- Unfallzahlen schnellen in ersten sieben Monaten des Jahres 2016 in die Höhe
- 50 Fußgänger bei Unfällen verletzt, im Vorjahr nur 28
- Polizei startet Offensive gegen den Negativtrend
Es ist eine Entwicklung, die der Polizei Sorgen bereitet: Die Unfallzahlen in Hagen sind nach oben geschnellt. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden 50 Fußgänger bei Unfällen verletzt, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 28. Das entspricht einer Steigerung von 78 Prozent. „Dieser Trend ist bedenklich, zumal wir die Ursache nicht kennen“, so Ulrich Hanki, Sprecher des Polizeipräsidiums.
Nicht nur Fußgänger leben in diesem Jahr gefährlicher in Hagen, auch wer im Auto sitzt, ist von der Negativ-Tendenz betroffen. So gab es von Januar bis Juli 381 Verletzte (davon 74 Schwerverletzte) bei Unfällen, 2015 waren es nur 288 (und nur 34 Schwerverletzte). Vorbei scheinen die Zeiten, in denen Hagen – gemessen an der Bevölkerungszahl – bei den Unfallstatistiken wesentlich besser wegkam als andere Städte. „Wir müssen etwas tun“, so Hanki: „Denn wir wollen, dass Hagen eine sichere Stadt bleibt bzw. wieder wird.“
80 Euro Strafe
Gestern starteten Mitarbeiter der Verkehrspolizei die Anti-Unfall-Offensive mit einer Mischung aus Aufklärungskampagne und Strafaktion. Am Zebrastreifen vor dem Osthaus-Museum in der Hochstraße überquerten die Beamtinnen Nicole Rachut und Annika Aufdemkamp die Straße gemeinsam mit Kindern des Kindergartens St. Christophorus, um das Verhalten von Autofahrern zu testen. Und siehe da: Während die meisten brav anhielten, wenn die Kinder vor dem Zebrastreifen warteten, ignorierten manche die Fußgängergruppe und fuhren einfach weiter. Mit Folgen: In einer Entfernung von gut 100 Metern warteten weitere Polizisten und Kindergartenkinder und winkten die Autofahrer an den Fahrbahnrand. 80 Euro Geldstrafe und ein Punkt in Flensburg waren fällig. „Werden Verkehrsteilnehmer am Zebrastreifen gefährdet, sind es sogar 100 Euro“, sagte Stephan Volberg, Leiter der Führungsstelle Verkehr im Polizeipräsidium. Immerhin neun Autofahrer nahmen den Kindern gestern innerhalb von 60 Minuten am Zebrastreifen den Vorrang und bekamen eine entsprechende Anzeige verpasst.
Eltern sind Vorbilder
Derya Sonmec (32) begrüßte das konsequente Durchgreifen der Polizei. Sie komme mit ihrer Tochter Awsin (5) jeden Morgen an dem Zebrastreifen vorbei und erlebe es immer wieder, dass Autofahrer die Vorfahrt für sich beanspruchten: „Manchmal werden wir sogar angepöbelt, wenn wir nicht schnell genug über die Straße gehen.“
Lachende und weinende Smileys
Autofahrer, die sich regelkonform verhielten, bekamen von den Kindern des Kindergartens St. Christophorus einen lachenden Smiley überreicht.
Wer nicht anhielt, obwohl die Kinder erkennbar wartend am Fahrbahnrand standen und auf die andere Seite wollten, erhielt einen traurigen Smiley.
Polizeibeamtin Annika Aufdemkamp ist als Verkehrssicherheitsberaterin tätig und hat sich viel mit dem Verhalten von Kindern im Straßenverkehr beschäftigt. „Sie reagieren unberechenbar, deshalb muss man als Autofahrer besonders vorsichtig sein.“ Besonders gefährlich sei es, wenn die Knirpse hinter parkenden Autos hervor laufen würden. Deshalb sei es wichtig, dass Eltern als Vorbilder agierten, selbst nie bei Rot über eine Ampel liefen und ihrem Nachwuchs früh einschärften, wie man sich auf der Straße zu verhalten habe: „Ständiges Wiederholen ist wichtig, damit sich Kinder etwas einprägen.“
In der nächsten Woche wird die Polizei ihre Anti-Unfall-Offensive fortsetzen. Dann wird kontrolliert, wie sich Autofahrer beim Passieren von Schulbussen verhalten. Auch dann gilt: Wer Kinder und andere Fußgänger ignoriert, für den wird es teuer.