Hagen. .
„In Hagen wird nicht gerast.“ Dieses Zitat von Michael Hoffmann, Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium und damit oberster Verkehrspolizist der Stadt, wollen wir diesem Artikel voranstellen. Weil er die positive Nachricht transportiert, dass der überwiegende Teil der Autofahrer in dieser Stadt die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit respektiert. Aber unser Artikel enthält noch eine andere, womöglich spektakulärere Meldung: Die Einnahmen, die die Stadt durch Tempokontrolle generierte, sind im vergangenen Jahr in ungeahnte Höhen geschnellt. Statt 2,331 Millionen Euro wie noch 2014 kassierte die Kommune 2015 saftige 4,899 Mio. – eine Steigerung um sagenhafte 110 Prozent.
Der Grund für die Geldvermehrung ist schnell genannt: Der Super-Blitzer an der A 45 beschert der Stadt diesen Finanzsegen. Das Gerät, das jeden Verkehrsteilnehmer Richtung Olpe vor der Einfahrt in die Baustelle auf der Lennetalbrücke erfasst, fotografiert ohne Unterlass. Unserer Zeitung hatte bereits am Jahresanfang berichtet: Von Juli 2015, als die Anlage scharf gestellt wurde, bis Ende 2015 rauschten 105 000 Autofahrer mit mehr als den erlaubten 80 km/h über die in der Fahrbahn eingelegten Induktionsschleifen. Doch es geht weiter: In diesem Jahr waren es bislang weitere 30 000.
Für das städtische Ordnungsamt belegen diese Zahlen, wie notwendig es war, die Anlage aufzustellen: „Dass in der Baustelle bislang kein schwerer Unfall passiert ist, hängt sicherlich damit zusammen, dass wir konsequent messen“, so Hans Sporkert, Leiter der Behörde.
Mit 184 km/h in die Baustelle
Unrühmlicher Spitzenreiter unter den Temposündern ist ein Autofahrer, der mit 184 km/h in die Baustelle raste, obwohl gleich drei Hinweisschilder mit der Aufschrift „Radar“ auf den Blitzer hinweisen. Der überwiegende Teil der erwischten Autofahrer hat die Geschwindigkeit jedoch in einem niedrigen Bereich überschritten. Dennoch: Auch diese Verkehrsteilnehmer müssen ein Bußgeld berappen und lassen die Hagener Stadtkasse klingeln.
Insgesamt verzeichnete die Stadtverwaltung 2015 212 000 Tempoverstöße – denn fast genauso oft wie an der Autobahn wurde Raser mit den Blitzsäulen und Starenkästen an 30 weiteren Stellen im Stadtgebiet erwischt. Aktuell hat das Ordnungsamt zwei Blitzsäulen an der Weststraße in Vorhalle demontiert und eine davon an der Eckeseyer Straße (Fahrtrichtung Eckesey in Höhe der Spedition Hugo Petri) und eine am Boeler Ring (Fahrtrichtung Autobahn) aufgestellt. Allein am Donnerstag in der Zeit von Sonnenaufgang bis 10 Uhr hatten beide Säulen bereits 200 zu schnelle Fahrer geblitzt.
Transportable Geräte
Außerdem kann die Behörde mit zwei transportablen Radargeräten, im Volksmund „Blitztonne“ gerufen, die an jeder beliebigen Straße in der Stadt aufgestellt werden können, kontrollieren. Damit nicht genug: Auch die Verkehrspolizei ist täglich mit ihren Radar- und Lasergeräten sowie dem Einheitensensor ES 3.0, mit dem auch seitlich und sogar in Kurven gemessen werden kann, unterwegs. 28 500 Schnellfahrer gingen der Polizei 2015 ins Netz. Dass sich schwere Unfälle mit Verletzten jedoch in Grenzen halten, ist für Polizeidirektor Hoffmann ein Beleg dafür, dass „der durchschnittliche Hagener vernünftig fährt. In Hagen wird nicht gerast.“
Doch Geld wird den Autofahrern nicht nur beim Fahren abgeknöpft. Die Hagener Politessen (von 14 Planstellen waren 2015 immerhin 12 besetzt) verteilten 81 100 Knöllchen wegen Falschparkens und spülten mit ihrer Arbeit noch einmal 1,5 Mio. Euro ins Rathaus. Zudem registrierten die Damen und Herren des Ordnungsamtes 908 Verstöße gegen die Plakettenpflicht (in der Innenstadt darf man nur mit der grünen Umweltplakette fahren).
Wegen des hohen Arbeitsaufkommens wurden in der Hagener Bußgeldstelle sogar mehrere befristete Stellen neu geschaffen. Die Mitarbeiter sind vornehmlich damit beschäftigt, den durch den Super-Blitzer, der bis Mitte 2018 an der A 45 bleibt, anfallenden Knöllchenberg abzuarbeiten.