Haspe. . Pastor Norbert Wohlgemuth kehrt der Hasper St.-Bonifatius-Gemeinde nach nicht einmal zwei Jahren den Rücken. Seine Nachfolge ist noch unklar.

  • Pastor Norbert Wohlgemuth zieht zum 1. Februar aus dem St.-Bonifatius-Pfarrhaus wieder aus
  • Der Geistliche nimmt eine Leiter-Stelle in Fröndenberg an und sucht dort mehr Gestaltungsfreiheit
  • Dechant Dr. Norbert Bathen sichert zu, dass Paderborn die Stelle neue besetzen werde

„Ich finde das so klasse hier“, sprudelte es im Sommer 2015 aus dem Mund von Pastor Norbert Wohlgemuth mit ungekünstelter Euphorie hervor, als er über seinen neuen Job als Geistlicher auf dem „Heiligen Berg“ im Pfarrhaus in Haspe erzählte. Eine Begeisterung, die inzwischen rasant nachgelassen hat: Der 55-Jährige Cabrio- und Motorradfan wird sich nicht einmal zwei Jahre nach seinem Amtsantritt am Ostersonntag 2015 wieder aus dem prallen Hasper Leben verabschieden und zum 1. Februar eine neue Stelle als Pfarradministrator und Leiter der Kirchengemeinde Fröndenberg antreten.

Der gebürtige Dortmunder und leidenschaftliche BVB-Fan hatte zuvor 18 Jahre im Raum Marsberg zwischen den Landgemeinden Essentho, Meerhof, Oesdorf und Westheim agiert und sich auch für die neue Aufgabe rund um den Hasper Kreisel reichlich Kontinuität vorgenommen. Zumal die Gemeinde mit ihren etwa 5500 Mitgliedern, die seine Antrittspredigt bereits mit donnerndem Applaus goutierte, den Start auch leicht machte.

Wunsch nach mehr Kontinuität

Nach der Amtszeit von Pfarrer Werner König, der den Alltag der Hasper Katholiken über Jahrzehnte bis 2010 geprägt und dominiert hatte und sich daran anschließenden, regelmäßigen Personalwechseln war der Wunsch nach neuer Kontinuität im Pfarrhaus St. Bonifatius inzwischen sehr ausgeprägt. Eine Erwartungshaltung, auf die sich Wohlgemuth mit Passion einließ.

Norbert Wohlgemuth wird das Miteinander mit den Haspern in Fröndenberg vermissen.
Norbert Wohlgemuth wird das Miteinander mit den Haspern in Fröndenberg vermissen. © Kleinrensing

Das multikulturelle Miteinander der Mädchen und Jungen im Kindergarten lag ihm sehr schnell ebenso am Herzen wie die friedfertige Integration der Flüchtlinge im Stadtteil sowie das Wohl der Hasper Familien. Der ambitionierte Radfahrer, Fitnessfan und Hobbykoch wurde schlemmend beim Döner-Mann ebenso gesichtet wie in der Shisha-Bar, beim türkischen Lebensmittelhändler oder beim Pizza-Bäcker um die Ecke.

Rahmenbedingungen passen nicht

„Jetzt hatte sich die Chance eröffnet, eine neue Herausforderung anzunehmen“, verharrt Wohlgemuth – befragt nach seinen Wechsel-Motiven – zunächst in unverbindlichem Politiker-Sprech. Natürlich sei es ursprünglich seine Absicht gewesen, bis zum Ende seines Wirkens in Haspe zu bleiben. Doch in der Zwischenzeit habe er erleben müssen, dass die Rahmenbedingungen und Strukturen des pastoralen Raumes zu seinen Vorstellungen von Seelsorge nicht passten.

Daher habe er sich nach einer Leitungsstelle umgesehen, die ihm wieder mehr Verantwortung und Gestaltungsfreiheit biete. „Ich habe die Menschen hier als ausgesprochen angenehm erlebt“, versichert er mit Blick auf seine Hasper, „ich habe hier viele gute Erfahrungen gemacht und verspüre daher auch ein Gefühl der Trauer.“ Am Sonntag, 29. Januar, um 11 Uhr wird er sich in seiner letzten Heiligen Messe in St. Bonifatius von den Gottesdienstbesuchern auf dem Heiligen Berg verabschieden.

Paderborn schickt Nachfolger

„Wir werden wieder einen Pastor bekommen, der in Haspe wohnen wird“, verspricht derweil Dechant Dr. Norbert Bathen, Leiter des pastoralen Raumes mit insgesamt neun Gemeinden, eine personelle Nachfolgelösung. Wann und in Form welcher Person liege jetzt in den Händen von Paderborn. Angesichts der immer geringer werdenden Zahl an Priestern werde die Neubesetzung der Stelle sicherlich nicht einfacher, wünscht sich auch Bathen für die Zukunft mehr Kontinuität für Haspe.

Gleichzeitig erinnert der Dechant daran, dass mit der Bildung der pastoralen Räume auch für die Gemeindemitglieder einer Phase der Umorientierung einher gehe. Es gebe eben nicht mehr bloß einen Ansprechpartner und eine feste Zuständigkeit für St. Bonifatius, sondern es werde auch unter den Geistlichen rotiert. Mit dem Wohlgemuth-Abschied kommen somit zusätzliche Aufgaben auf Pastor Thomas Kubsa von St. Konrad Westerbauer zu. Grundsätzlich, so Bathen, handele es sich um Prozesse, bei denen sich auch die Menschen in den Gemeinden noch an die neuen Organisationsformen gewöhnen müssten.

Bezirksbürgermeister: „Ein feiner Kerl“

Enttäuscht äußerte sich gestern Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser über den erneuten Pastoren-Wechsel an der Berliner Straße: „Ich bedauere das sehr, denn ich hätte mir eine längere Zusammenarbeit mit Herrn Wohlgemuth sehr gewünscht. Er ist ein feiner Kerl. Ich hoffe nur, dass dieser Mangel an Kontinuität keine negativen Auswirkungen auf die so rege St.-Bonifatius-Gemeinde hat.“

>> HINTERGRUND: KONTINUITÄT DES WECHSELS

Mehr als drei Jahrzehnte prägte Pfarrer Werner König das Gemeinde-Leben bei St. Bonifatius Haspe sowie rund um den „Heiligen Berg“. Die starke Persönlichkeit, deren Wort in ganz Haspe Gewicht hatte, ging im April 2010 in den Ruhestand.

Ihm folgte im September 2010 Pastor Ansgar Schocke in den Pastoralverbund Hagen-West (St. Bonifatius, St. Konrad und St. Michael), bevor dieser sich im Juni 2012 als künftiger Leiter eines pastoralen Raumes bereits wieder in Richtung Dortmund verabschiedete.

Als nächstes schlüpfte Pastor Marc Stücker zum 1. September 2012 in diese Rolle. Ein Intermezzo, das lediglich bis zum 1. April 2014 andauerte, weil der Geistlichen zum Leiter des pastoralen Raumes in Lügde (Kreis Lippe) berufen wurde. Es entstand eine personelle Vakanz von einem Jahr.

Am Ostersonntag 2015 zog zuletzt Pastor Norbert Wohlgemuth ins Pfarrhaus auf dem Heiligen Berg an der Berliner Straße ein. Eine Ägide, die jetzt nach nicht einmal zwei Jahren schon wieder endet. Zum 1. Februar zieht es den 55-Jährigen nach Fröndenberg.