Hagen. . Nachdem der Strom der nach Hagen kommenden Flüchtlinge zwischenzeitlich versiegt war, ist er im August wieder angeschwollen.

  • Seit August hat sich die Zahl der Flüchtlinge in Hagen wieder deutlich erhöht
  • Wegen Schließung der Balkanroute war ihre Zahl deutlich zurückgegangen
  • Die meisten der hier untergebrachten Menschen leben in Wohnungen

Nachdem der Strom der nach Hagen kommenden Flüchtlinge zwischenzeitlich versiegt war, ist er im August wieder angeschwollen. 144 Menschen beantragten in diesem Monat in der Stadt Asyl. Die Zeiten, in denen tausende Asylsuchende in Hagen Unterschlupf fanden – sei es in Obhut der Stadt oder in einer der Notunterkünfte des Landes NRW – sind allerdings vorbei: „Ende 2015 ist hier alles durch die Decke gegangen“, erinnert sich Klaus Gierke, Leiter der Abteilung Hilfen für Migranten und Wohnungsnotfälle in der Stadtverwaltung: „Damals haben wir an der Grenze unserer Leistungsfähigkeit gearbeitet.“

Aufnahmequote voll erfüllt

Der Einbruch geschah im Winter. Während im November, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, 445 Menschen nach Hagen gewiesen wurden und im Januar immer noch 248 (nicht eingerechnet die Notunterkünfte), waren es im Februar plötzlich nur noch 18. Ursache war die Schließung der Balkanroute. Nachdem viele Balkanstaaten keine Flüchtlinge mehr durchließen, kamen auch weniger in Deutschland an. Zudem hatte die Stadt Hagen ihre Aufnahmequote bis dahin erfüllt, so dass die Landesregierung die nun in NRW eintreffenden Asylbewerber vornehmlich jenen Kommunen zuwies, die sich zuvor weniger flüchtlingsfreundlich gezeigt hatten. Diese Unwucht ist inzwischen ausgeglichen, so dass auch Hagen wieder vermehrt mit der Aufnahme von Flüchtlingen zu rechnen hat.

Nach wie vor leben zahlreiche Flüchtlinge in der Stadt: 854 sind es derzeit in von der Stadtverwaltung angemieteten Wohnungen und weitere 484 in sechs Gemeinschaftsunterkünften (zwei in Haspe sowie je eine in Kückelhausen, am Loxbaum, in Hohenlimburg und in Hengstey) – nicht mitgezählt jene rund 200 Menschen, die in den Landesunterkünften (Könemann-Halle Delstern und Grundschule am Spielbrink) wohnen.

Zweckmäßige Wohnungen

„Im Vordergrund muss jetzt die Integration der Flüchtlinge stehen, vor allem jener, die eine Bleibeperspektive besitzen“, skizziert Gierke die künftige Herausforderung. Seine Abteilung wurde mittlerweile personell verstärkt, u.a. wurden 13 neue Sozialarbeiter eingestellt, die den Asylanten auf dem Weg ins neue Leben zur Seite stehen. Das fängt damit an, dass den Menschen erklärt werden muss, wie ein Herd, elektrisches Licht oder die Heizung funktionieren und endet mit Sprachkursen sowie schulischer und beruflicher Eingliederung. Den Flüchtlingen werden grundsätzlich einfache, zweckmäßige Wohnungen zugewiesen: „Da gibt es keinerlei Luxus“, so Gierke. Da Holzmobiliar des öfteren beschädigt wurde, stellt die Stadt jetzt nur noch robusteren Hausrat, z.B. Stahlspinde, zur Verfügung.

Den im Dezember bekannt gewordenen und dann zurückgezogenen Leitfaden, wonach alle Wände weiß gestrichen sein müssten und die Flüchtlinge sich nicht an sozialen Aufgaben wie Schneeschippen beteiligen dürften, will Gierke ins rechte Licht gesetzt wissen: „Es gab damals missverständliche Formulierungen, die nicht zuletzt mit versicherungstechnischen Verantwortlichkeiten zusammenhingen.“ Natürlich müssten die Menschen Schneeschippen, sich um die Müllentsorgung kümmern oder das Treppenhaus reinigen: „Das sind schließlich für die Inte­gration unerlässliche Dinge.“

Die meisten aus Syrien

2016 sind bislang 445 Asylbewerber in Hagen untergekommen, der Flüchtlingsstrom schwillt langsam wieder an. Unter den Ländern, aus denen die Menschen stammen, stehen Syrien, der Irak und Afghanistan ganz vorne, gefolgt von Serbien und dem Kosovo – also Staaten, bei deren Bürgern die Aussicht, dass ihr Asylantrag positiv beschieden wird, gen Null tendiert.