Hagen-Altenhagen. . Manche Altenhagener dachten, sie sehen nicht richtig. Nach dem Beginn der großen städtischen Reinigungsaktion ist der Stadtteil sauber wie. Wie nachhaltig das ist, wird sich zeigen.
- Reinigungsaktion in Wehringhausen hat begonnen
- Straßen und Plätze plötzlich sauber wie nie
- HEB und WBH reinigen eine Woche jeden Tag
Ist das der Friedensplatz? Nein, unmöglich. Hier sieht es aus wie geleckt. Kein Müll, keine Kippen, keine Bierpullen. Für einen Moment scheint es so, dass sogar die Schmierfinken erschrocken fernbleiben, weil sie sich auf dieser blitzsauberen und einladend wirkenden Fläche sofort ertappt fühlen würden. Am Montagvormittag bekam man für wenige Stunden endlich mal wieder das Gefühl, wie schön es doch in Altenhagen ist. Das Großreinemachen hat begonnen. Eine Woche Volldampf.
Das ist keine Herabwürdigung, lediglich eine Feststellung: Die Dichte an Vollbart tragenden Männern mit schwarzen Anzügen und Slippern in Segelschuh-Optik ist groß am Friedensplatz. Das sieht immer so wichtig aus. So, als würde gleich der größte Deal aller Zeiten hier über die Bühne gehen. Am Montag fühlten sie sich irgendwie vertrieben. Auch die vielen Kinder im Viertel waren irritiert. Und alte Damen mit Einkaufstrolley blieben mit erhabenem Blick stehen. So als wenn sie sagen wollten: „Ja, es geht doch. So schön hat dieser Stadtteil mal ausgesehen.“
Systematische Abarbeitung
Am Montag hat begonnen, was Mitte Juni schon in Wehringhausen lief. Eine Reinigungsaktion, bei der der komplette Stadtteil eine Woche lang acht Stunden am Tag systematisch gereinigt wird. Altenhagen hat das bitter nötig. Viele Straßenzüge sind vermüllt, Container schwappen über. Es wirkt vielerorts einfach nur schmuddelig im Viertel.
Während viele Bürger die Nachhaltigkeit solcher Aktionen anzweifeln, erachten die Verantwortlichen (HEB und WBH), allen voran Oberbürgermeister Erik O. Schulz, aber auch diese Aktion als Appell an das Bewusstsein der Bürger. Der Gedanke: Wer einmal sieht, wie schön und lebenswert die neue Sauberkeit ist, will sie erhalten und baut dabei auch sozialen Druck auf andere auf.
Eine Frau, die wir in der Behringstraße treffen, nimmt unglaublich oft das Wort „Ausländer“ in den Mund. Nicht weil sie gegen die etwas habe. Nein, sie lebe seit 49 Jahren gerne in Altenhagen und der große Zuwandererstrom in den Stadteil hinein habe die Welt hier zwar verändert. Untergegangen sei sie aber nicht. „Aber vieles geht an den Zugewanderten vorbei. Die müssen doch über das Müllsystem besser informiert werden. Und dass Tausende Wochenzeitungen einfach auf der Straße rumfliegen, ist doch klar. Wer soll die lesen?“
Was diese Einzelmeinung nicht beinhaltet, ist das Gesamt-Stimmungsbild, das sich in der Stadt aktuell zeigt. Denn es ist längst nicht mehr nur eine Diskussion über das Sauberkeitsverhalten von Zugewanderten, sondern auch der einheimischen Bevölkerung. Wilder Müll gehört aus Sicht der Bürger zu den Top-3-Problemen in Hagen. Eine Woche wird die Aktion laufen, bei der etliche Maschinen, Müllwerker und Besen systematisch und mehrfach Bürgersteige, Baumscheiben und sogar Hauseingänge reinigen. Eine Woche, die zeigen wird, wie sauber es in Altenhagen sein könnte.