Hagen. . Ein Fünftel der 119 Hagener Hausärzte sind im Rentenalter, Nachwuchs ist nicht in Sicht. Ein neuer Hagener Verbund soll junge Ärzte zur Facharzt-Ausbildung locken.

  • 21 Prozent der Hagener Hausärzte eigentlich schon im Rentenalter
  • Neuer Weiterbildungsverbund soll junge Ärzte nach Hagen locken
  • Allgemeines Krankenhaus und neun Hausarzt-Praxen machen mit

Dieser Schritt wird das Problem nicht auf einen Schlag lösen. Dessen sind sich alle Beteiligten bewusst. Aber mit dem neuen Hagener Weiterbildungsverbund zum Allgemeinmediziner, der gestern besiegelt worden ist, soll ein erster entscheidender Schritt getan werden, um auch künftig eine ausreichende Versorgung mit Hausärzten zu garantieren. Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) und neun Hausarzt-Praxen haben sich zusammengetan, damit sich junge Mediziner hier in Hagen zum Facharzt für Allgemeinmediziner weiterbilden lassen können. Mit der Hoffnung, dass der Ärzte-Nachwuchs auch in Hagen bleibt.

Der Bedarf ist da, denn die Hausärzteschaft in Hagen ist überaltert, wie die aktuellen Zahlen belegen. Es gibt in der Stadt 119 praktizierende Hausärzte, davon sind zwar 27 jünger als 50 Jahre, jedoch sind 25 Ärzte (21 Prozent) mit mehr als 65 Jahren eigentlich im Rentenalter ( siehe Tabelle). Ihre Chancen, Nachfolger für die Praxis zu finden, sind aber nicht berauschend, wie Dr. Rolf Max Kinzius weiß.

Der Internist, der mit seiner Frau Michaela eine Praxis betreibt, ist Vorsitzender des Hausärztevereins Hagen. Den Verein treibt schon länger die Nachwuchs-Frage um. Konkret: Jungen Medizinern soll die Allgemeinmedizin in Hagen schmackhaft gemacht werden, und zwar mit der fünfjährigen Facharztausbildung hier vor Ort. Mit Dr. Kirsten Heisler, seit zwei Jahren Oberärztin in der Ambulanz des AKH, hat man jetzt eine Partnerin gefunden, die in dem Krankenhaus die Sache voran getrieben und mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe sowie dem Hausärzteverein ein Konzept erarbeitet hat.

Fünfjährige Facharztausbildung

Das sieht in den Grundzügen so aus: Nach dem Medizinstudium mit Staatsexamen können die Nachwuchskräfte ihre fünfjährige Facharztausbildung ab sofort in Hagen absolvieren. Drei Jahre davon sind sie im AKH als Assistenzärzte beschäftigt – mindestens zweieinhalb Jahre in der internistischen und kardiologischen Abteilung, dazu noch in der Chirugie/Wundversorgung und als Wahlstation etwa in der Kinderheilkunde, Urologie oder Gynäkologie.

Die Teilnehmer im neuen Weiterbildungsverbund

Diese Hausarztpraxen machen mit beim Weiterbildungsverbund: Dirk Böckenförde und Dr. Karsten Wittstock; Dr. F.-W. Middendorf und Jörg Marks; Dr. Thomas Alekos und Anja Nalop-Alekos; Fritz Jüttner und Nonna Reschke; Praxis Dr. (TR) Hayrettin Baysal; Dr.Cosima Witting-Rang; Ute Queckenstedt und Dr. Susanne Weiß; Dres. Martin Hömberg und Ursula Lieder; Dr. Rolf Kinzius und Dr. Michaela Kinzius.

In Hohenlimburg gibt es bereits einen weitaus kleineren Verbund zwischen dem Krankenhaus Elsey und einer Arzt-Praxis.

Danach schließen sich zwei Jahre in einer der neun Hagener Hausarztpraxen an, die seit gestern zu dem Weiterbildungsverbund gehören (insgesamt haben 14 von rund 70 Hagener Hausarztpraxen die Berechtigung zur Weiterbildung). Das AKH profitiert dadurch, dass die Assistenzarztstellen zusätzlich eingerichtet werden und zu rund 30 Prozent durch die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und den Spitzenverband der Krankenkassen finanziert werden. Der Einsatz der angehenden Allgemeinmediziner (Bruttolohn: etwa 4500 Euro/Monat) in den einzelnen Hausarztpraxen wird sogar zum größten Teil durch diese Förderung finanziert.

Zwei dieser Stellen bietet das AKH ab sofort an (bei Erfolg können es künftig mehr werden), Bewerbungen können an das Krankenhaus gerichtet werden. Wird es auf nur zwei Stellen nicht unendlich viele Bewerbungen geben? Dr. Rolf Max Kinzius und Dr. Kirsten Heisler befürchten das nicht. Ganz im Gegenteil: „Wir werden Werbung dafür machen müssen.“