Hagen. Die Agaplesion gAG, neuer Mehrheitspartner des Allgemeinen Krankenhauses, will den Standort in Hagen stärken. Dazu sind auch Millionen-Investitionen geplant.
- Mehrheitspartner Agaplesion will das AKH stärken
- Enge Zusammenarbeit der Häuser verbessert Qualität
- Millionen-Investition in ein neues Bettenhaus
. Es ist nicht bloß ein Zweckbündnis, sondern eine Allianz, die aus Überzeugung zueinander gefunden hat: Seit dem 1. April ist das Allgemeine Krankenhaus Hagen (AKH) mit seinem Iserlohner Verbundpartner Bethanien-Krankenhaus mit der Frankfurter Agaplesion gAG gesellschaftlich verwoben. Eine Verbindung, so die Vorstellung von Agaplesion-Vorstand Dr. Markus Horneber, die jetzt mit Leben gefüllt werden muss: „Beide Häuser sind hoch attraktive Standorte, die in einer Landschaft, in der sicherlich auch noch einiges an Konsolidierung erforderlich ist, eine solide Zukunft haben.“ Gleichzeitig kündigt er im WP-Gespräch Investitionen in Millionen-Höhe an.
Nachdem der lokale Verbund zwischen AKH und der Katholischen Krankenhausgesellschaft vor zwei Jahren gescheitert war, hatte das Team um den AKH-Beiratsvorsitzenden Bernd Wehberg nach der Bethanien-Übernahme im Jahr 2015 den Kontakt nach Hessen geknüpft.
Gemeinsamer Austausch
„Wir verstehen uns als Wissenskonzern und schöpfen unsere Stärke daraus, dass wir Experten derselben Sorte – also zum Beispiel Allgemein- und Viszeralchirurgen, Gynäkologen und Geburtshelfer, aber auch Qualitätsmanager und Personalverantwortliche – deutschlandweit zusammenbringen, um unseren Konzern weiterzuentwickeln“, erläutert der Vorstandsvorsitzende seine Philosophie. „Diese Experten lernen voneinander und wir schaffen dadurch eine höhere Qualität als ein einzelnes Haus es kann. Parallel verbessert sich dadurch die wirtschaftliche Situation.“ Beispielgebend verweist Horneber auf einen Mediziner-Kongress in Hamburg, bei dem Chefärzte der Agaplesion-Häuser gemeinsam operieren und sich fachlich austauschen.
Hessen setzen auf Wachstumsphilosophie
Bei der in Frankfurt/a.M. ansässigen Agaplesion gAG handelt es sich um eine im Jahr 2002 formierte, gemeinnützige Aktiengesellschaft mit evangelischem Hintergrund.
Die Hessen verfolgen eine konsequente Wachstumsstrategie, um auf den rauen Markt des deutschen Gesundheitswesens ihre starke Position zu behaupten und auszubauen.
Zu dem Verbund gehören bundesweit mehr als 100 Einrichtungen, darunter 28 Krankenhausstandorte mit etwa 6300 Betten.
Insgesamt agieren unter dem Agaplesion-Dach etwa 19 000 Mitarbeiter die 170 000 Patienten pro Jahr versorgen. Das AKH steuert 1100 Beschäftigte zu diesem Verbund bei.
Der Agaplesion-Jahresumsatz liegt bei etwa einer Milliarde Euro, das AKH erwirtschafte zuletzt etwa 80 Millionen Euro.
Obwohl die gemeinnützige Aktiengesellschaft erst vor 14 Jahren gebildet wurde, versteht sich Agaplesion als Teil der über 150-jährigen Tradition der Diakonie, die Wesentliches dazu beigetragen hat, in Deutschland ein Gesundheitswesen zu entwickeln.
Viele Einrichtungen des Konzerns haben eine Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurück reicht: Auch die Wurzeln des AKH reichen bis in das Jahr 1853 zurück.
„Maßgeblich für den Kontakt nach Hagen und Iserlohn war für uns, dass die Häuser medizinstrategisch so aufgestellt sind, dass sie gute Qualität liefern und in Feldern agieren, die nicht alle anderen auch schon machen“, beschreibt der Agaplesion-Chef aus Sicht der Frankfurter sein Interesse an der 60-Prozent-Beteiligung am AKH. „Wir haben beispielsweise bei uns kein einziges Perinatalzentrum Level 1. Das ist etwas ganz Besonderes in unserem Konzern. Auch die Geburtshilfen und Gynäkologien sind Leuchttürme und echte Bereicherungen. Gleiches gilt für die Urologie. Beide Häuser sind gut aufgestellt und verfolgen ein schlüssiges Konzept.“
Horneber sieht abseits der guten Medizintechnik aber auch Optimierungsspielräume: „Was Stationsgrößen angeht und mit Blick auf die Übersichtlichkeit gibt es sicherlich einiges zu investieren. Das wollen wir mit Bedacht angehen. Wir machen in den nächsten Wochen eine Medizin-Strategieklausur mit allen Chefärzten und Pflegedirektoren, um zu analysieren, wie das Krankenhaus in den nächsten fünf bis zehn Jahren aufgebaut sein soll: welche Abteilungen werden gestärkt, was geht vielleicht in den ambulanten Bereich, wo muss man Zentren bilden, wo gibt es womöglich Lücken, wo sollte man mit Nachbarkrankenhäusern kooperieren?“ Im Anschluss werde ein Investitionsprogramm aufgelegt, das über mehrere Jahre vorangetrieben werde.
Dabei verspürt Horneber keinerlei Zeitdruck: „Wir sind nicht langweilig, haben aber auch keine akuten Krisen zu bewältigen. Die Umsetzung soll in vier bis sechs Jahren erfolgen. In Hagen steht dabei zunächst einmal ein neues Bettenhaus im Vordergrund. Hier steht ein Betrag von 35 Millionen Euro für 360 Pflegeplätze im Raum. Der Fokus liegt auf der Schaffung von mehr Ein- und Zweibettzimmern.
Hagen als Ankerpunkt
Hagen soll zudem für Agaplesion „auf jeden Fall“ Sprungbrett ins Ruhrgebiet werden. „Wir wollen in NRW weiter wachsen und das ein oder andere Krankenhaus für uns begeistern.“ Das sei auch gut für den Standort Hagen, der mit den Häusern am Buschey und in Iserlohn – neben Frankfurt am Main und Rotenburg an der Wümme – zu den drei größten Einheiten in der Agaplesion-Familie gehöre. Damit werde Hagen immer ein bedeutender Ankerpunkt und Flaggschiff sein, versucht er Zukunftsängste in der Belegschaft zu zerstreuen und kündigt gleichzeitig eine höhere Transparenz für Prozesse im Haus an, um die Identifikation der Beschäftigten mit ihrem Arbeitgeber zu stärken. „Hagen wird zu keinem Appendix.“