Hagen. Das Beispiel von Volker Händel zeigt glücklicherweise, dass die Diagnose Darmkrebs kein Todesurteil, sondern der erste Schritt zur Heilung sein kann.

  • Gute Heilungschancen bei Darmkrebs
  • Ab 55 erstmals zur Vorsorge
  • Das Beispiel von Volker Händel

Ja, ja. Hätte, wenn und aber. Hätte sich Volker Händel mit 55 Jahren zur Darmkrebs-Vorsorge angemeldet, dann wäre den Ärzten schon damals wohl etwas aufgefallen. Ein kleiner Polyp. Und den hätten sie einfach beseitigt. Volker Händel war aber nicht mit 55 bei der Darmkrebsvorsorge. Dass seine Geschichte trotzdem ein gutes Ende hat, verdankt er – wenn man das so sagen kann – einem urologischen Eingriff. Das Beispiel von Volker Händel zeigt glücklicherweise, dass die Diagnose Darmkrebs kein Todesurteil, sondern der erste Schritt zur Heilung sein kann.

So sieht ein Koloskop aus, mit dem die Darmspiegelungen durchgeführt werden.
So sieht ein Koloskop aus, mit dem die Darmspiegelungen durchgeführt werden. © WP Michael Kleinrensing

„Ja, jetzt bin ich schlauer“. Volker Händel muss lachen, während er das sagt. Die vergangenen Wochen waren anstrengend. Der 71-Jährige hat zwei operative Eingriffe hinter sich – einen urologischen an der Blase und einen endoskopischen in seinem Darm, wo ein großer Polyp, ein Geschwulst in der Schleimhaut des Darms, entfernt wurde. 95 Prozent dieses Polypen waren gutartig, fünf Prozent der Zellen aber wären böse.

„Nach seinem urologischen Eingriff an der Blase wäre eine weitere Operation am Darm ein absoluter Hochrisiko-Eingriff gewesen“, sagt Dr. Rainer Markgraf, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Allgemeinen Krankenhaus in Hagen. Deshalb entschied sich Dr. Markgraf für die schonendere, aber auch sehr anspruchsvollen Variante der endoskopischen Abtragung.

Zweithäufigstes Karzinom

Der Darmkrebs ist das zweithäufigste Karzinom (Krebserkrankung) in der Bevölkerung. „Meistens finden wir aber gutartige Vorstufen“, sagt Markgraf. Er und seine Fachabteilung der Inneren Medizin und Gastroenterologie sind Teil des Hagener Darmkrebszentrums, unter dessen Dach sich die gesamte Expertise zur Erkennung und Behandlung des Darmkrebses und der Vorsorge in Hagen vereint. Vom Krankenhaus bis zum niedergelassenen Mediziner.

Aufnahme eines Darmpolypen. Erstellt bei einer Koloskopie.
Aufnahme eines Darmpolypen. Erstellt bei einer Koloskopie.

Ebenfalls Teil des Darmkrebszentrums ist die Praxis von Dr. Oliver Treml. „Darmkrebs ist eine Krebsart, bei der man Vorstufen entfernen kann und so die Entstehung von Krebs verhindert“, sagt Treml, „und die durch die Vorsorgeuntersuchung in Form einer Darmspiegelung.“

48 Prozent der Befunde im Hagener Darmkrebszentrum werden im Rahmen der Vorsorge festgestellt, die ab 55 Jahren empfohlen wird. „52 Prozent der Befunde werden hingegen festgestellt, weil Patienten mit Symptomen zu uns kommen“, sagt Markgraf.

Diese Patienten sind durchschnittlich 78 Jahre alt. Die frühen Stadien des Darmkrebses, die medizinischen Stufen T1 und T2 (Kleiner, noch nicht fortgeschrittener Tumor, der sich auf seinen Entstehungsort beschränkt. T1 liegt in der Darmschleimhaut, T2 schon in der Muskelschicht darunter) werden zumeist bei der Vorsorge festgestellt. Die späteren und gefährlicheren Stadien T3 und T4 sind in den Körpern jener Patienten zu finden, die mit Symptomen oder Schmerzen ins Darmkrebszentrum kommen. Im Stadium III ist die Erkrankung bereits fortgeschritten. Damit erhöht sich die Gefahr, dass der Tumor durch die Operation nicht vollständig beseitigt werden kann. In Stadium 4 hat der Krebs bereits Absiedlungen (Metastasen) in anderen Organen gebildet. Eine Heilung ist eher die Ausnahme als die Regel.

Der Spitzname „Zico“

Wer mit Mitte 50 erstmals zur Vorsorge geht, hat anschließend bis zu zehn Jahre Gewissheit, dass alles in Ordnung ist. „Wer Vorerkrankungen in der Familie hat, sollte zehn Jahre bevor die Mutter oder der Vater zum Beispiel einen Befund hatten, zur Vorsorge gehen“, so Dr. Oliver Treml.

Über 3000 Koloskopien, also Darmspiegelungen, werden schon alleine in der gastroenterologischen Praxis von Oliver Treml und im AKH gemacht. Dabei finden sich jährlich etwa 80 Krebsgeschwüre im Darm. Die Quote sinkt. „Das hat damit zu tun, dass der Hagener immer besser und nachhaltiger vorsorgen lässt“, sagt Treml. Und es hat etwas damit zu tun, dass die Koloskopie mittlerweile immer verträglicher verläuft. Bekömmliche Sedierung, kaum Schmerzen, kurze Vorbereitungszeit.

Darmkrebs ist besiegbar

„Die noch viel bessere Nachricht ist, dass wir selbst bei einem Befund, meistens noch während der Koloskopie sofort handeln können“, sagt Markgraf. Das mache den Darmkrebs besiegbar.

Volker Händel hat nach seinem Eingriff nun drei Jahre Zeit, bis die nächste Kontrolle ansteht. „Und die“, so viel hält er für sicher, „werde ich wahrnehmen. Noch mal passiert mir das nicht“. Darmkrebs ist eine miese Nachricht, aber gleichzeitig auch die statistische Gewissheit, dass alles gut werden kann.

„Dafür sind die medizinischen Möglichkeiten heute einfach zu gut. Also bitte immer regelmäßig zur Vorsorge gehen“, so die beiden Mediziner.