Hagen. . Gewalt bei einem Fußballturnier in Hagen: 300 Zuschauer, darunter viele Kinder, werden Augenzeugen einer brutalen Attacke auf zwei Vereinsfunktionäre.

Brutale Szenen bei einem Fußballturnier in Hagen: Ein Schlägertrupp prügelte rücksichtslos auf den Trainer und den Geschäftsführer eines Hagener Fußballclubs ein. Beide Opfer erlitten erhebliche Verletzungen.

Auch interessant

Donnerstagabend, Halbzeit im Spiel zwischen Cemspor Hagen und ETuS Schwerte. Während sich die Spieler erholen, der Trainer die Halbzeitansprache hält, laufen sechs muskelbepackte Männer auf das Spielfeld und greifen den Trainer (45) sowie den Geschäftsführer (51) von Cemspor tätlich an. Augenzeugen zufolge schlugen, traten und boxten die Täter auf den 45-Jährigen ein und verletzten ihn im Gesicht und am Arm. Als sich der Cemspor-Geschäftsführer den Angreifern mutig entgegenstellt, wird auch er zusammengeschlagen. Danach treten die Täter in aller Seelenruhe den Rückzug an und marschieren an den Zuschauern vorbei zu ihren zwei Autos, die sie vor der Sportanlage abgestellt hatten.

Fichte-Abteilungsleiter entsetzt

Als die Polizei eintrifft, sind die Männer weg. Niemand hatte es gewagt, sie anzusprechen oder gar aufzuhalten. „Ich habe geheult“, sagte Rupert Freytag, Abteilungsleiter des gastgebenden Vereins TSV Fichte Hagen: „So etwas habe ich in 38 Jahren, in denen es dieses Turnier gibt, noch nicht erlebt.“ Als die Polizei ankam, lag der Geschäftsführer immer noch am Boden. Er wurde per Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert, wo er über Nacht bleiben musste. Der Trainer wurde ebenfalls ins Krankenhaus gebracht, konnte es nach einer Behandlung aber verlassen.

Auch interessant

Einen Tag nach der gewalttätigen Auseinandersetzung tritt der Vorsitzende von Cemspor Hagen von seinem Amt zurück. „Mit solchen Dingen will ich nichts zu tun haben, man ist sich ja seines Lebens nicht sicher“, begründete Erdal Yildiz. Ömür Turhan, Vorsitzender des SSV Hagen, der die Gewaltaktion beobachtet hatte, kommentierte: „Hier ist etwas passiert, das allen Menschen Angst macht.“

Abreibung für den Trainer

Auch Rupert Freytag stand noch unter dem Eindruck des brutalen Geschehens: „Es waren ja mindestens 40 Kinder am Platz, die das mitbekommen haben.“ Das Spiel war friedlich verlaufen. Es hatte wohl auch nichts mit den sportlichen Ereignissen zu tun, dass Trainer und Geschäftsführer zu Opfern wurden. Schnell machte in Hagen die Runde: Ein Cemspor-Spieler habe sich über seine Nichtberücksichtigung derart geärgert, dass er seinem Trainer durch „Kumpel“ eine Abreibung verpassen wollte.

Auch interessant

Bis auf den Geschäftsführer traute sich niemand einzugreifen. Rupert Freytag betonte: „Da hätten auch ein paar Ordner mit Armbinden nicht geholfen. Das waren ausgebildete Schlägertypen. Wenn es einer oder zwei gewesen wären, hätten sich vielleicht ein paar dagegen zusammengefunden, aber nicht gegen diese sechs.“

Cemspor-Spieler hatten Angst - Facebook-Seite abgeschaltet

Cemspor, ursprünglich als Verein für Muslime alevitischen Glaubens gegründet (Cem bedeutet Versammlungshaus), sei längst offen für alle Nationalitäten und Glaubensrichtungen. „Unser Torwart ist Deutscher, im Team spielen Italiener, Türken und Kurden,“ sagt der zurückgetretene Vorsitzende Erdal Yildiz. Die Facebook-Seite des Vereins ist abgeschaltet. „Ich hatte den Eindruck, die Cemspor-Spieler hatten große Angst“, betonte Freytag. Die Polizei spricht von „bislang noch unklaren Hintergründen der Auseinandersetzung“.