Hagen. Der 38-jährige Zeichner und Designer Stefan Fuchs aus Haspe versteht sich in der Kunst der Übertreibung. Emotionen spiegeln sich im Motiv wider.
- Stefan Fuchs hasst das Wort „kreativ“
- Der Zeichner und Designer freut sich über jeden Auftrag
- Manchmal liegt die Kunst im Untertreiben
Er hasst das Wort „kreativ“. „Ja, wie die Pest“, schüttelt Stefan Fuchs den Kopf. Wohl um seine Missbilligung darüber zu unterstreichen, dass „kreativ“ ein Berufsfeld sein soll. Stefan Fuchs ist Illustrator. Und sagt: „Kreativ ist doch jeder. Ob ich bei einer Agentur in der Kreativabteilung arbeite, ob ich etwas koche oder mir ein Spiel ausdenke – wo ist da der Unterschied?“
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Okay, also sprechen wir ab jetzt nicht mehr über einen kreativen Kopf und auch nicht mit einem kreativen Geist, sondern vom Freiberufler Stefan Fuchs. Er ist 38 und charakterisiert sich selbst ganz schlicht: „Ich bin in Haspe zu Hause und ich zeichne schon immer.“
Schön – und jetzt zeichnet er auch für uns. Denn Stefan Fuchs begleitet die große Sommerserie „Liebe“ der Stadtredaktion Hagen, die ab Samstag, 9. Juli knapp sechs Wochen läuft. „Ich freu’ mich über den Auftrag“, sagt der Zeichner und Designer. Das Thema sei so breit angelegt, „zwischen den einzelnen Themen liegen Welten“.
Zeichnung erzählt eine Geschichte
Die Botschaft einer Geschichte, die in 120 oder 200 Zeilen Text erzählt wird, müsse er – so sein Anspruch an sich selbst – in einer Zeichnung, die jedermann sofort versteht, ausdrücken. „Das ist die Kunst“, sagt Fuchs. Und gesteht, dass er an einigen Themen ganz schön zu knacken gehabt habe, „aber irgendwann kamen die Ideen dann doch“. Und wir in der Redaktion sind überaus zufrieden. Uns gefallen das Logo und die kleinen und großen Karikaturen, die meist augenzwinkernd, aber auch mal „ziemlich direkt“ auf das jeweilige Thema anspielen.
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Apropos Liebe: Stefan Fuchs Schwerpunkt sind realistische Karikaturen. Seine Steckenpferde sind Persönlichkeiten wie Papst Benedikt, Silvio Berlusconi oder Darth Vader (Star Wars). Klingt nicht besonders romantisch. „Das sind zwar Auftragsarbeiten, doch der Mensch steht im Fokus. Daher geht’s zumindest nicht ohne Emotionen. Aber ich mache auch etliches für meinen Bekannten- und Freundeskreis. Und da spielen dann viel Sympathie beziehungsweise Liebe hinein.“
Seine bislang liebevollste Arbeit? „Ein Portrait meiner Exfreundin. Aber ohne Liebe zu egal welchem Bild kann man sowieso nicht malen.“
Themenwechsel: Schon als Kind ein kleiner van Gogh oder Michelangelo? Stefan Fuchs lacht: „Ach was, als Kind haben meine Eltern mir im Restaurant schon immer Zettel und Stift in die Hand gedrückt. Es hat funktioniert . . .“
Obwohl – in der 10. Klasse hatte Fuchs im Fach Kunst eine glatte Fünf, „ich hatte einfach keinen Bock“.
Als Jugendlicher hat er dann viel Musik gemacht, „ich hab’ 15 Jahre Schlagzeug gespielt; das war mein Ding“.
Nach der Schule wollte Fuchs Kommunikations-Design an der Fachhochschule in Dortmund studieren – und musste eine Bewerbungsmappe mit Zeichnungen abgeben. „Ich hatte keine Wahl – musste mit dem Zeichnen wieder beginnen“, erinnert er sich heute. Im ersten Anlauf wurde er an der FH angenommen, bekam seinen Wunsch-Studienplatz, im vierten Semester wurde er Tutor bei seinem Professor – es lief . . . Parallel zum Studium war Fuchs als Tätowierer in Dortmund tätig.
Mittlerweile ist er auch als Designer unterwegs, entwickelt Farbwelten für gewerbliche Räume, Logos, und er stellt Musikvideos her. „Ich mache viel. Nur abstrakte Malerei ist nicht mein Ding. Aber vielleicht ja irgendwann mal. Viele Künstler haben ja erst realistisch und später abstrakt gemalt. Piet Mondrian zum Beispiel. Also wer weiß . . .“
„Sie“ muss immer gut aussehen
In welchem Bereich er am liebsten arbeitet? „Wenn im Freundeskreis geheiratet wird und ich eine Karikatur erstelle.
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Das ist eine Gratwanderung. Denn Regel Nummer Eins lautet: ,Sie’ muss immer gut aussehen – Karikatur hin oder her. Übertrieben schön geht auch – aber Hauptsache gut.“ Den Bräutigam könne er ruhig etwas direkter karikieren – „das halten die meisten Männer aus“.
Aber eine Karikatur soll doch gerade übertreiben? „Natürlich, aber wenn eine Braut nun mal ein Pferdegebiss oder ein hängendes Augenlid hat, liegt die Kunst im Untertreiben.“danke dir :-)