Hagen-Mitte. 180.000 neue Mitarbeiter hat die Stadthalle Hagen. Imker Lars Quicker hat drei Bienenvölker auf dem Dach des Glaspalastes angesiedelt.

  • Honig wird in der Restaurant-Küche verarbeitet
  • Bienen fliegen im Radius von zwei Kilometern
  • Imker kümmert sich um seine Völker

Schinkenbraten mit Honigkruste. Küchenchef Hans-Joachim Junge spitze die Lippen und legt Zeigefinger und Daumen dabei zusammen. Will sagen: einfach köstlich. Erst recht, seit 180 000 neue Mitarbeiter des Kochs die wichtigste Zutat frei Haus liefern. „Unser Honig“, sagt der Mann über Töpfe und Kellen, der einst mit seinem Vater 100 Bienenvölker betreute. Er muss es wissen: „Der Honig hat eine erstklassige Qualität.“

Der blickt schweift umher vom Dach der Stadthalle. Es grünt im ehemaligen Steinbruch und in all den Gärten der Nachbarschaft. Das ist das Einzugsgebiet von rund 180 000 Honigbienen, die hier ihre Heimat haben. „Gezählt habe ich sie nicht“, sagt Hobby-Imker Lars Quicker, der drei Völker nahe der Innenstadt angesiedelt hat. „Urban Biening“ heißt das auf Neudeutsch.

Insekten finden vielfältige Nahrung

Wertvolle Inhaltsstoffe

Deutscher Qualitätshonig zeichnet sich aus durch seine besonderen Inhaltsstoffe aus.

Honig aus dem Supermarkt, der teilweise aus Südamerika und China importiert wird, wird während des Transports erhitzt, damit er flüssig bleibt. Dadurch gehen Inhaltsstoffe verloren.

Weitere Informationen zur Hobby-Imkerei von Lars Quicker im Internet unter www.my-bienen.de

Dahinter steckt die Gewissheit, dass die nützlichen Insekten viel länger und viel vielfältigere Nahrung finden als in ländlichen Gegenden, die oft durch Monokultur geprägt sind. „Ein Rapsfeld blüht einmal und dann ist Schluss. In den Gärten und auf den Balkonen hingegen blüht immer irgendetwas“, sagt Lars Quicker. „Dazu kommen die Laubbäume auf dem und um das Stadthallen-Areal herum. Und in der Stadt ist es oft ein bis zwei Grad wärmer als auf dem Umland. Das sind optimale Bedingungen.“

Zwei Kilometer beträgt der Radius der Bienen, die in drei Stöcken auf dem Dach der Stadthalle leben. „Wir verstehen uns als grünes Haus in einer grünen Stadt“, sagt Stadthallen-Chef Jörn Reith, „dieses Alleinstellungsmerkmal wollen wir etablieren.“ Der Honig, der im eigenen Haus verarbeitet wird und bald in Gläsern mit Stadthallen-Logo verkauft werden soll, ist dabei ein Baustein, um die Naturverbundenheit der Halle am Rande der Innenstadt zu untermauern.

21 Tage bis zum Bienentod

180 000 Bienen arbeiten auf dem Dach der Stadthalle Hagen. Der Honig wird in der Küche verarbeitet.
180 000 Bienen arbeiten auf dem Dach der Stadthalle Hagen. Der Honig wird in der Küche verarbeitet. © WP

Ein Baustein, der seine Opfer verlangt. Nur 21 Tage werden Bienen in aller Regel alt. „Sie malochen sich zu Tode“, sagt Lars Quicker mit Blick auf die Winterbienen, die mehrere Monate in der kalten Jahreszeit im Stock überleben, „aber eine Königin legt derzeit pro Tag 2000 neue Eier.“ Die Anführerin ihrerseits lebt drei bis vier Jahre. Geht es dem Ende zu, versprüht sie einen bestimmten Stoff nicht mehr. Grund für das Bienenvolk, eine neue Königin auszuwählen. Ein einziges Ei, so Quicker, werde dann mit dem Gelee Royal, einem besonders proteinhaltigen Nährstoff versehen. Das führt dazu, dass sich statt einer normalen Biene aus diesem Ei eine Königin entwickelt. „Bienendemokratie“ nennt Quicker dieses Phänomen.

Einmal in der Woche guckt der Imker auf dem Dach der Stadthalle nach dem Rechten. „Dabei geht es vor allem darum, das Schwärmen eines Volkes zu verhindern“, sagt Lars Quicker. Und natürlich um die Ernte. Die Linde blüht. Und damit neigt sich das Bienenjahr dem Ende. „20 bis 40 Kilogramm Honig produziert ein Volk pro Jahr.“ Zu viel. Selbst für eine Großküche wie die der Stadthalle.