Wehringhausen. . Das Erzählcafé Altes Backhaus in Wehringhausen ist ein Ort der Begegnung. Seit 20 Jahren erleben die Besucher Überraschendes.

  • Gemeinnütziger Verein führt das Café
  • Räume werden auch vermietet
  • Kooperation mit der Volkshochschule

Das hört man heutzutage selten: „Finanziell stehen wir auf sicheren Füßen. Wir haben sogar eine kleine Reserve, wenn an oder in unserem kleinen Haus mal etwas repariert werden muss.“ Mit „unserem kleinen Haus“ spielt Eva Schäfer auf das Erzählcafé in Wehringhausen an. Das alte Backhaus in der Lange Straße 30, das von einem gemeinnützigen Verein geführt wird, feiert 20-jähriges Bestehen. „Es ist ja kein richtiges Jubiläum, trotzdem laden wir am Samstag alle Nachbarn und Freunde zum Sommerfest ein“, so die 1. Vorsitzende.

Wir sitzen in dem gemütlichen Garten, große Kaffeebecher und ­alte Ordner vor uns auf dem Tisch. Eva Schäfer und „Kollegin“ Ulla Kähler blättern durch den Foto-Ordner, in dem sich größtenteils Schwarz-Weiß-Bilder aus den ­Anfangsjahren des Erzählcafés befinden.

Neues Team übernimmt Backhaus im Sommer 2011

Sommerfest mit Live-Musik

Das 20-jährige Bestehen des Erzählcafés wird am morgigen Samstag gefeiert.

Nachbarn und Freunde sind zwischen 17 und 22 Uhr bei freiem Eintritt eingeladen.

Es gibt auch Live-Musik.

Margret Obendiek, lange Zeit die personifizierte Erzählcafé-Chefin, hat etliche Fotos und Zeitungsartikel gesammelt. „Am 15. Dezember 1995 hat Margret Obendiek den Verein hier im alten Backhaus gegründet, im Mai 2011 ist sie gestorben. Im Sommer hat ein neues Team den Verein und das Haus übernommen“, blickt Kassiererin Kähler zurück.

Der Verein besteht heute aus 30 Mitgliedern und etlichen ehrenamtlichen Helfern. In dem von Privat zu sehr moderatem Kurs angemieteten Gebäude wird Stadtteil- und Nachbarschaftspflege groß geschrieben. „Und Gemütlichkeit und Geselligkeit“, unterstreicht Eva Schäfer.

Das kleine, grüne Paradies hinter dem Haus

Ja, heimelig und gemütlich wird es sofort, nachdem man das Tor und den fünf Meter langen Weg zum Haus passiert hat. „Hinein ins kleine, grüne Paradies“ möchte man fast sagen.

„Der Eindruck wird verstärkt, da die Lange Straße eine trubelige, laute Geschäftsstraße ohne Bäume ist“, vermutet Ulla Kähler. Doch nicht nur im Garten geht’s idyllisch zu, auch in dem kleinen Haus selbst, in dem etliche Veranstaltungen stattfinden. Beispiele? Seit langem pflegt der Verein eine Kooperation mit der Hagener Volkshochschule (VHS).

Freitags steht Geschichte auf dem Programm

Ein- bis zweimal im Monat, ­immer freitags, werden Geschichtsthemen aufgegriffen, meist mit lokalem Bezug. Es werden auch Zeitzeugen eingeladen – um die Veranstaltung lebendiger und authentischer zu gestalten. „Die VHS-Vorträge sind ex­trem beliebt. Aber mehr als 25 Personen fasst unser kleiner Raum nicht“, bedauert Eva Schäfer. Einen festen Stammplatz im Programm haben auch der Literaturstammtisch (einmal pro Monat samstagsvormittags) sowie das ­Philosophencafé (einmal pro Monat sonntagsvormittags).

Wirkt Behaglich: das Erzählcafé im Hinterhof.
Wirkt Behaglich: das Erzählcafé im Hinterhof.

Doch das Herzstück des Erzählcafés bilden die geselligen Tage, an denen die Menschen aus der Nachbarschaft „einfach mal so“ oder zum Essen vorbeikommen.

Wie dienstags zwischen 14 und 18 Uhr – da sind Kaffee, selbstgebackener Kuchen und Klönen angesagt. Und freitags zwischen 11 und 18 Uhr (im Sommer 19 Uhr) wird den Gästen ein Mittagsimbiss angeboten. „Chili con Carne, Gnoccis mit Spinat, marokkanisches Hähnchen oder Thai-Gemüse – da wir mehrere Hobby-Köche haben, ist das Angebot breit gefächert“, freut sich Ulla Kähler, die gemeinsam mit Eva Schäfer und anderen Helfern die Freitagsschicht stemmen.

Niemals hier vermutet

Im Laufe des Gesprächs fällt mir auf, dass nur Frauennamen fallen. Frauen-Power im Hinterhaus? „Im Grunde schon. Mein Mann und ein weiterer Herr sind hier aktiv, aber der Rest besteht aus Frauen“, lacht Eva Schäfer, „aber es läuft ja . . .“

Worüber sich die beiden Powerfrauen besonders freuen?

„Wenn Leute das erste Mal durch unser Tor kommen, erstaunt das Gärtchen entdecken und bewundernd sagen ,Das hätten wir hier niemals vermutet’.“

Schön sei auch, dass das Erzählcafé durch die Veranstaltung „Tag der offenen Hinterhöfe“ viel ­bekannter geworden sei, „heute kennen halb Hagen und ganz Wehringhausen das alte Backhaus in der Lange Straße 30“.