Kabel. . Die Gruppe “Racer Alliance“ kritisiert im Hinblick auf Raser-Unfälle die “unsinnige Gefährdung von unschuldigen Menschen“. Auto-Tuning habe aus ihrer Sicht absolut gar nichts mit Raserei zu tun.

  • Tuning-Szene äußert sich zu Raser-Unfällen
  • Schwarze Schafe werden sofort aussortiert
  • Grenzen werden bei Anfahrrennen überschritten

Sie wollen reden. Über die unsinnige Gefährdung von unschuldigen Menschen, die Raser-Unfälle der letzten Zeit in Hagen und darüber, dass Auto-Tuning aus ihrer Sicht absolut gar nichts mit Raserei zu tun hat.

Nach den beiden fürchterlichen Raser-Unfällen auf der Feithstraße und am Landgericht zuletzt in Hagen, hat die Gruppe „Racer Alliance“ (frei übersetzt: Allianz der Raser) der Stadtredaktion einen Besuch abgestattet. Sie wollen reden. Über die unsinnige Gefährdung von unschuldigen Menschen, die Raser-Unfälle der letzten Zeit in Hagen und darüber, dass Auto-Tuning aus ihrer Sicht absolut gar nichts mit Raserei zu tun hat.

Sie treffen sich am alten Kabeler Bahnhof. Das Gelände dürfen sie mit Erlaubnis der Deutschen Bahn nutzen. „Wir pflegen den Platz und haben sogar eine Reinigungs-Aktion gemacht“, sagt Robin Flüshöh, der Gruppengründer. Man kann die Autos und die Motorräder, die hier bei den Treffen zusammenkommen durchaus als aufgemotzt bezeichnen. So wie den Toyota GT 86 von Kevin Schöke und die Kawasaki „Ninja“ von Robin Flüshöh. Der Golf 6 von John Erfurt ist ein GTI. Das würde er selbst nicht aufgemotzt nennen. Es sei ein sportliches, gut motorisiertes Auto.

Die „Racer Alliance“ trifft sich regelmäßig am alten Kabelker Bahnhof.
Die „Racer Alliance“ trifft sich regelmäßig am alten Kabelker Bahnhof. © WP

Knallhart gegen Tuning-Szene

20 Kilometer entfernt, auf dem ehemaligen Hochofengelände Phoenix-West in Dortmund, ist die Polizei zuletzt knallhart gegen die Tuning-Szene vorgegangen. Nicht zuletzt, weil es in Dortmund große Probleme mit einer Raser-Szene gibt, die sich Rennen mit Autobahngeschwindigkeiten auf dem Wallring in der Innenstadt liefert. „Das sind genau die Leute, die dafür sorgen, dass eine Gruppe wie wir als Raser abgestempelt wird“, sagt Flüshöh. „Bei uns gilt: Wir sortieren schwarze Schafe aus. Das ist Selbstüberschätzung, Spinnerei, völlig unverantwortliches Fahren. Wir haben Spaß an der Bastelei an unseren Autos, nicht daran, unser Leben aufs Spiel zu setzen.“ Dass Flüshöh da kein Märchen über seine Tuning-Freunde erzählt, kann man auch an der Einschätzung der Hagener Polizei erkennen, die die Gruppe als unauffällig einstuft. „Wir wissen, dass sich Anwohner zuletzt über uns beschwert haben. Aber wir können jeden nur herzlich einladen, uns zu besuchen und sich ein Bild von uns zu machen.“ Die Polizei lasse sie in Ruhe ihrem Hobby nachgehen, sagt Flüshöh. Kein unnötig hoher Kontrolldruck, keine andauernden Überprüfungen von Fahrzeugscheinen, ob der Heckspoiler oder die Breitreifen auch korrekt eingetragen sind.

Kontakt via Facebook

Wer mit der „Racer Alliance“ in Kontakt treten möchte, kann das via Facebook tun. Dort findet man die Tuning-Freunde unter ihrem Gruppennamen.

In Hagen hatte es zuletzt schwere Unfälle nach überhöhter Geschwindigkeit gegeben. Beim raser-Unfall auf der Feithstraße gerieten ein Aufdi A6 und ein Skoda Fabia RS in den Gegenverkehr und trafen zwei Pkw. Fünf Menschewn wurden insgesamt verletzt. Gegen die Raser wurden Haftbefehle erlassen.

Name zur Provokation gewählt

Dennoch: Sie nennen sich „Racer Alliance.“ Frei übersetzt heißt das so viel wie „Allianz der Raser“. Der Gruppenname sei bewusst provokant gewählt, da die Tuningszene in den letzten Jahren immer häufiger als Raserszene bezeichnet worden sei. Zu Unrecht, wie sie finden. Robin Flüshöh trägt beim Redaktionsbesuch die Gruppenkleidung. Seine Freundin Carla Umbach hat ein Tattoo auf dem Oberschenkel. Dort steht das englische Zitat des verstorbenen Schauspielers Paul Walker („Fast and the furios“), der bei einem Autounfall als Beifahrer auf dem Sitz eines Porsche Carrera ums Leben kam: „Wenn Geschwindigkeit mich eines Tages umbringen sollte, dann weint nicht um mich. Ich habe gelächelt.“ Umbachs VW Lupo ist „auf Porsche“ getrimmt, wie sie erklärt.

Sie würden mit ihrem Image spielen, sagt Robin Flüshöh. „Ja, wir haben ein Faible für Autos und auch für Geschwindigkeit. Aber wir riskieren keine Menschenleben. Wir fahren höhere Geschwindigkeiten auf dem Nürburgring oder auf Drift-Trainingsgeländen. Dafür gibt es sowas schließlich“.

Wie solche Situationen wie die, die zum schlimmen Raser-Unfall auf der Feithstraße geführt haben, entstehen, können Flüshöh und seine Kollegen sich nur zu gut vorstellen. „Selbstüberschätzung und reine Provokation“, sagt Flüshöh. „Da treffen zufällig zwei solche Menschen an einer Ampel aufeinander und denken, sie sind im Film. Mit der Tuning-Szene haben diese Fahrer auf jeden Fall nichts zu tun gehabt. Der beteiligte Skoda Fabia RS und der Audi A6 waren ganz normale Autos. Nur weil jemand weiße Sportfelgen und ein paar Streifen auf dem Wagen hat, ist er noch lange kein Tuner und erst recht kein Raser. Genau so wie jemand, der Ballerspiele am Computer spielt, nicht automatisch zum Amokläufer wird.“

Einige kennen die Grenzen nicht

Leider sei es so, dass einige die Grenze bei sogenannten „Anfahrrennen“ nicht kennen und einfach weiter auf dem Gas bleiben würden. „Und das finden wir gerade so frech“, sagt Flüshöh. „Mal kurz zu beschleunigen, hat nichts mehr mit dem Unfall auf der Feithstraße zu tun, denn diese beiden Fahrer waren unserer Meinung nach nur darauf aus, ein richtiges Rennen zu fahren. Es wird nie ausbleiben, dass jemand mal mit etwas erhöhter Geschwindigkeit geblitzt wird, dass Thema hat aber nichts damit zu tun, dass man aus der Szene kommt, sondern damit, dass diese Person es eilig hatte oder nicht mit dem Kopf da war, wo er sein sollte, was natürlich keine Entschuldigung ist. Früher losfahren und vor allem das Handy aus der Hand nehmen wäre angebracht“.