Hagen. . Die Folgen des Unfalls eines 40-Tonners beschäftigen die Stadt Hagen bis heute. Es ist noch immer unklar, wem das zerstörte Grundstück gehört.
- Spektakulärer Lkw-Unfall beschäftigt Stadt noch immer
- 40-Tonner steckte in Buntebachstraße fest
- Spedition muss 100 000-Euro-Schaden bezahlen
Ein wertloses Grundstück, das für 100. 000 Euro saniert werden muss. Kubikmeterweise verseuchtes Erdreich, das in wochenlanger Arbeit abgetragen werden muss. Eine nicht mehr standsichere Böschung. Fünf Eigentümer, die die Stadt Hagen trotz monatelanger Recherche nicht ausfindig machen kann: Die Folgen des Unfalls eines 40-Tonners, dessen Fahrer nach Hagen im Teutoburger Wald wollte, jedoch Hagen/Westfalen als Zielort in sein Navigationsgerät eingegeben hatte und sich in der Buntebachstraße festfuhr, sind beinahe ebenso spektakulär wie das Unglück selbst. „Wir haben den Schaden zwar inzwischen so gut wie behoben“, berichtet Christa Stiller-Ludwig vom städtischen Umweltamt. Doch den Aktendeckel mit dem Fall zuklappen kann die Behörde noch nicht.
Zur Erinnerung: Der russische Fahrer (37) des Sattelzugs einer Koblenzer Spedition hatte sich am 3. Februar um 5.30 Uhr trotz aller Hinweise und Verbotsschilder von seinem Navi in die enge, kurvenreiche und steile Buntebachstraße, die von Oberhagen zum Bismarckturm hinaufführt, leiten lassen. Selbst Begegnungsverkehr mit Kleinwagen ist dort nicht möglich. So geschah, was geschehen musste: Beim Rangieren fuhr sich der schwere Truck fest und kam nicht mehr vor noch zurück. Zu allem Unglück beschädigte er am Waldrand einen Versorgungsschacht, wobei der Tank aufgerissen wurde und 450 Liter Diesel ins Erdreich strömten.
Zwölfstündige Bergung
Die Bergung des kolossalen Fahrzeuges gestaltete sich als zwölfstündiges Abenteuer mittels Seilwinde und abmontierter Leitplanke. Die Buntebachstraße blieb tagelang gesperrt, der aggressive Diesel hatte den Asphalt weggeätzt, das Erdreich kontaminiert und den nahen Bach verunreinigt. Zwei Wochen dauerte es, bis die Firma Lobbe, ein von der Stadt beauftragtes Entsorgungsunternehmen, die am Hang gelegene Unfallstelle und die Umgebung ausgekoffert und den größten Teil des Treibstoffs aufgenommen hatte. „Die Erde musste nicht nur großflächig, sondern auch in massiver Tiefe ausgehoben werden“, so Frau Stiller-Ludwig. Während der Unglücksfahrer mit einem 35-Euro-Knöllchen davon kam, muss die Koblenzer Spedition für den entstandenen Schaden und die Folgekosten, die sich auf insgesamt 100. 000 Euro belaufen, aufkommen. Ein Mitarbeiter der Versicherung des Spediteurs steht deshalb in engem Kontakt zur Stadtverwaltung.
Bergungsfahrzeug steckte selbst in der Klemme
Messungen zufolge gelangten keine erheblichen Mengen des Diesels in den Buntebach. Das Gewässer fließt in die Volme, in der glücklicherweise keine Rückstände des Treibstoffs mehr nachzuweisen waren.
Das Bergungsfahrzeug des Hagener Abschleppdienstes Klein musste seinerzeit rückwärts vom Goldberg aus durch die Serpentinen zum verunglückten Lkw manövriert werden. Dazu wurde eine Leitplanke demontiert.
Privatweg zerstört
Durch den Diesel zerstört wurde auch ein Teil eines Privatweges, der von der Buntebachstraße abzweigt und zu zwei Häusern führt, deren Bewohner zur Unfallzeit nicht daheim waren. Der Weg befindet sich im Besitz einer Eigentümergemeinschaft, deren fünf Mitglieder jedoch nicht mehr in Hagen leben, sondern in alle Himmelsrichtungen verstreut sind. Zwar kennt das Umweltamt ihre Namen, doch da es sich bei dem Weg um ein sogenanntes Grundstück ohne Wert handelt, für das keine Grundsteuer fällig wird, gestaltet sich die Suche nach den Verschollenen überaus kompliziert. „Bislang hat sich keiner der Betroffenen gemeldet“, muss Christa Stiller-Ludwig ernüchtert feststellen. So wird der zerstörte Bereich saniert, ohne dass die Eigentümer dies überwachen können.
Erst wenn die Böschung endgültig abrutschsicher hergerichtet und die Straße asphaltiert ist, die Leitplanke und der Versorgungsschacht erneuert sind, kann das Ordnungsamt die Akten über eine der teuersten Speditionstouren auf dem Gebiet der Stadt schließen.