Emst. Der Hagener Kioskbetreiber Vickneswaran Sajanthan wird in seinem Laden brutal überfallen. Trotz seiner Verletzungen überwältigt er den Täter.
- Brutaler Überfall auf Emster Kiosk
- Täter schlägt Betreiber mit Hammer auf den Schädel
- Doch dann überwältigt das Opfer den Täter
Das Video ist grauenvoll. Dass der Schädel des Kioskbetreibers Vickneswaran Sajanthan (30) nicht in zig Teile zersprungen ist, ist mehr Glück als der junge Mann in seinem ganzen Leben bislang gehabt haben dürfte. Was allerdings passierte, als ein vermeintlicher Kunde seines Geschäfts ihm mit einem Hammer zweimal von hinten kräftig auf den Kopf schlug, das hätte sich Sajanthan selbst niemals zugetraut.
Da war ein Loch in seinem Kopf. Im Krankenhaus haben sie es zugenäht. Man sieht der Stelle deutlich an, dass der Körper versucht, sie zu heilen. Der linke Augapfel ist blutrot. Der Schädel dröhnt noch. Die Ärzte im Krankenhaus haben zu Sajanthan gesagt, dass nur der Schlagwinkel darüber entschieden hat, dass er jetzt kein toter Kioskbetreiber ist. „Für mich ist das versuchter Mord“, sagt er und spielt auf einem Computer in der Kaffeeküche seiner Trinkhalle auf Emst immer wieder das Video der Überwachungskamera ab.
Der Tathergang
Darauf sind etwa 30 blutige Sekunden zu sehen, die für den Täter letztlich schlimmer ausgehen als für das Opfer. Es ist Samstagabend, etwa 22.30 Uhr. Ein Kunde betritt den Laden, bittet Sajanthan, ihm ein Päckchen Tabak aus dem Regal zu reichen. Sajanthan dreht sich um. Dann schlägt der Kunde mit dem Hammer zu. Zweimal. Kräftig. Gezielt. Brutal. Sajanthan ist schwer getroffen und verletzt, scheint für einen kurzen Moment zusammenzusacken, ehe er sich umdreht und auf den schlagenden Täter zugeht. Er packt ihn, schubst, schlägt zurück, zerrt den stämmigen Täter durch den ganzen Laden, schmeißt ihn in Regale, bringt ihn mehrfach zu Fall. „Ich wollte nicht, dass er abhaut. Ich wollte, dass die Polizei ihn kriegt“, sagt Sajanthan.
Alles laufe derzeit schief, sagt der Täter
Gegenüber der Hagener Polizei gab der Täter (48) zu seiner Entschuldigung an, dass bei ihm derzeit alles schief laufe und er seit drei Tagen nichts gegessen habe. Seit dem Überfall auf den Kioskbetreiber sitzt er in Untersuchungshaft.
Der Laden: halb verwüstet. Eine andere Kameraeinstellung zeigt, wie der blutende Sajanthan den Täter raus vor die Tür zerrt, wo er ihn zu Boden drückt. Immer wieder schreit er dabei um Hilfe. Ein vorbeifahrender Radfahrer bemerkt die Szene, ruft die Polizei. Als diese eintrifft, ist das Gefecht für den verletzten Kioskbetreiber endlich vorbei. Das Adrenalin lässt nach, die Schmerzen beginnen. „Was habe ich für ein Glück gehabt“, sagt er.
Er hatte den Laden, den er erst Anfang Februar im beschaulichen Emst eröffnet hatte, an diesem Abend extra mal länger geöffnet gelassen. „Es war schönes Wetter, es ist schon länger hell draußen. Da trinkt vielleicht abends gerne noch mal jemand was, dachte ich mir.“ Sajanthan ist in Vorhalle aufgewachsen. Auch wenn Vorhalle nicht der gefährlichste Ort Hagens sei, dort hätte er sich schon eher vorstellen können, mal Opfer einer solchen Attacke zu werden. Aber auf Emst? „Hier doch nicht.“
Es droht eine Freiheitsstrafe
Der stämmige Täter, der auf den eher schmächtigen Sajanthan losging, sitzt seit Samstagnacht in Untersuchungshaft. So viel dürfte schon klar sein: Wegen des schweren Raubes drohen ihm mehrere Jahre Freiheitsstrafe. Vickneswaran Sajanthan will auch weiterhin seinen Kiosk an der Cunostraße in den Abendstunden öffnen. Er will sich nicht unterkriegen lassen. „Ich will meine Arbeit machen. Mehr nicht.“