Hagen. Das Verfahren gegen den Eremiten aus Hagen ist eingestellt. Das Gericht hält ihn für ungefährlich. Der Mann schlug mit einem Stein eine Glastür ein.
- Das Verfahren gegen den Eremit aus Dahl ist eingestellt
- Das Gericht sieht den 75-Jährigen nicht als gefährlich an
- Der Mann hatte mit einem Stein eine Glastür attackiert
Der Eremit (75) aus Dahl kann aufatmen: Er wird nicht in die Psychiatrie eingewiesen und auch seine Holzhütte im Wald nicht räumen müssen. Er wird nicht mal bestraft, weil er mit einem Pflasterstein eine Terrassentür aus Glas einschlug. Am Donnerstag stellte das Landgericht sein Strafverfahren wegen Geringfügigkeit ein.
Ohne fließend Wasser und ohne Strom, so lebt seit 30 Jahren der Mann mit dem struppig abstehenden Haar in einem einfachen Holzverschlag. Er sagt selbst: „Ich wohne dort nicht, ich hause.“ Sein Trinkwasser schöpft er aus dem nahegelegenen Hemker Bach. In der Nachbarschaft gilt er als kauziger Sonderling, man geht ihm möglichst aus dem Weg.
Einige Anwohner halten ihn sogar für allgemeingefährlich. „Nein“, erklärte am Donnerstag eine psychiatrische Amtsärztin (47) vor Gericht, „er will nur keine Spaziergänger vor seiner Hütte haben, vor allem keine Passanten mit Hunden.“ Als Mitarbeiterin des Gesundheitsamts war sie bis 2013 für ihn zuständig, bei verschiedenen Einsätzen im Wald hätte sie ihn stets „sehr kontrolliert und steuerungsfähig erlebt“ und „einen psychotischen Zustand nicht feststellen können“.
"Ihr Ratten, ihr Ratten!"
Doch was war am angeklagten Tattag, dem 11. Oktober 2014? Das schilderte eine 38-jährige Krankenschwester, die in einer Pflegeeinrichtung für Wachkoma- und Beatmungspatienten arbeitet: „Er saß vor unserem Haus auf meinem Dienstauto. Ich ging raus und sagte ihm: Gehen Sie da runter! Er antwortete, es sei sein Wagen.“
Von drinnen beobachtete die Krankenschwester, wie der aufgebrachte Mann einen Pflasterstein ergriff. Zunächst trommelte er mit seinen Händen gegen die Terrassentür, schrie: „Ihr Ratten, ihr Ratten!“ Dann zertrümmerte er mit dem Stein die Glastür. Mehrmals wählte die Zeugin, die sich zwischenzeitlich mit einem großen Küchenmesser bewaffnet hatte, den Notruf. Es dauerte gut 45 Minuten, bis die Polizei in der Einrichtung war.
Der Staatsanwalt stimmte letztlich einer Einstellung des Verfahrens zu. Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen: „Das ist ein Fall für die Betreuungsabteilung, aber nicht für uns als Strafkammer. Dieser Ort und dieser Prozess sind der falsche Rahmen.“