Hagen. . Dicke Luft in der SPD-Ratsfraktion: Das Gros der Genossen ist mit der Führung von Krippner unzufrieden. Im April wird über die Zukunf des Fraktionschefs abgestimmt.

Mark Krippner steht als Chef der SPD-Ratsfraktion auf der Kippe. Der 41-Jährige entging gestern Abend nur aus formalen Gründen seiner Amtsenthebung, weil es die übermächtige Oppositionsgruppe innerhalb der SPD-Fraktion versäumt hatte, das Stellen der Vertrauensfrage 14 Tage vorher anzumelden. Dies hätten die Fraktionsstatuten so vorgesehen. Der Schritt soll jetzt nach der Osterpause in der nächsten Fraktionssitzung Anfang April nachgeholt werden.

Emotionale Diskussion

Am Nachmittag war es im Rathaus zu einer äußerst heftigen und kontroversen Diskussion über den Führungs- und Arbeitsstil sowie politische Versäumnisse des Hohenlimburgers gekommen. Zum Anlass nahmen seine Gegner die jüngste Berichterstattung dieser Redaktion über für Irritationen sorgende, zu opulente Verdienstausfall-Abrechnungen des Enervie-Angestellten.

Sozialdemokraten starten als die stärkste Fraktion

Bei den Kommunalwahlen am 25. Mai 2014 wurde die SPD von den Hagener Bürgern mit 32,8 Prozent zur stärksten Fraktion im Stadtrat gewählt.

Mit ursprünglich 21 Sitzen sind die Sozialdemokraten in diese Legislaturperiode gestartet, sind inzwischen nach dem Wechsel von Michael Grzeschista zur FDP mit der CDU (20 Sitze) auf Augenhöhe.

Der Fraktionsvorstand umfasst zehn Köpfe und bildet somit exakt die Hälfte der Fraktion ab. Mehrheiten abseits der Fraktionsvorstand-Meinung sind somit kaum vorstellbar.

Neben dem Vorsitzenden Mark Krippner und seinen Stellvertretern Nesrin Öcal, Claus Rudel, Friedrich-Wilhelm Geiersbach und Werner König gehören dem Fraktionsvorstand die Beisitzer Anja Engelhardt, Sven Söhnchen, Jörg Meier, Ramona Timm-Bergs sowie Bürgermeister Horst Wisotzki an.

Ein Thema, das der Genossen-Frontmann vor den Beratungen zum Haushalt 2016/17, der am Donnerstag im Mittelpunkt der Ratssitzung steht, unter dem Tagesordnungspunkt Mitteilungen abzuhandeln gedachte. Doch aus seinem Klarstellung- und Rechtfertigungsversuch entwickelte sich nach Informationen dieser Zeitung eine offene, emotionale Diskussion, die Krippner sowohl inhaltlich als auch in der dargebotenen Vehemenz sehr überrascht haben sollen.

Hoffnung auf den Landeswahlkampf 2017

Im Mittelpunkt der Kritik standen – neben der verheerenden öffentlichen Wahrnehmung des SPD-Fraktionschefs – sein Politikstil sowie die wenig gehaltvolle Haushaltsklausurtagung, so berichteten im Anschluss Teilnehmer der Sitzung. Dabei sei in den meisten Punkten deutlich geworden, dass Krippner eine ganz andere Wahrnehmung als das Gros seiner Fraktion habe. Am Ende, so berichten Insider, hätte lediglich noch ein Viertel der Teilnehmer hinter ihm gestanden. Wie viele es tatsächlich sind, wird die geheime Abstimmung im April zeigen. Es sei denn, er zieht zuvor Konsequenzen.

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Krippner hatte sich zudem Hoffnungen gemacht, statt Wolfgang Jörg für die SPD in den NRW-Landtagswahlkampf 2017 ziehen zu können. Hier wurde ihm seitens der Fraktion signalisiert, dass diese Schuhe um Längen zu groß für ihn seien.