Hagen. . Zahlreiche Straßenbrücken sind sanierungsbedürftig. Fünf Millionen Euro pro Jahr sollen investiert werden. Die Reihenfolge der Arbeiten hängt von weiteren Gutachten ab.
- Zahlreiche Straßenbrücken sind sanierungsbedürftig
- Fünf Millionen Euro pro Jahr sollen investiert werden
- Die Reihenfolge der Arbeiten hängt von weiteren Gutachten ab
Das Thema verschlingt Millionen. Wie viele weiß bis heute noch kein Mensch. Und an welchen Stellen das Geld, das Hagen eigentlich gar nicht hat, exakt verbaut werden muss, wird sich erst in den nächsten Monaten herauskristallisieren. Sicher ist nur: Schrittweise wird die kaum mehr aufschiebbare Sanierung der zahlreichen maroden Brückenbauwerke den Verkehr auf Hagens Straßen immer dickflüssiger machen.
Acht Konstruktionen unkritisch
Von den 23 Spannbeton-Großbrücken, die in den 60er-Jahren in Hagen aus problembehafteten, minderwertigem Stahl errichtet wurden, sind nach einer ersten Begutachtung lediglich acht Bauwerke unkritisch. Das heißt konkret: Die Experten erwarten hier kein plötzliches Versagen der Traglast. Das bedeutet wiederum im Gegenzug, dass die Ingenieure bei 15 Brückenkonstruktionen aktuell keineswegs uneingeschränkt garantieren möchten, dass die Kolosse ohne Vorankündigung einstürzen könnten. Weitere Details lassen sich erst konkretisieren, wenn die bereits laufenden, tiefergehende Untersuchungen durch Statikexperten abgeschlossen sind.
Schwertransporte fahren einen großen Bogen
der Brücken ist auch auf der Sauerlandlinie ein Thema. Zahlreiche Autobahnbrücken der A45 zwischen Schwerte und Siegen können aus statischen Gründen von Schwertransporten jenseits der 41,8 Tonnen nicht mehr genutzt werden.
Dadurch müssen diese Transporte auf Landstraßen ausweichen. Bei der Zahl der Erlaubnisse und Ausnahmegenehmigungen, die die Straßenverkehrsbehörde in Hagen alljährlich ausstellt, spiegelt sich diese Tendenz jedoch nicht wider.
Während im Jahr 2012 noch 2319 Sondergenehmigungen erteilt wurden, sank die Zahl seitdem kontinuierlich auf nur noch 1195 im vergangenen Jahr. Inzwischen gibt es lediglich noch vier Routen, auf denen Schwertransporte das Stadtgebiet durchqueren dürfen.
Eine abschließende Erklärung für diese bemerkenswerte Tendenz gibt es seitens der Stadt bislang nicht. Aber auch die Polizei registriert inzwischen einen Rückgang bei jenen Großtransporten, die sogar durch Einsatzfahrzeuge begleitet werden müssen.
Offenkundig umfahren viele Spediteure den Großraum Hagen inzwischen weitläufiger, und die Zahl der Sondergenehmigungen für Schwertransporte fußt vorzugsweise auf den Quell- und Zielverkehren von und nach Hagen.
Dennoch hat sich die Zahl der Schwertransportprüfungen beim WBH seit 2012 nahezu verzehnfacht. Denn es hat sich zu einer komplexen Materie entwickelt, Fahrwege durch Hagen zu finden, die den Spediteuren wirtschaftlich und den Brücken statisch zumutbar sind.
Zu den Risiko-Bauwerken zählen neben dem Autobahnzubringer zur A46 über die Berchumer Straße, dessen Sanierung in diesem Jahr angegangen wird und die Stadt etwa 3,6 Millionen Euro kostet, auch zahlreiche Bundesstraßen, die zu den Hauptverkehrsachsen der Stadt zählen. Als gefährdet eingestuft werden bislang die Hochbrücke Altenhagen (Ebene 2), die Auffahrt-Rampe hinter dem Arbeitsamt, die Volmetalstraße inklusive der Auf- und Abfahrten, die Volmebrücke Elektromark (Eilper Straße), die Ischelandbrücke (Alexanderstraße), die Fuhrparkbrücke (Fuhrparkstraße) oder auch die Eisenbahnquerung Stennertbrücke in Hohenlimburg. Hinzu kommen noch die Talbrücke Helfe (Helfer Straße) sowie die Eisenbahnquerung Ribbertstraße in Dahl.
„Ein Blick in den Rest der Republik zeigt, dass die Total-Ausfallquote der Brücken aus dieser Zeit durchschnittlich bei 20 Prozent liegt“, betont Hans-Joachim Bihs, Vorstand des federführenden Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH), „hier muss dann komplett abgebrochen werden.“
Zwei Sanierungen pro Jahr
Bis dahin wird – je nach Gefährdungsgrad – versucht, die Belastung für die kritischen Brücken zu reduzieren. So darf der Hagener Entsorgungsbetrieb auf der Fuhrparkbrücke mit seinen schweren Fahrzeugen schon nicht mehr die äußersten Ränder fegen, weil dort die Tragkraft nicht mehr gewährleistet ist. Auf der Volmetalbrücke gilt bereits seit Monaten ein Tempo-50-Limit, und den Ischelandteich dürfen inzwischen keine Lkw jenseits der 30 Tonnen mehr queren. Aber auch Vollsperrung sind mittelfristig keineswegs auszuschließen.
„Der WBH geht im Moment von einem jährlichen Budget für das Sanierungsprogramm von etwa fünf Millionen Euro aus, so dass etwa zwei Brücken pro Jahr angegangen werden können“, umreißt Bihs den groben Rahmen. Für konkretere Kalkulationen und Zeitpläne müssten die Überprüfungen jedoch erst abgeschlossen sein.
Gleich hohe Investitionen in Kultur und Infrastruktur
Hinzu kommt, dass – je nach Ausmaß der Schäden in den Spannbetonbauwerken – die Prüfintervalle verkürzt werden müssen. Durch den erhöhten Untersuchungsaufwand entstehen jährliche Mehrkosten von etwa 300.000 Euro.
WBH-Chef Bihs erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die Stadt alljährlich genauso viel Geld in Straßen, Brücken, Beleuchtung und Spielplätze – also in die Basis der kommunalen Infrastruktur – investiert wie in die Kultur: „Das tut einem Ingenieur manchmal schon sehr weh, dass sein Ressort nicht die gleiche Lobby hat.“