Hagen. . Der Kämmerer muss der Stadthalle 160.000 Euro nachschießen. Das Minus 2015 fällt entsprechend höher aus. Ursache sind Alt-Rechnungen und eine Veranstalter-Insolvenz.

  • Der Kämmerer muss der Stadthalle 160.000 Euro nachschießen
  • Das Minus 2015 fällt entsprechend höher aus
  • Ursache sind Alt-Rechnungen und eine Veranstalter-Insolvenz

Die Verluste der Hagener Stadthalle im Geschäftsjahr 2015 fallen 160.000 Euro höher aus als ursprünglich kalkuliert. Das wurde in der jüngsten Sitzung der Gesellschafterversammlung offenkundig. Das Delta wird Kämmerer Christoph Gerbersmann ausgleichen müssen. Ursachen für diese überraschende Etatlücke sind offene Rechnungen aus der Vergangenheit, versäumte Rückstellungen für einen technischen Mitarbeiter, der in Altersteilzeit gegangen ist, sowie mögliche Nachforderungen aus einer Lohnsteuer- und Rentenversicherungsprüfung, für die Rücklagen gebildet werden müssen. Zudem ist während der letzten Saison ein Ü30-Party-Veranstalter aus ­Kamen in Insolvenz gegangen, so dass Geschäftsführer Jörn Raith nicht nur den vereinbarten Mietzins mit diesem Vertragspartner abschreiben musste, sondern der Stadthallen-Gastronomie auch die lukrative Einnahme aus diesen ­Feten-Abenden wegbrach.

Überraschend ereilte Raith zudem die Nachforderung eines Hagener Rechtsanwalt- und Notarbüros aus den Jahren 2012/13, das in der Vergangenheit im Bereich der Lohnbuchhaltung sowie in betriebswirtschaftlichen Fragen für einen Fixbetrag als Dienstleister der Veranstaltungsstätte zur Seite stand. Hier wurde jetzt für Sondertätigkeiten noch einmal eine Extrasumme von 20 000 Euro in Rechnung gestellt. Zu weiteren Details wollte sich Stadthallen-Geschäftsführer Jörn Raith im Gespräch mit dieser Zeitung mit Hinweis auf noch laufende juristische Auseinandersetzungen nicht äußern. Dabei soll auch geklärt werden, ob damit sämtliche offene Forderungen der Kanzlei abgegolten sind, die inzwischen nicht mehr für die Stadthalle tätig ist. Diese Aufgaben werden seit 2014 einschließlich des Controllings von der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG) übernommen – und dies vor allem fachlich besser, schneller und deutlich preiswerter.

Juristische Auseinandersetzungen

In ein juristisches Nachspiel dürfte auch noch eine Sozialleistungsüberprüfung für die Jahre 2009 bis 2013 münden. Dabei ist aufgefallen, dass versäumt wurde, für nebenamtliche Mitarbeiter der Event- und Veranstaltungsstätte Sozialversicherungsabgaben abzuführen. Hier stehen die Vorwürfe der Scheinselbstständigkeit und des Sozialversicherungsbetrugs im Raum, zu denen sich Raith, der erst seit 2012 im Wasserlosen Tal die Verantwortung trägt, angesichts des laufenden Verfahrens ebenfalls mit Äußerungen zurückhält.

Qualitätsmanagement zertifiziert

Dem Qualitätsmanagementsystem der „Kongress- und Eventpark Stadthalle Hagen GmbH“ wurde Ende 2015 von der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Management­systemen attestiert, hohen internationalen Anforderungen zu entsprechen.

„Die Einführung dieses Qualitätsmanagementsystems dokumentiert unsere Leistungsfähigkeit und unsere Absicht zur kontinuierlichen Qualitätsoptimierung, damit wir uns neue Kundenkreise erschließen können“, erläutert Geschäftsführer Jörn Raith diesen Schritt.

Für den Geschäftsführer spült es diese Vorgänge vorzugsweise aus der Stadthallen-Vergangenheit zu einem äußerst unpassenden Zeitpunkt ans Licht der Öffentlichkeit. „Wir haben gerade einen so guten Lauf“, betont Raith und erinnert an den erfolgreichen Abschluss der Arbeiten rund um die marode ­Wassertechnik, beste Kundenzufriedenheitswerte und den weiterhin vielversprechenden Abbau von hohen Fixkosten.

Außerdem ist es dem Hallen-Manager nach Informationen dieser Zeitung gelungen, durch intensive Kunden-Akquise für das Jahr 2016 ein Einbuchungsplus von etwa 200.000 Euro zu erwirtschaften. Eine erfreuliche Zahl, zu der Raith vornehm schweigt, die er aber ausdrücklich nicht dementiert: „Wir sind tatsächlich auf einem guten Weg, viele Veranstaltungen in diesem Jahr sind auch schon ausgebucht.“

Signal an die Ratsfraktionen

Vor diesem Hintergrund möchte er das Signal an die Fraktionen im Rat senden, dass es für 2016 nach aktuellem Ermessen beim im städtischen Haushalt bereits eingeplanten Stadthallen-Jahresminus von 500.000 Euro bleiben dürfte und die Bilanz nicht erneut nachge­bessert werden muss.