Hagen.. Gerade mal 50 Euro im Monat – Hagens Unternehmen sind nicht bereit, genug Geld für eine ausreichende Breitband-Versorgung zu zahlen, bemängeln Experten.

Es war ein Riesen-Thema im Jahr 2014 und es wird auch ein Riesen-Thema im neuen Jahr bleiben: Das Problem der mangelnden Internet-Breitbandversorgung für Hagener Unternehmen. Doch dabei rückt eine Frage in den Mittelpunkt: Sind die heimischen Unternehmen auch bereit, genug dafür zu zahlen? Professor Reinhard Möller von Breitband-Consulting, einer vom NRW-Wirtschaftsministerium initiierten Beratungseinheit für Kommunen, sagt mit Blick auf die Breitband-Umfrage der SIHK aus dem vergangenen Jahr: „Die Hagener Firmen müssen bereit sein, mehr zu bezahlen.“ Einen ausreichenden Anschluss für einen Gewerbebetrieb dürfe man nicht mit Kosten für einen Privatanschluss vergleichen.

Über die generelle Problematik hat unsere Zeitung mehrfach berichtet: Nach der Breitband-Umfrage der SIHK sind fast 60 Prozent der befragten Unternehmen unzufrieden mit dem zur Verfügung stehenden Breitbandanschluss. Besonders groß ist die Unzufriedenheit mit gut 76 Prozent im Bezirk Hohenlimburg, zu dem große Teile der Indu­strie- und Gewerbebetriebe im Lennetal gehören. Dabei wird ein schnelles Internet zunehmend als entscheidender Standortfaktor bewertet: Auch beim Handel und im produzierenden Gewerbe kommt es darauf an, Daten schnell verschicken zu können.

Unrealistische Vorstellungen

Doch wieviel sind die Unternehmen bereit zu zahlen für einen Breitbandanschluss? Fast die die Hälfte gibt an, bis zu 50 Euro pro Monat zahlen zu wollen, 31 Prozent bis zu 100 Euro. Nur 14 Prozent würden bis zu 500 Euro zahlen. Zu noch mehr wären nur sechs Prozent der befragten Unternehmen bereit.

Für Michael Ellinghaus, den Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderung der Hagen-Agentur, sind das unrealistische Vorstellungen. Die Unternehmen müssten erkennen, dass ein gewerblicher Anschluss nicht mit einem privaten Internetanschluss für 19,90 Euro vergleichbar sei. Und auch der bloße Blick auf den Staat, der das Problem richten müsse, reiche nicht aus: „Anders als Wasser, Strom und Telefon gehört die Breitbandversorgung nicht zur Daseinsfürsorge. Hier gelten gesetzlich gewollt die marktwirtschaftlichen Grundsätze.“ Sprich: Die privaten Telekommunikationsanbieter werden nur für eine ausreichend schnelle Internetversorgung sorgen, wenn es sich für sie wirtschaftlich lohnt.

„Leistung muss auch stimmen“

Zwar hat die Bundesregierung das Problem erkannt, dass es dadurch in Teilen der Republik zu einer schlechteren Versorgung kommt, und ein Förderprogramm aufgelegt. Doch auch dies ist für Hagen nicht automatisch ein Eintritts-Tor, weiß Michael Ellinghaus: „Durch die Finanznot der Stadt Hagen werden wir den geforderten Eigenanteil bei den Fördermitteln nicht aufbringen können.“ Auch hier sei also eventuell ein finanzielles Engagement der Unternehmen nötig, um den Fördertopf anzapfen zu können, der Telekommunikationsanbieter für Investitionen im Lennetal begeistern könnte.

Joachim Bade, Geschäftsführer der Hofnagel+Bade Baustoffe und Transporte GmbH in der Werkzeugstraße, wäre durchaus bereit, auch mehr für den Breitbandanschluss zu zahlen: „Allerdings muss dann auch die Leistung stimmen.“ Eine Übertragungsrate von 16 Mbit pro Sekunden gilt als schnelle Verbindung. Der Baustoffhandel muss sich derzeit gerade mal mit einem 2-Mbit-Anschluss begnügen. Und Messungen haben ergeben, dass selbst dieses Versprechen oft nicht gehalten wird. Bade: „Der Preis, den Firmen zahlen, muss sich auch nach dem Nutzen richten. Er muss sich wirtschaftlich rechnen.“