Hagen. . Kultur, besonders die Kirchenkultur, liegt Prof. Dr. Walter Israel am Herzen. „Ich versuche, den überaus interessanten Kirchenbau in unserer Stadt mehr als bisher in den Fokus zu rücken“, sagt der Kunsthistoriker. Und spielt damit auch auf den Bildhauer Berthold Müller-Oerlinghausen an.

  • Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Walter Israel möchte der Kirchenkunst in Hagen mehr Bedeutung zukommen lassen.
  • Besonders interessiert ihn das Schaffen des Bildhauers Berthold Müller-Oerlinghausen.
  • Der Künstler arbeitete 1926 u.a. am Portal der Klosterkirche.

Kultur, besonders die Kirchenkultur, liegt ihm am Herzen. „Ich versuche, den überaus interessanten Kirchenbau in unserer Stadt mehr als bisher in den Fokus zu rücken“, sagt Prof. Dr. Walter Israel. „Gerade in der heutigen Zeit, wo das Thema Kirche doch immer mehr an Bedeutung verliert . . .“

Besonders angetan hat es Israel der Bildhauer Berthold Müller-Oerlinghausen, besser gesagt dessen Wirken in und an Hagener Kirchen. Der Kunsthistoriker hat sich intensiv mit dem Schaffen des aus Ostwestfalen stammenden Bildhauers beschäftigt, „doch für meinen Artikel fehlen mir noch Einzelheiten, wo genau er in Hagen gewohnt und was er unter Umständen hier noch alles geschaffen hat“.

Eines der Werke, die Müller-Oerlinghausen in unserer Stadt erstellt hat, ist mit Sicherheit vielen Hagenern nicht unbekannt: die sechs Meter hohe Christus-Figur an der Giebelfront der Außenfassade der Klosterkirche. Der Bildhauer zeigt hier Jesus weniger als Sohn Gottes denn als König der Christen.

Mitbegründer der Hagener Künstlervereinigung

„Es war das Jahr 1926. Berthold Müller-Oerlinghausens Frau hatte den Auftrag bekommen, den ­Innenraum der Kirche Sankt Elisabeth – von den meisten Hagenern Klosterkirche genannt - zu gestalten“, erläutert Kunsthistoriker Israel. „Der Geburtsname des Künstlers war übrigens nur Müller, doch das war ihm anscheinend zu schlicht, woraufhin er seinen Geburtsort anhängte.“ Berthold Müller-Oerlinghausen begleitete damals seine Frau nach Hagen und entwarf hier den imposanten „Christ König“. „Die beiden wohnten für einige Wochen an der Volme. In dieser Zeit wurde auch die Künstlervereinigung ,Hagenring’ gegründet. Und Müller-Oerlinghausen war einer der Mitbegründer“, berichtet ­Israel. Das ist nun – 2016 – genau 90 Jahre her – auch ein Grund, warum sich der Kunst-Experte, der früher als Lehrbeauftragter an der Uni Dortmund tätig war, gerade jetzt dem Bildhauer ­intensiv zuwendet.

Seit den 1920er Jahren Augenmerk auf religiöse Kunst

Berthold Müller-Oerlinghausen wurde 1893 in Oerlinghausen bei Bielefeld geboren. Der Künstler starb 1979 in Kressbronn am ­Bodensee.

Er studierte Bildhauerei bei Hans Perathoner.

Seit den 1920er Jahren widmete er sich der religiösen Kunst.

Die 1979 vorgesehene Ver­leihung des Professorentitels durch das Land Baden-Württemberg erlebte der Bildhauer nicht mehr.

Auch in den 1930er Jahren besuchte Müller-Oerlinghausen etliche Male Hagen. „Der Bildhauer hat auch an der Heilig-Geist-Kirche auf Emst seine Spuren hinterlassen – in den 30ern hat er dort den ­Tabernakel mitgestaltet.“

Was Prof. Dr. Walter Israel an der Person Müller-Oerlinghausen besonders fasziniert? „Er war Mitglied der Bewegung ,Neue moderne katholische Kirchenkunst’.“ Zum Hintergrund: Die Künstler dieser Strömung schrieben sich auf die Fahne, nach dem 1. Weltkrieg eine neue, präsentere, imponierende Kirchenkunst zu schaffen. Und Beispiele genau jener Kunstrichtung findet man an der Kloster- und in der Heilig-Geist-Kirche.

Israel geht noch einen Schritt weiter: „In unserer Stadt wird zu Recht der ,Hagener Impuls’, also die Bewegung um Karl Ernst Osthaus herum, geschätzt. Doch dabei wird die zweite, ebenfalls im öffentlichen Raum sichtbare Künstler-Bewegung leider vergessen.“

Wer Näheres über die Person und das Schaffen des Bildhauers Berthold Müller-Oerlinghausen weiß, möchte sich bitte per E-Mail an die Stadtredaktion (hagen@westfalenpost.de) oder telefonisch unter der Nummer 02331 - 917 4187 wenden. Wir stellen dann den Kontakt zu Prof. Dr. Walter Israel her.