Fleyerviertel/Altenhagen. . Die Anwohner zweier Straßen sind verärgert und prognostizieren noch mehr dicke Luft, wenn beide Beispiele in Hagen Schule machen sollten.

  • Anwohner dürfen nicht mehr in ihrer Straße parken
  • Stadt hat genau geprüft
  • Parkdruck extrem hoch

Es sind zwei Beispiele, die in ganz Hagen ärgerliche Folgen für Tausende Autofahrer und Anwohner haben könnten. Während in der Goeben­straße das aufgeschulterte Parken von der Stadt untersagt wurde, verhängte die Kommune in der gesamten Straße Heidbrache absolutes Parkverbot. Die Anwohner beider Straßen sind verärgert und prognostizieren noch mehr dicke Luft, wenn beide Beispiele in Hagen Schule machen sollten.

© WP Michael Kleinrensing

Blickpunkt Goebenstraße

In der Goebenstraße im Fleyerviertel, einer reinen Wohnstraße mit vielen Häusern aus den 50er-Jahren, wird seit jeher aufgeschultert, d.h. mit einem Teil des Autos auf dem Bürgersteig, geparkt. Eine „gewachsene Parkkultur“, nennt das Anlieger Michael Kretschmann, sein Nachbar Gerd Engelhard fügt hinzu: „Ich bin 1981 hierhin gezogen, nie hat es jemanden gestört, wie hier geparkt wird.“

Doch das hat sich geändert. Im vergangenen Jahr schickte das Ordnungsamt in schöner Regelmäßigkeit Politessen in die Goeben­straße, die eifrig Knöllchen verteilten. Denn aufgeschultertes Parken ist grundsätzlich verboten bzw. nur dann erlaubt, wenn eine entsprechende Beschilderung es gestattet. Eine solche Beschilderung aber gibt es in der Goebenstraße nicht. „Trotzdem überprüfen wir den ruhenden Verkehr in Wohnbereichen normalerweise nicht“, so Hans Sporkert, Chef des Ordnungsamtes. In diesem Fall aber habe sich ein Anwohner massiv darüber beschwert, dass die parkenden Wagen die Fußgänger behindern würden: „Und das zu Recht, wie wir feststellen konnten. Deshalb sind wir tätig geworden.“

Parkdruck im Viertel ist hoch

Es habe in den vergangenen Jahrzehnten nie ein Problem gegeben, wenn mal ein Rettungsfahrzeug in die Heidbrache fahren musste. Das habe immer geklappt und noch nie zu Behinderungen geführt.

Der Parkdruck in Altenhagen und Ischeland ist hoch. Dementsprechend schwierig ist die Parkplatzsuche.

Doch die Anwohner wollen die neue Situation nicht akzeptieren, denn nun fehlen zahlreiche Parkplätze.

Es sei nicht nachvollziehbar, dass eine über Jahre funktionierende Regelung ohne Not seitens der Stadt und zum Nachteil der Anwohner geändert werde, heißt es in einem von 87 Anliegern unterschriebenen Brief an die Stadtverwaltung. Tatsächlich hat sich inzwischen der Beschwerdeausschuss mit der Angelegenheit befasst und auf Vorschlag von Gerhard Romberg (CDU) einen Ortstermin in der Goebenstraße ins Auge gefasst. Dort sollen die Anwohner ihr Anliegen noch einmal detailliert vorbringen können. Bis die politischen Gremien eine Entscheidung fällen, lässt das Ordnungsamt seine Kontrollen vorerst ruhen.

Blickpunkt Heidbrache

„Wenn die das wirklich durchziehen, dann wird das in Hagen ein Fass ohne Boden“, sagt Hermann Klein, Anwohner der Straße Heidbrache in Altenhagen. Sein Straßennachbar Rudolf Jakobs nickt verständnisvoll. Jakobs lebt seit 1964 in der Heidbrache und in diesen 52 Jahren sei es völlig normal gewesen, dass die Anwohner – wie in Hunderten anderer Straßen in Hagen auch – auf der Fahrbahn parken. Das ist jetzt aber plötzlich in der gesamten Heidbrache, in der viele Familien zwei oder sogar drei Autos haben, verboten. „Wo sollen wir denn alle parken?“ fragt Anwohner Elmar Happe.

Heidbrache-Anwohnerin Sabine Mertens machte sich sofort bei der Stadt schlau. „Dort erklärte mir eine Mitarbeiterin, dass es eine Beschwerde gegeben habe, dass man hier nicht mehr ordentlich durchfahren könne.“ Daraufhin sei die Stadt gezwungen gewesen, die Gegebenheiten zu prüfen. Laut den Anwohnern sei das Durchfahren für andere Autos ohne Weiteres möglich. „Und wenn die Müllabfuhr kommt, parken wir extra immer so, dass die großen Fahrzeuge auch hier durchpassen“, sagt Mertens.

Das sieht die Stadt nach ihrer Prüfung anders. Die Gerichte würden in der Regel davon ausgehen, dass an schmalen Straßen eine Fahrbahnbreite von drei Metern verbleiben müsse. Die Fahrbahnbreite in der Heidbrache lasse das nicht zu. Es gehe vor allem auch um Rettungswege für Feuerwehrfahrzeuge, erklärt die Stadt.

„Es wäre schön gewesen, wenn man erst mal mit uns gesprochen hätte, anstatt hier Tatsachen zu schaffen“, sagt Mertens. Und Elmar Happe ergänzt: „Die Gesetzeslage ist nicht mehr an die heutige Zeit, in der es viel mehr Autos pro Familie gibt, angepasst.“ Streng genommen müsse die Stadt in jeder zweiten Wohnstraße jetzt ein Halteverbot erklären – vorausgesetzt, es beschwere sich immer jemand.