Hagen. . Hagen verfügt über 675 Kilometer Straßen. Ein Verkehrsnetz, das in klammen Zeiten erhalten werden muss. Vor allem die Radfahrer erwarten eine bessere Infrastraktur.
- Hagen verfügt über 675 Kilometer Straßen
- Ein Verkehrsnetz, das in klammen Zeiten erhalten werden muss
- Vor allem die Radfahrer erwarten eine bessere infrastraktur.
Staus, Ampelschaltungen, Schadstoffproblematik, kaputte Straßen, zusammengestrichener ÖPNV – das Thema Verkehr in der Stadt ist ungemein vielschichtig. Und: Nahezu jeder hat dazu eine Meinung. Weil er in ganz unterschiedlichen Rollen am Verkehr teilnimmt. Als Fußgänger, als Autofahrer, als Radfahrer, als Fahrgast in einem Bus der Hagener Straßenbahn oder in einem Taxi.
Auf Hagens Straßen
Mit Blick auf den Autoverkehr liegt der Fokus der Stadt natürlich auf der Bahnhofshinterfahrung sowie auf den maroden Brücken. Während sich die Realisierung der Umgehungsstraße bis 2019 hinzieht, beginnt das Sanierungsprogramm für die in Jahre gekommenen Brücken bereits im nächsten Jahr mit der Ertüchtigung des Autobahnzubringers Berchumer Straße.
Straßennetz ist insgesamt 675 Kilometer lang
- Das Hagener Straßennetz hat eine Länge von 675 Kilometern.
- 350 Kilometer des Netzes werden als reine Wohnstraßen genutzt. 110 Kilometer gelten als Hauptverkehrsachsen.
Aber auch in die Grundsanierung völlig heruntergekommener Straßen wird in Abstimmung mit der Bezirksregierung in Arnsberg schrittweise investiert. Hier müssen sich dann – im Gegensatz zu klassischen, zustandserhaltenden Maßnahmen – die Anwohner finanziell beteiligen.
Der ÖPNV
Verantwortlich für den öffentlichen Personennahverkehr auf den Hagener Straßen ist zu großen Teilen die Hagener Straßenbahn, eine Tochter der Stadt Hagen. Rund 33 Millionen Fahrgäste hat das Verkehrsunternehmen im Jahr 2014 in seinen Bussen mitgenommen. 30.000 Hagener haben ein Abonnement, also eine Karte, mit der sie die Busse (und Bahnen) nutzen können, wann immer es ihnen beliebt. Abgeholt werden diese Fahrgäste an 542 Haltestellen, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen. „Pro Jahr legen unsere Busse 8,4 Millionen Kilometer zurück“, erklärt Straßenbahn-Sprecher Dirk Thorbow. Also fast elfmal von der Erde bis zum Mond und wieder zurück. 135 Fahrzeuge hat das Unternehmen.
Und trotzdem gibt es Kritik: Vor allem in den Abendstunden ist das Angebot zurückgefahren worden. Die muss sich aber vor allem an die Stadt Hagen richten. Denn die Kommune gibt im Grunde den finanziellen Rahmen für den naturgemäß defizitären Nahverkehr vor. Mit anderen Worten: Wer neue Verbindungen und neue Linien in der Stadt einrichten will, muss sich darüber im Klaren sein, dass dies den Zuschussbedarf der Stadttochter erhöht. Eine Unmöglichkeit in einer Stadt der leeren Kassen.
Hagen und der Radverkehr
Kaum ein Verkehrsthema, das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage unter unseren Lesern und Facebooknutzern, bewegt die Hagener mehr als der Radverkehr. Und das in einer Stadt, die schon allein aufgrund der Topographie als radunfreundlich gilt. Radwege gibt es kaum. Und schon gar kein zusammenhängendes, engmaschiges Netz. Immerhin: In Haspe hat man jetzt entlang zweier Einfallstraßen begonnen, sogenannte Schutzstreifen auf die Fahrbahn aufzuzeichnen. Die dürfen zwar von Autos überfahren werden, machen aber dennoch deutlich, dass hier Raum für Radfahrer ist. Eine Neuerung, die der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) kritisch sieht (siehe Gastbeitrag), die in Hagen aber systematisch ausgebaut werden soll.
Überhaupt möchte Stadtbaurat Thomas Grothe sich künftig dem Radverkehr systematischer zuwenden: „Durch die neue Pedelec-Technik stoßen wir auch in Hagen in neue Dimensionen vor.“ Daher soll in den nächsten Monaten die Konzeption für das durchaus vorhandene Radverkehrsnetz auf den aktuellen Stand gebracht werden, um das Angebot strukturiert zu verbessern. Dazu gehört auch, dass auf ausgesuchten Bürgersteigen eine Nutzung für Radler zugelassen wird. Außerdem sollen Wohnstraßen als Fahrradstraßen ausgeschildert werden, in denen der Zweiradverkehr dann Vorrang vor Autos genießt.
Schutzstreifen gefährden erfahrene Radfahrer
Gastbeitrag: Michael Schröder engagiert sich im ADFC
„Auch in Hagen sieht man vermehrt Radfahrer; nicht nur in der Freizeit, sondern auch auf den Alltagswegen. Dieser Trend wird verstärkt durch Fahrräder mit elektrischer Unterstützung. Leider hinkt die Verkehrsplanung und auch die Politik dieser Entwicklung hinterher. Mit schmalen Markierungen auf der Fahrbahn, den Schutzstreifen, wird man keine Menschen zu vermehrter Radnutzung bewegen können. Diese Streifen gefährden nur erfahrene Radfahrer und führen zu knappen Überholmanövern von Kraftfahrzeugen. Oftmals befinden sich derartige Streifen in der gefährlichen Türöffnungszone von parkenden Autos.
Wichtig für Hagen wäre stattdessen eine qualitative Verbesserung der Infrastruktur. Dazu gehört z.B. eine Radstation zum geschützten Radparken am Hauptbahnhof. Ebenso sollte man die stillgelegte Güterbahnstrecke zwischen Wehringhausen und Haspe als Radweg nutzen, um so eine Alternativstrecke zur stark befahrenen B7 den Radlern anzubieten. Dass eine Stadt mit Nothaushalt hier kaum Mittel aufbringen kann, ist verständlich. Daher ist es umso wichtiger, rechtzeitig Förderanträge beim Land und RVR zu stellen. Andere Ruhrgebietsstädte machen uns das schon seit Jahren vor.“
Täglicher Stau in der Innenstadt und gute Bahnhofshinterfahrung
Gastbeitrag Antonio Gomes Ascenso ist Vorstand Taxi Hagen
"Aus meiner Sicht unterscheidet sich der Straßenverkehr in Hagen nicht von dem in anderen Städten in NRW. Täglich steht man zur Rush-Hour im Stau, zum Beispiel am Bergischen Ring/Volmestraße, am Emilienplatz sowie am Graf-von-Galen-Ring. Dies passiert vor allem dann, wenn die Autobahnen nicht zügig befahrbar sind.
Ein weiteres Problem ist die Zufahrt am Hauptbahnhof. Obwohl wir Taxler die Busspur für die Ausfahrt nutzen dürfen, kommt es durch Privatfahrzeuge ständig zu Blockaden, da die Ampelphase für die Ausfahrt viel zu kurz bemessen ist.
Andere Ampelschaltungen sorgen für Rückstau (zum Beispiel durch den Kreisverkehr Badstraße in Kombination mit der Ampelanlage Grashofstraße/Körnerstraße). Nicht nachvollziehbar ist die nächtliche Ampel Eilper/Frankfurter Straße, sowie die 30er Zonen an Hauptverkehrsadern, welche zum Teil auch nachts gelten.
Die Befahrung hinter dem Bahnhof lässt hoffen, denn das freigegebene Stück der Bahnhofshinterfahrung funktioniert bereits gut, ebenso der Volmeabstieg mit seiner intelligenten Ampelschaltung.
Die Ansätze in unserer Stadt sind da, aber es gibt dennoch noch viel zu tun."