Hagen. . Nach Plänen von Bahn und Nahverkehrsverband NWL fährt der neue IC 34 an Hagen vorbei. Dafür bindet er die Lennestädte an den Fernverkehr an.

  • Nach Plänen von Bahn und Nahverkehrsverband NWL fährt der neue IC 34 an Hagen vorbei
  • Dafür bindet er die Lennestädte an den Fernverkehr an
  • Alternative wäre: Fünf bis sechs andere Halte im Lennetal entfielen
  • Nach Plänen von NWL fährt der neue IC 34 an Hagen vorbei
  • Dafür bindet er die Lennestädte an den Fernverkehr an
  • Alternative wäre: Fünf bis sechs andere Halte im Lennetal entfielen

Noch ist nichts fest, nichts unterschrieben. Von Dezember 2019 an soll ein neuer Intercity, der IC 34, von Münster über Siegen nach Frankfurt fahren. Und dabei auch die Städte im Lennetal an das Fernverkehrsnetz anbinden. Die Gespräche und Planungen dazu sind nach unseren Informationen bereits weit fortgeschritten. Sie sehen vor, dass der neue Intercity Hagen nicht anfährt. Anders etwa als der früher auf dieser Relation verkehrende Interregio.

Intercity ersetzt den Regionalexpress

Für Pro Bahn sind die Pläne nachvollziehbar. Der Halt in Hagen bedeute zehn Minuten mehr Fahrzeit, weil die Intercitys jeweils in Hagen wenden müssten, weiß Lothar Ebbers, Sprecher des NRW-Landesverbandes. Zehn Minuten, das wären „fünf bis sechs Halte“. Halte etwa in Lennestadt, Finnentrop oder Werdohl. Der neue Intercity soll in das Nahverkehrsangebot eingebunden werden und alle zwei Stunden den Regionalexpress RE16 ersetzen.

Darf der IC 34 an Hagen vorbeifahren? - Pro und Contra

Die Vorteile überwiegen

Pro von Lorenz Redicker: Natürlich ist es für Bahnfahrer, die zwischen Hagen und der Lenneschiene pendeln, nicht schön, wenn für sie künftig alle zwei Stunden eine Direktverbindung wegfällt – eine von insgesamt vier in diesem Zeitraum. Richtig ist auch: Der Verkehrsknoten Hagen verliert (weiter) an Bedeutung. Die Planungen von Deutscher Bahn und NWL sind dennoch nachvollziehbar; setzt man die Hagener Brille ab, überwiegen die Vorteile eindeutig: Die Anbindung der Lennestädte an das Fernverkehrsnetz und die Direktverbindung nach Dortmund und Münster sind vor allem zu nennen. Und Hagen verliert nicht eine einzige Fernverkehrsverbindung – es kommt nur keine neue hinzu. Fakt ist auch: Die Fahrpläne sind eng gestrickt, nicht alles, was wünschbar wäre, ist auch machbar. Jedenfalls nicht kurz- oder mittelfristig. Bei einem Ausbau etwa des Hagener Nordkopfes oder einer Zunahme des Bahnverkehrs insgesamt ist für die Zukunft vieles denkbar.

Anspruch auf Anschluss

Kontra von Joachim Karpa: Senk ju vor making plans, Deutsche Bahn. Wer diese Pläne hört, muss ins Bahnglisch verfallen. Nur mit Humor kann er sich aus der Schnappatmung retten. Was für ein Irrsinn. Hagen, Knotenpunkt für Fernreisende in und aus Südwestfalen, liegt beim geplanten IC von Münster nach Siegen nicht auf der Strecke. Schlicht nicht vorgesehen. Wer weiß, auf welchen Daten und Karten diese Planungen basieren? Vielleicht gehen sie auf das Jahr 1816 zurück? Da hatte Hagen 2555 Einwohner, heute sind es 186 000. Also längst kein Dorf mehr mit Anspruch auf ein Abstellgleis. Eine angedachte Torheit sondersgleichen. Warum? Weil der Bahnhof mit dem größten Kundenpotenzial nicht im Nirgendwo liegt. Und die Stadt eine intakte Infrastruktur braucht. Der Anschluss für und an die Region gehört dazu. Der neue IC hält entweder in Hagen oder in den Städten an der Lenne? Das ist keine Lösung, das ist planerischer Murks. Schlimmer: Das ist am Fahrgast vorbei.

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Fielen fünf Haltestellen weg, entstünden „zu viele Lücken“, sagt Ebbers. Wer nach Hagen wolle, könne in Letmathe problemlos umsteigen. Dieser Nachteil wird aus Sicht von Ebbers mehr als ausgeglichen. Schließlich bekommen nicht nur die Städte entlang der Ruhr-Sieg-Strecke die Anbindung an das Fernverkehrsnetz, es gebe auch endlich eine Direktverbindung nach Dortmund und Münster.

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Christian Strähler, Pro-Bahn-Mann aus Hagen, fürchtet hingegen, dass Hagen immer mehr abgekoppelt wird. Er hat mit zwei weiteren Bahn-Aktivisten Stadt und Südwestfälische Industrie- und Handelskammer bereits im Dezember auf das Thema aufmerksam gemacht. Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz schreibt deshalb demnächst einen Brief an die Deutsche Bahn . Tenor: Hagen habe natürlich großes Interesse an der neuen Fernverkehrsverbindung.

Nahverkehrstickets sind gültig

Nur kommt das Schreiben möglicherweise zu spät. In den Gesprächen zwischen Bahn und dem Nahverkehrsverband NWL (in dem die Lennestädte, Kreuztal und Siegen, aber nicht Hagen indirekt Mitglied sind) geht es vor allem noch darum, wie der neue Intercity in den Nahverkehr eingebunden werden kann. Fahrscheine des Nahverkehrs bis hin zum Semesterticket sollen anerkannt werden. Knackpunkte: Was muss der NWL der Bahn dafür bezahlen – und wie gestaltet man eine solche Zahlung so, dass sie EU-beihilferechtlich zulässig ist? Denn Nahverkehrsleistungen müssen ausgeschrieben werden. Um Hagen geht es nicht mehr.