Siegen/Kreuztal. .
Fünf Intercitys in jeder Richtung will die Bahn ab 2019 im Zwei-Stunden-Takt durch Siegen schicken: von Frankfurt nach Münster über Wetzlar, Siegen, Weidenau und Kreuztal. Details über die Planung, über die die Bahn AG und der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) derzeit verhandeln, sickern jetzt durch.
Demnach ist vorgesehen, dass die Doppelstockzüge an nahezu allen Stationen halten, die auch von den Regionalexpresslinien bedient werden — mit Ausnahme von Gießen, um einen Fahrtrichtungswechsel zu sparen, und Welschen Ennest. Damit werden die entscheidenden Minuten gewonnen, um in Dortmund die von den Planern erspähte Lücke in der Bahnsteigbelegung zu nutzen. Denn von Dortmund fährt der Zug über Hamm weiter nach Münster. Wer nach Hagen will, steigt in Letmathe um.
In den Stunden, in denen der IC fährt, fahren die Regionalexpresslinien (RE) nicht. „Das wird für jeden Pendler ein Problem“, fürchtet Achim Walder, Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Siegen-Wittgenstein: Der Taktfahrplan ist Geschichte, denn der IC fährt in Siegen jeweils etwa zehn Minuten früher ab als der RE. Wobei das nicht der einzige Haken an dem neuen Angebot ist, den die Fahrgastorganisation sieht: Die Züge sind nicht barrierefrei – in den mittleren Wagen geht es vom Bahnsteig aus aufwärts, in die Steuerwagen abwärts. Und das, wo die Bahnsteige an der Strecke gerade nach und nach angehoben worden sind, „damit man ohne fremde Hilfe reinkommt“.
Sprinter nach Norddeich
Richtig schnell wird der IC auch nicht; die Strecke und die vielen Halte geben nicht mehr her. Zwei Sprinter machen die Ausnahme: weil die als richtige Fernverkehrszüge die längere Strecke von und nach Norddeich fahren, muss der Nahverkehr auf ihren Fahrplan Rücksicht nehmen. Diese schnellen Intercitys halten dann bis Münster außer in Siegen nur in Altenhundem, Letmathe, Schwerte und Hamm.
Dass die Fahrgäste mit ihren Nahverkehrstickets den IC benutzen dürfen, ohne einen Zuschlag zu zahlen, liegt auf der Hand — schließlich fallen ja zur gleichen Zeit Regionalzüge aus. Dass die Bahncard nun auch wieder im Siegerland zumindest in einem Zug eingesetzt werden darf, mag Fahrgäste freuen. Aber, so gibt Achim Walder zu bedenken, bei Ausfall eines Zugs gibt es dann keine Alternative. „Der Nahverkehr ist in gewisser Hinsicht nicht mehr verlässlich.“ Über die Anerkennung von Schüler- und Semestertickets und der Mobilitätscards werden sich auch Juristen den Kopf zerbrechen. Denn auf Subventionen im Fernverkehr, den die Bahn eigenwirtschaftlich betreibt, reagiert die EU allergisch.
Rothaarbahn abgehängt
Wenn der IC den Fahrplan schon auf den Kopf stellt, müssen auf jeden Fall die Anschlüsse stimmen. „Wir wollen wissen, wie das angepasst wird“, sagt Achim Walder, der knapper werdende Umsteigezeiten nicht nur in Finnentrop und Altenhundem im Auge hat. Ihm schwant Übles: Fahrgäste aus Köln werden in Siegen zwar nun den Umstieg nach Frankfurt komfortabel schaffen, weil der IC sieben Minuten später abfährt als der RE. Dafür wird es Richtung Norden eng: Für den Wechsel aus dem Frankfurter IC in die Rothaarbahn nach Bad Berleburg bleibt in Siegen eine Minute. Verloren sind die Fahrgäste der Rothaarbahn, die in Kreuztal erst hinter dem IC auf die Strecke nach Siegen darf. Wenn der dann auch noch Verspätung hat, ist der Rhein-Sieg-Express nach Köln nicht mehr zu erreichen.
Mehr Dortmund, weniger Hagen
Die Nahverkehrs-Zweckverbände bereiten in diesen Wochen auch die Ausschreibung des Ruhr-Sieg-Netzes vor, das von 2008 bis 2019 an die Abellio vergeben ist. Weil sie sich in dieser Ausschreibung auf die Zahl der Zugkilometer festlegen, kann es sein, dass Fahrten am Ende durch den IC überflüssig werden. Für diesen Fall gibt es eine Option: Die „übrig“ gebliebenen Fahrten kommen als zusätzlicher Regionalexpress Siegen-Dortmund bis zu fünf Mal am Tag in den Fahrplan.
Unterm Strich fahren künftig nicht mehr stündlich, sondern nur zweistündlich zwei Züge pro Stunde von Siegen nach Hagen, alle zwei Stunden dagegen nur noch die Regionalbahn. Von Dortmund als neuem Ziel erhofft sich die Bahn mehr Fahrgäste — von dort kommen schließlich auch die gut besetzten Fernbusse nach Siegen.