Hagen. . Trotz der unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Welt beurteilen die Unternehmen im Märkischen Raum Lage und Erwartungen positiv.

  • Wirtschaft im Märkischen Südwestfalen hat sich zum Jahreswechsel deutlich erholt
  • Geschäfte gehen gut, Auftragslage stabil, Erwartungen von Optimismus geprägt
  • Unsicherheit durch weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Das Geschäftsklima im Märkischen Raum hat sich zu Beginn des Jahres deutlich erholt. „Im Vergleich zu den Befürchtungen Anfang September gibt es heute bei den Unternehmen eine durchgängig positive Einschätzung der Lage und weitgehend positive Erwartungen“, sagte Hans-Peter Rapp-Frick, Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage unter 201 Betrieben mit fast 30.000 Beschäftigten.

„Ein erfreuliches Ergebnis, die Risiken schlagen sich kaum nieder - ich bin positiv überrascht“, fügte Rapp-Frick hinzu. Im Herbst seien vor allem die Erwartungen der Firmen deutlich negativer gewesen. Seinen Worten zufolge ist die Wirtschaft in der Region „stressresistenter geworden“. Politische oder wirtschaftliche Krisen trübten die Stimmung weniger ein als früher. Ein zweiter Grund sei sicherlich die Wirtschaftsstruktur des Kammerbezirks mit seiner Ausrichtung auf den Metallbereich mit Autozulieferung und die Elektroindustrie sowie die starke Exportorientierung.

Diskussion um Schengen

Allerdings hat die Anfang Januar durchgeführte Umfrage noch nicht die aktuelle Diskussion um die Zukunft des Schengen-Raums, also den grenzenlosen Personen- und Warenverkehr, eingepreist. „Geschlossene Grenzen zu unseren Nachbarn hätten große Auswirkungen auf die Unternehmen“, räumte Rapp-Frick ein und sprach von bis zu zehn Milliarden Euro an Belastungen für die deutsche Wirtschaft: Die Unternehmen hätten Angst vor Warenkontrollen, wenn die Grenzbeamten versteckte Flüchtlinge in den Lkw vermuteten. Bei langen Wartezeiten an den Grenzen müssten Just-in-time-Lieferungen kostenträchtig umgestellt werden, Speditionen brauchten mehr Personal, Lieferzeiten verlängerten sich. „Wir haben uns an ein Europa ohne Grenzen gewöhnt.“

Der Konjunkturumfrage zufolge schätzen 89 Prozent der befragten Unternehmer ihre derzeitige Lage als gut oder befriedigend ein, fast 83 Prozent rechnen mit besseren oder gleichbleibend guten Geschäften im Verlauf des Jahres. „Der Ölpreisverfall ist günstig für die Energiepreise, die anhaltend niedrigen Zinsen und der schwache Euro wirken wie ein Konjunkturmotor“, erklärt der Hauptgeschäftsführer. Die weltpolitischen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien zwar unsicher bis ungünstig, könnten jedoch durch niedrige Rohstoffpreise und Energiekosten kompensiert werden.

Hoffnung auf Geschäfte mit Iran

Wo viel Licht ist, ist auch ein klein wenig Schatten: Der Arbeitsmarkt in der Region zeigt sich zwar stabil positiv, aber Rapp-Frick zufolge stößt der Beschäftigungsaufbau mittlerweile an seine Grenzen, vor allem in der Industrie. Weitere Arbeitsplätze würden vor allem im Dienstleistungssektor entstehen.

Hoffnungen machen sich viele exportorientierte Unternehmen im SIHK-Bezirk auf Geschäfte mit dem Iran nach der Öffnung der Wirtschaft. „Die Firmen wollen Kontakte neu knüpfen. Es geht jetzt zunächst um Ersatzbedarf für Maschinen und Anlagen, die die Unternehmen vor 30 Jahren geliefert haben“, erklärte Rapp-Frick. Heute seien viele russische und chinesische Firmen auf dem iranischen Markt tätig. Zum Aufbau neuer Kontakte bereist Ende Mai eine Unternehmerdelegation aus Nordrhein-Westfalen unter Führung von Wirtschaftsminister Garrelt Duin das Land. Ob auch Unternehmer aus Südwestfalen dabei sind, wollten gestern weder das NRW-Wirtschaftsministerium noch die SIHK oder die federführende IHK Bielefeld bekannt geben.