Südwestfalen. . Die Konjunktur in der Schmiede-Industrie ist gespalten: Autozulieferer sind gut ausgelastet, Lieferanten an den Maschinenbau müssen kämpfen.

  • Ein Drittel der Schmiedebetriebe, die an den Maschinenbau liefern, hat bereits Kurzarbeit eingeführt oder beschäftigt sich damit
  • Konjunktur in der Branche gespalten
  • Autozulieferer unter den Schmieden dagegen gut bis sehr gut ausgelastet

Gespaltene Konjunktur - wenn Wirtschaftsexperten davon reden, klingt das nicht immer verständlich. Ein Praxisbeispiel: „Gut ein Drittel der Schmieden in Deutschland, die an die Maschinenbauindustrie zuliefern, haben in Teilbereichen bereits Kurzarbeit eingeführt oder beschäftigen sich mit dem Gedanken daran“, sagt Holger Ade, Abteilungsleiter Betriebswirtschaft beim Industrieverband Massivumformung in Hagen, der die Schmieden vertritt.

Schwache Auftragslage

„Das sind zehn Prozent des Gesamtmarktes - alles Maschinenbauzulieferer.“ Grund: Die schwache Auftragslage. Ein Alarmzeichen. Denn Südwestfalen ist eine Region der Schmieden. 20 Prozent der deutschen Schmiedeindustrie sind in der Region ansässig - mit Schwerpunkt im Märkischen Kreis. Die amtliche Produktionsstatistik weist für die ersten drei Quartale des vergangenen Jahres einen Produktionsrückgang um real 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus.

Aber nicht allen Schmieden geht es schlecht - Stichwort gespaltene Konjunktur. „Diejenigen, die an die Autoindustrie zuliefern, sind bei stabilen Wachstumsraten gut ausgelastet, und teilweise mehr als das“, ergänzt Ade. Überauslastung sei auch nicht gut. Das habe man alles schon gehabt. Geschmiedet werden Auto- oder Maschinenbauteile, die im Alltagsbetrieb hohen Belastungen standhalten müssen - das ist teurer, aber sicherer.

Seit längerem kostengünstige Rohstoffe etwa behindern den Absatz von Bergbaumaschinen, mit denen diese Rohstoffe abgebaut werden. Deutliche Überkapazitäten gibt es an Stahlwerken auf der ganzen Welt - Anlagenbauer wie SMS in Hilchenbach bleiben auf ihren Produkten sitzen. In diesem Jahr ist wohl noch keine Änderung zu erwarten. „Der Ausblick auf das Jahr 2016 fällt angesichts der Erwartungen der wichtigsten Kunden der Massivumformung in Deutschland verhalten optimistisch aus“, teilt der Geschäftsführer des Industrieverbandes, Tutmann, mit. „Nur“ wäre zu ergänzen.

Stagnation erwartet

Den Angaben zufolge erwartet der Verband der Autoindustrie ein Produktionsplus von einem Prozent, der Maschinenbauverband geht von Stagnation aus. Innovationen sind gefragt und sollen Tutmann zufolge in den Kundenprodukten für „echten Mehrwert“ sorgen. Etwa das Thema Leichtbau. „Bei der Autozulieferung ist der Aufwand, dort weitere Fortschritte zu erzielen, inzwischen sehr groß“, sagt Holger Ade. 42 Kilo Gewicht ließen sich Berechnungen zufolge bei Pkw noch einsparen. Bei Landmaschinen, Förderfahrzeugen, Staplern wohl deutlich mehr.

Bleiben die Betriebe in Deutschland angesichts der hohen Energiekosten? Ade zeigt sich skeptisch: „Wenn eine Schmiede eine Investitionsentscheidung treffen muss und schon einen Auslandsstandort hat, erfolgt die Investition in der Regel im Ausland - das bekommt ja keiner mit.“