Hagen. . Die Hagener Durchschnittsfamilie wird durch die Erhöhung von kommunalen und regionalen Kosten in diesem Jahr mit rund 166 Euro mehr belastet. Das zeigt eine Musterrechnung unserer Redaktion.
- Musterrechnung für Hagener Durchschnittsfamilie.
- Hagen-Kosten steigen im Jahr 2016 um rund 166 Euro.
- Kita-Beiträge sind Preistreiber Nummer ein.
Gleich vorweg: Es wird ein durchaus teures Jahr für die Hagener Familie Mustermann. Sie muss tiefer in die Tasche greifen bei den Kosten, über die hier in Hagen oder in der Region entschieden wird. Und diesmal sind die Kita-Elternbeiträge Preistreiber Nummer eins.
Im dritten Jahr in Folge rechnet die Stadtredaktion aus, wie eine Durchschnittsfamilie durch Steuern, Gebühren und Preise be- oder entlastet wird, über die hier in Hagen entschieden wird. Überregionale Kosten wie Sozialabgaben oder Benzinpreise gehören nicht in unsere Rechnung.
Unserer Hagener Familie Mustermann besteht aus vier Personen: Heiko und Anke Mustermann mit Sohn Peter, der Auszubildender ist, sowie Tochter Silke, sie sich noch in der Unter-Dreijährigen-Betreuung in der Kita befindet. Die Mustermanns haben ein Haus mit Gasheizung und Hund Bello. Sohn Peter braucht eine Bus-Monatskarte und die Familie legt Wert auf Kultur und Bildung.
Grundsteuer:
Die Grundsteuer bleibt auch diesmal unverändert. Für Haus und Grundstück zahlen die Mustermanns weiter 750 Euro im Jahr.
Strom:
Die Mustermanns sind Enervie-Kunden. Doch trotz aller Probleme des Unternehmens bleiben die Strompreise konstant. Die Mustermanns zahlen für 3500 Kilowattstunden weiterhin 1059,50 Euro im Jahr.
Gas:
Auch der Gaspreis bleibt unverändert. Die Mustermanns zahlen für 10 000 Kilowattstunden weiterhin 797,10 Euro.
Wasser/Abwasser :
Der Wasserpreis verändert sich auch in diesem Jahr nicht. Und die Abwasserentsorgung wird geringfügig um 1 Cent pro Kubikmeter billiger, die Niederschlagswassergebühr bleibt konstant. Bei 125 Kubikmetern Abwasser und 100 Quadratmetern befestigter Fläche muss die Familie Mustermann insgesamt 419,50 Euro im Jahr zahlen – eine Einsparung von 1,25 Euro.
Straßenreinigung:
Auf nationaler Ebene unterm Strich Entlastung
Kleiner Trost für die Hagener Familie Mustermann: Durch Entlastungen bei Steuer- und Sozialabgaben auf nationaler Ebene könnte zumindest ein Teil der Hagener Mehrkosten aufgefangen werden.
Nach einer Modellrechnung der Freien Universität Berlin für die Süddeutsche Zeitung könnten die Mustermanns durch Steuersenkungen und ein höheres Kindergeld auf der einen Seite sowie steigenden Krankenkassenbeiträgen auf der anderen Seite um 126 Euro im Jahr entlastet werden.
Die Straßenreinigung wird teurer. Von Mustermanns Grundstück verlaufen zehn Meter entlang der Wohnstraße. Einmal die Woche wird gereinigt. Der Preis pro Meter steigt um 70 Cent auf 3,44 Euro – macht eine Mehrbelastung von 7 Euro im Jahr. Der Winterdienst wird hingegen geringfügig billiger, und zwar um 11 Cent. Er kostet jetzt 18 Cent pro Meter. Im Jahr eine Ersparnis von 1,10 Euro.
Abfall:
Die Müllabfuhr wird teurer. Die 60-Liter-Restmülltonne kostet 213,36 Euro, also 10,56 Euro mehr als noch 2015.
Busfahrkarte:
Auch in diesem Jahr wird das Busfahren teurer. Das Young Ticket von Sohn Peter kostet nun 47,79 Euro Monat, das sind 1,48 Euro mehr. Aufs Jahr gerechnet ist das ein Plus von 17,76 Euro.
Hundesteuer:
Die Hundesteuer bleibt konstant: Bello kostet weiter 180 Euro im Jahr.
Bäder:
Die Mustermanns gönnen sich gerne am Wochenende einen Tag im Westfalenbad. Der kostet sie 29,50 Euro. Das sind 1,40 Euro mehr als sie noch vor genau einem Jahr zahlen mussten.
Kita:
Viel ist in diesem Jahr über die Erhöhung der Kita- Gebühren diskutiert worden. Die trifft auch die Mustermanns. Für die 35 Stunden in der Unter-Dreijährigen-Betreuung zahlen die Mustermanns bei 50 000 Euro Jahreseinkommen nun 241 Euro im Monat, das sind 11 Euro mehr. Aufs Jahr gerechnet bedeutet das eine Mehrbelastung von 132 Euro.
Kultur/Bildung:
So entsteht der Verlierer-Eindruck
Es ist eine Musterrechnung. Und deshalb ist die Situation in jeder einzelnen Familie natürlich individuell ganz unterschiedlich. Aber dennoch gibt sie Hinweise, warum trotz stabiler Wirtschaftslage bei vielen Durchschnittsfamilien der Eindruck entsteht, zu den Verlierern zu gehören. Da wird in Berlin mit viel Getöse eine steuerliche Erleichterung um ein paar Euro für einen Großteil der Bevölkerung beschlossen. Aber was hat die Hagener Durchschnittsfamilie letztlich davon, wenn hier vor Ort – im Einzelfall mit sicherlich guten Argumenten – die Kita-Elternbeiträge erhöht werden oder Bus-Fahren teurer wird?
Na klar, die Erhöhungen mögen in Summe nicht so hoch sein, dass gleich der Familienurlaub gestrichen werden muss. Aber man muss Verständnis für die Familien haben, die denken: Wir rackern uns ab. Aber am Ende wird dieses Engagement nicht belohnt. Michael Koch
Die gute Nachricht: Nach jetzigem Stand wird es keine Erhöhung geben. Sowohl Silkes musikalische Früherziehung als auch Ankes Spanischkurs bleiben unverändert. Der Familienausweis in der Stadtbücherei und der Musikschulbesuch werden nicht teurer, und derzeit auch noch nicht der Theaterbesuch. Allerdings: Zur Spielzeit 2016/17 ist eine fünfprozentige Preiserhöhung beim Theater geplant.
Gesamtrechnung:
Unterm Strich steigen die Hagen-Kosten für die Mustermanns um 166,37 Euro im Jahr oder 13,86 Euro im Monat.
Im Drei-Jahres-Vergleich der höchste Wert. Seit 2014 müssen die Mustermanns also 343,37 Euro mehr zahlen.