Hagen. . Obwohl die Ernte 2015 gut war, haben Landwirte Sorgenfalten auf der Stirn. Milch- und Fleischpreise seien zu niedrig und die Auflagen viel zu hoch.

  • Milch- und Fleischpreise viel zu niedrig
  • Ernte 2015 vergleichsweise gut
  • Bauern haben zu hohe Auflagen

Sorgenfalten auf der Stirn vieler Bauern in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis. Stark fallende Milch-, Fleisch- und Getreidepreise bedrohen die Existenzen vieler Landwirte.

Obwohl die Ernte 2015 vergleichsweise gut ausgefallen ist, spukt schon das nächste Schreckgespenst über den Höfen: Änderungen im Landesnaturschutzgesetz, die Düngeverordnung und das Artenschutzabkommen bringen hohe Auflagen mit sich. Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes ist besorgt.

Kleine Höfe in Gefahr

Ein wirtschaftliches Aus, so Dirk Kalthaus, treffe zuerst die kleinen Höfe. „Und von denen haben wir in unserer Region nicht gerade wenige“, so der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes.

Die Erträge beim Getreide waren 2015 sehr unterschiedlich. Je nach Bodengüte haben die Pflanzen die Frühjahrstrockenheit 2015 sehr unterschiedlich überstanden. Dennoch seien die beständigen Zeitfenster wichtig gewesen.

„Viele Bauern schreiben tiefrote Zahlen“, sagt Kalthaus, „die Erzeugerpreise für Milch und Fleisch sind katastrophal und auch das Getreide hat einen Sturz erlebt.“ Neben der abgeschwächten Konjunktur in Schwellenländern wie China sorge zum Beispiel das russische Importverbot für landwirtschaftliche Produkte für eine angespannte Lage. „Aber auch das Verhalten des Lebensmittelhandels ist nicht in Ordnung. In dieser angespannten Situation wird ein unfaires, unmoralisches Preisdumping betrieben.“ Wer Lebensmittel liebe, könne nicht die Landwirte mit Niedrigpreisen knebeln.

Wenige Große diktieren die Preise

Im Lebensmittelhandel habe eine enorme Konzentration stattgefunden. Es seien nur noch wenige Große im Geschäft und die würden die Preise diktieren. Kalthaus: „Einzelhandel und Ernährungsindustrie kaufen zu Niedrigpreisen ein, was zu Lasten der Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaft geht.“ Angesichts des dramatischen Preisverfalls müssten aber auch Schlachtunternehmen und Molkereien daran arbeiten, wie sie sich erfolgreicher dem Handel gegenüber positionieren können.

Positiveres kann Kalthaus über die Ernte-Situation 2015 berichten. „Wir konnten qualitativ hochwertige Grassilage und gutes Heu für die Winterfütterung bergen. Bei Kartoffeln und Mais fielen die Erträge ebenfalls zufriedenstellend aus. Witterungsmäßig habe es schon schlechtere Jahre gegeben. Zum Beispiel 2014, in dem der regnerische August vielen Landwirten einen Strich durch die Rechnung machte. Der Ausblick auf 2016 bereitet Kalthaus vor allem in politischer Hinsicht Bauchschmerzen. Er sagt: „Es gibt einige geplante Gesetze und Änderungen wie das Landeswasser- und Landesnaturschutzgesetz, die nachhaltige Tierhaltung in NRW, die Düngeverordnung und das Artenschutzabkommen, die extreme Auflagen mit sich bringen. Wir Landwirte sind zu Gesprächen bereit, es gibt aber in den Entwürfen Punkte, die haben beim besten Willen nichts mit Praktikabilität zu tun. Wer ständig erwähnt, dass die bäuerliche Landwirtschaft politisches Ziel sei, der muss darauf achten, dass Bauern nicht durch mehr Auflagen im Wettbewerb untergehen.“