Lüdenscheid/Hagen. . Milchbauerntag steht im Zeichen niedriger Milchpreise. Bei 25 Cent je Liter kann kaum ein Bauer kostendeckend arbeiten. Die Hoffnung bleibt trotzdem.

„Wir sind am Markt angekommen. Das haben wir immer gefordert, und nun müssen wir damit fertig werden.“ Diese Aussage zum Milchmarkt von Josef Schreiber aus Medebach, Vorsitzender des landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Sauerland-Hellweg, ist wohl kennzeichnend für die gegenwärtig gedrückte Stimmung der Milchbauern im Regierungsbezirk Arnsberg.

Keine französischen Verhältnisse

Auf ihrem Milchbauerntag gestern in Lüdenscheid jedenfalls war angesichts von Rekord-Niedrigständen zwischen 25 und 28 Cent bei den Erzeugerpreisen von französischen Verhältnisssen der Wut und Empörung keine Spur. Die Zusammenkunft der rund 100 Landwirte aus der ganzen Region sollte der Information und Meinungsbildung dienen, um, so Schreiber, jeder Resignation schon im Ansatz entgegenzuwirken.

Denn, so viel scheint klar, gerade in Südwestfalen sind 25 Cent pro Liter Milch bei weitem nicht kostendeckend. „Wir müssen beim nächsten Preis-Hoch die jetzt aufgerissenen Löcher wieder stopfen. Da sind wir als Milchviehbetriebe noch im Lernprozess“, räumte Schreiber ein. Das Steuerungselement Milchquote ist weg, ein klares Feindbild fehlt. „Jetzt wird der Markt beobachtet und wenn es noch schlimmer wird, muss eingegriffen werden“, so der Verbandschef zur Strategie.

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Das sieht der Einzelhandel, der vielfach als Hauptverantwortlicher für die Krise gesehen wird, ganz anders. Die Verbraucherpreise sind seit 2010 um 7 Prozent gestiegen, die Lebensmittelpreise jedoch um 12 Prozent. Dazu haben die Milchpreise entscheidend beigetragen, die von 2010 bis zum Jahr 2014 um 24 Prozent in die Höhe gegangen sind“, merkt Kai Falk an, Sprecher beim Einzelhandelsverband HDE. Auch wenn es zurzeit „eine kleine Preisdelle“ gebe, lägen die Preise noch über denen von 2012. „Der Lebensmitteleinzelhandel ist nicht der Verursacher der Krise der Milchbauern, sondern Angebots- und Nachfrageschwankungen“, so der Sprecher weiter.

Auf jedes Tief folgt ein Hoch

Auf jedes Tief folgt ein Hoch - daran klammern sich die Milchbauern in der Region. Nur ob schon Anfang 2016 oder später, das ist die entscheidende Frage. „Wir zahlen Eintritt, wenn wir in den Stall gehen“, erklärt Heinz-Dieter Kortenbruch, Milchbauer aus Bergkamen. Für ihn macht ein Cent beim Milchpreis 10 000 Euro im Jahr an Einnahmen aus. „Die Leute finden toll, was man so macht. Aber auch die gehen anschließend zum Discounter und kaufen die billigste Milch“, ergänzt Melanie Müller aus Kreuztal, Sprecherin der Milchviehhalter im Kreis Siegen-Wittgenstein. Und auf ein weiteres Problem macht Ernst Berbecker aus Halver aufmerksam: „Das Ende der Milchquote verlangt eine Aufstockung der Viehbestände. Die wird jetzt ausgebremst.“