Hagen. . „Wir helfen Helfern – eine Stadt macht Fremde zu Hagenern“ – das Motto unserer diesjährigen Weihnachtsaktion hat die Hagener berührt. 52.000 Euro sind bislang auf dem Spendenkonto eingegangen.

  • 52 000 Euro sind bei der diesjährigen WP-Weihnachtsaktion zusammen gekommen.
  • Die Idee „Wir helfen Helfern – Eine Stadt macht Fremde zu Hagenern“ kam bei den Bürgern gut an.
  • Es geht um Integration, und dafür ist die Geschichte über elf junge Iraner, die in Haspe eine neue Heimat gefunden haben, ein Paradebeispiel.

„Wir helfen Helfern – eine Stadt macht Fremde zu Hagenern“ – das Motto unserer diesjährigen Weihnachtsaktion hat die Hagener berührt. Unsere Idee, Privatpersonen, Vereine oder Organisationen, die sich um Flüchtlinge kümmern, finanziell zu unterstützen, kam bei unseren Lesern gut an. Und hat sie zum Spenden animiert: 52.000 Euro sind bislang auf unserem Sonderkonto, das übrigens bis Mitte/ Ende Januar bestehen bleibt, eingegangen. Darin enthalten ist der Betrag von 14.055 Euro, der bei unserer beliebten Benefiz-Versteigerung am Nikolaussonntag mit Theatermann Werner Hahn im Sparkassen-Karree zusammengekommen ist.

Die 52.000 Euro setzen sich aus etlichen Kleinspenden, aber auch größeren Spendenbeträgen zusammen. So hat die Werner-Ruberg-Stiftung, die die WP-Aktion seit vielen Jahren unterstützt, 7500 Euro auf das Konto überwiesen. Allen Spendern einen herzlichen Dank.

Wie Integration vor unserer Haustür gelebt wird und wie Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, bei uns Willkommen geheißen werden? Ein schönes Beispiel dafür ist das Engagement einiger Hasper Bürger, die sich einer Gruppe junger Iraner angenommen hat.

Flucht im Schlauchboot

Sie haben sich auf einem Boot ­kennengelernt. Nicht auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff, sondern zusammengepfercht in einem Schlauchboot. Auf der Flucht vor Terror und Krieg.

Die elf Menschen, von denen hier die Rede ist, sind aus dem Iran geflüchtet. Durch die Türkei nach Griechenland, über Ungarn nach Deutschland. Heute feiern die Iraner – eine Familie mit zwei Kindern, ein junges Ehepaar und ein junger Alleinstehender – Heiligabend gemeinsam. In einer Wohnung in Haspe. Und sind überglücklich.

Anfangs waren die elf Flüchtlinge in der Spielbrinkschule untergebracht, seit Ende September leben sie in einer Wohnung in einem Mehrparteienhaus. Pfarrer Jürgen Schäfer von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Haspe und etliche ehrenamtlich Engagierte haben sich im Vorfeld darum gekümmert, dass die Menschen eine annehmbare Wohnstätte – eine neue Heimat – bekommen.

„Mitglieder des Bündnisses ,Hagen ist bunt’ haben an einem Wochenende die Wohnung gestrichen. Wir haben Möbelspenden und einen Wäschetrockner von Nachbarn, die helfen wollten, bekommen. Die Hilfsbereitschaft war enorm“, unterstreicht Schäfer.

Geld für ehrenamtliches Engagement in Hagen

Die Stadtredaktion Hagen unterstützt mit der Weihnachtsaktion Ehrenamtliche, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren.

Privatleute, Vereine und Organisationen, die Flüchtlinge unterstützen und finanzielle Hilfe benötigen, können sich an die ­Redaktion (hagen@westfalenpost.de) oder an die Freiwilligenzentrale (info@fzhagen.de) ­wenden.

Und knapp drei Monate später? Die Gruppe – Erwachsene wie Kinder – bekommt Sprachunterricht von Frieda Balz (80) und Christine Rosenkranz (83). Die beiden vitalen Rentnerinnen wohnen in der Umgebung. „Wir möchten einfach handfest helfen und wünschen den Flüchtlingen, dass sie sich hier wohl fühlen“, sagt Frieda Balz unprätentiös und ergänzt lächelnd: „Ich bin für alle die Oma.“

Schon Freunde gefunden

Die Familie – Farshid, seine Frau Matyam und die Kinder Danoosh (sechs) und Kianoosh (eineinhalb) – haben bereits Freunde in der Nachbarschaft gefunden, und auch das junge Paar Shayan und Hanie sowie Single Shahram sind mittlerweile gut integriert. „Die Frauen spielen mit großer Freunde Volleyball im Verein der katholischen Gemeinde, die Männer Fußball bei Blau-Weiß-Haspe. Die Flüchtlinge sind hier mit offenen Armen aufgenommen worden, und sie begegnen uns ebenfalls offen und integrieren sich vorbildlich“, freut sich Pfarrer Schäfer, der die Gruppe am zweiten Festtag zu sich nach Hause einlädt. „Die Elf sind Christen, wir werden ganz klassisch gemeinsam Weihnachten unterm Tannenbaum feiern.“

Am vergangenen Sonntag waren Shayan – der junge Mann spricht mittlerweile schon richtig gut deutsch – beim Weihnachtskonzert, vorgestern haben sie ihren Weihnachtsbaum geschmückt.

Ihre Heimat vergessen? Nein, das werden die Iraner nie. Doch ein Stück zweite neue Heimat haben die elf Freunde aus dem Schlauchboot hier in Hagen gefunden.