Hagen. . Gemeinsam mit einer Gruppe aus Wuppertal organisierten vier Studenten aus Hagen einen Hilfskonvoi an die kroatisch-ungarische Grenze.

  • Vier Studenten aus Hagen organisieren Hilfskonvoi
  • Mit Bulli ging es an kroatisch-ungarische Grenze
  • Lebensmittel und Medikamente für Flüchtlinge

Sie erreichen uns beinahe täglich. Die Fernsehbilder von Flüchtlingen auf der Suche nach einer Zuflucht irgendwo in Europa. Es sind Männer, Frauen und Kinder, die nicht viel mehr besitzen, als sie tragen konnten. Es sind Bilder, die keinen kalt lassen. Die persönliche Reaktion ist jedem selbst überlassen – für vier Studenten aus Hagen waren sie ein Hilferuf, der beantwortet werden musste.

Hilfskonvoi organisiert

Gemeinsam mit einer Gruppe aus Wuppertal organisierten sie einen Hilfskonvoi. „Für uns war klar, dass wir an die Grenzen mussten“, erklärt Fabian Gerlach, einer der Teilnehmer aus Hagen, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die „Cars of Hope“ – Wagen der Hoffnung – sollten warme Kleidung, Lebensmittel und Medikamente direkt an die Orte bringen, an denen sie dringend gebraucht wurden. Anfang Oktober startete der erste von zwei Hilfseinsätzen. Mit dem Bulli fuhren sie aus Hagen bis an die kroatisch-ungarische Grenze. Eine Streckenlänge von Sylt bis Salzburg, in diesem Fall jedoch ohne klaren Zielort. „Wo wir am Ende genau landen würden, wussten wir erst drei Stunden vorher. Die Lage dort unten änderte sich sehr schnell. “, sagt Gerlach.

Das Internet hielt die Hilfstruppe über den Flüchtlingsstrom und die Standorte der Grenzlager auf dem Laufenden. „Auf einer Karte waren alle Stationen der Balkanroute verzeichnet. Dort gab es auch Infos dazu, was vor Ort gebraucht wurde“, erklärt Bastian Steinhauer, der zusammen mit Fabian unterwegs war.

Verpflegung von außen anreichen

Der erste Hilfseinsatz führte sie für fünf Tage in das Flüchtlingscamp des ungarischen Grenzdorfes Zakany, wo täglich Tausende Menschen aus dem nahen Kroatien ankamen. Vor Ort erwies sich die Abgabe der Spenden schwieriger als gedacht. „Es gab einfach keinen, der sich als Empfänger zuständig fühlte. Wir mussten dann die Kleiderspenden in einem anderen Lager abgeben“, so Steinhauer.

Zurück in Zakany, halfen sie bei der Versorgung der Flüchtlinge, bevor diese mit dem Zug ihre Reise quer durch Ungarn fortsetzten. Alles geschah unter den wachsamen Augen des Militärs. „Wir mussten die Verpflegung von außen anreichen, da wir die Waggons nicht betreten durften“, erläuterte Fabian. Der Bedarf an Lunchpaketen und Wasser war enorm. Allein im Oktober durchliefen etwa 140.000 Flüchtlinge den kleinen Bahnhof in Ungarn – das entspricht der Einwohnerzahl Paderborns.

Nach den Eindrücken der ersten Fahrt stand fest, dass ein weiterer Hilfskonvoi folgen musste. Für Anfang November organisierten sie den zweiten Einsatz, diesmal mit dem Ziel Opatovac in Kroatien. „Wir waren mit 20 Teilnehmern deutlich mehr als beim ersten Mal. Freiwillige wurden vor Ort dringender gebraucht als Spenden“, sagte Steinhauer. Eine Woche lang halfen sie im Flüchtlingslager bei der Versorgung der entkräfteten Menschen.

Schlafen bei Minustemperaturen

Um trotz Polizei möglichst nah an die Flüchtlinge zu kommen, war Kreativität gefragt. „Wir sind mit Schultermikrofonen rumgerannt, wie die deutschen Polizisten zum Teil auch. Manche Sicherheitsleute im Lager haben uns dann sogar gegrüßt“, lacht Fabian Gerlach. Nicht jeder Eindruck aus dem Camp war so unbeschwert. „Dort haben Leute nachts mit Babys in den Armen draußen geschlafen. Bei Minustemperaturen, die selbst uns mit Trekkingausrüstung zu schaffen gemacht haben“, erzählte er.

Vortrag am Montag in der Pelmke

Die Initiative „Cars of Hope“ ist durch Spenden finanziert worden.

Ähnliche Hilfskonvois starteten vor kurzem aus Düsseldorf und Köln.

Am 7. Dezember um 19 Uhr wird es in der Pelmke einen Vortrag zu den beiden Fahrten der Hagener an die ungarische Grenze geben. Der Eintritt ist frei.

Inzwischen wurden die Grenzen von Ungarn geschlossen und beide Lager aufgelöst. Die Flüchtlinge bleiben und ziehen weiterhin zu Tausenden durch Europa auf der Suche nach Hilfe. Für alle stehe fest, dass es nicht der letzte Hilfskonvoi gewesen ist.