Hagen. In einer Stellungnahme kritisiert Sven Söhnchen (SPD) den Kurs von Oberbürgermeister Erik O. Schulz sowie Kämmerer Christoph Gerbersmann und stellt sich hinter die Theater-Leitung.
- Aufsichtsratsvorsitzender stellt sich hinter Theaterleitung
- Viele Gesprächsangebote unterbreitet
- Kulturdezernent kritisiert Söhnchens Vorgehen
Im Streit zwischen Stadt und Theater um Einsparungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro ab 2018 gibt es Rückendeckung für die Theater-Leitung vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Theater gGmbH: In einer Stellungnahme kritisiert Sven Söhnchen (SPD) den Kurs von Oberbürgermeister Erik O. Schulz sowie Kämmerer Christoph Gerbersmann und stellt sich hinter die Theater-Leitung um Intendant Norbert Hilchenbach und Generalmusikdirektor Florian Ludwig.
Die Stadtspitze habe mehrere Gesprächsangebote des Aufsichtsrates ausgeschlagen, es gebe zu wenig Unterstützung von der Kämmerei, die zudem mit unterschiedlichen Zahlen arbeite. Und auch in einem anderem Punkt geht Sven Söhnchen auf Konfrontationskurs: Wenn ein externer Berater herangezogen werde, dann müsse der auch von der Stadt, nicht von der Theater gGmbH bezahlt werden. OB Schulz hatte genau das Gegenteil angekündigt.
Juristische Hilfe angekündigt
Die gemeinnützige Theater GmbH war erst Anfang des Jahres gegründet worden, sie gehört aber zu 100 Prozent der Stadt. Aufsichtsratsvorsitzender Söhnchen, der auch Ratsherr und Vorsitzender des städtischen Kulturausschusses ist, kündigte aber dennoch an, dass sich die Theater gGmbH nun juristischen Beistand in der Auseinandersetzung mit der „Mutter“ Stadt holen werde. Der OB hatte die Theaterleitung mehrfach aufgefordert, konkrete Vorschläge zu machen, wie ab dem Jahr 2018 strukturell, das heißt dauerhaft 1,5 Millionen Euro bei Theater und Orchester eingespart werden können und sich dabei auf einen entsprechenden Ratsbeschluss berufen.
CDU will alle Sparten erhalten
Die CDU-Fraktion erklärt, dass man die Bühne mit allen Sparten über das Jahr 2018 hinaus erhalten und die geforderten Einsparungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro realisieren wolle. Die Fraktion lobt das Nachfassen der Verwaltungsspitze. „Wir sind nach intensiver Durcharbeitung der vom Theater gelieferten Fakten überzeugt, dass die vom Rat beschlossene Konsolidierungsmaßnahme umsetzbar ist, ohne die Spartenvielfalt des Hauses zu gefährden. Allein durch altersbedingtes Ausscheiden, Auslaufen befristeter Verträge und Ausschöpfung der Fluktuation lässt sich die Personalstruktur sozialverträglich ohne betriebsbedingte Kündigungen anpassen. Damit wäre der überwiegende Teil des Sparvolumens erreicht. Der Rest lässt sich durch Sachkosteneinsparungen und Einnahmenerhöhungen erwirtschaften“, sagt Fraktions-Chef Wolfgang Röspel. Die Fraktion erwarte von der Theaterleitung unverzüglich die Vorlage einer Budgetplanung ab 2018, die mit einem städtischen Zuschuss von 13,5 Millionen Euro auskommt. „Führt diese Planung zu keinem befriedigendem Ergebnis, schließen wir eine Neuzuweisung der Planungskompetenz in der Theaterleitung nicht mehr aus.“
Die Theaterleitung sieht dieses Sparziel als unerfüllbar an, es sei denn, das gesamte Musiktheater samt Orchester werde abgeschafft. In dem seit Wochen anhaltenden Streit, wählt der Aufsichtsratsvorsitzende nun einen durchaus deutlichen Ton. Den Vorwurf, dass die Stadtspitze Gesprächsangebote ausgeschlagen habe, kommentiert Söhnchen mit den Worten: „Diese Gesprächsarmut des Oberbürgermeisters gegenüber den legitimierten Gremien des Theaters wird mit größtem Befremden wahrgenommen.“
Das Theater sei gerade dabei, die politisch gewollte neue Rechtsform, die gemeinnützige GmbH, aufzubauen. Dabei, so der Vorwurf Söhnchens, habe man aber „nur bedingt von den ehemaligen Kollegen der Verwaltung Unterstützung erhalten – die Kämmerei hat bisher oftmals mit differierenden Zahlen gearbeitet“. Ein weiterer Konfliktpunkt bahnt sich bei den Zahlen der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) des Landes NRW zu den Kulturausgaben Hagens im Vergleich zu ähnlichen Städten an (unsere Zeitung berichtete). Dort würden Äpfel mit Birnen verglichen, nämlich Städte mit und ohne Theater. Söhnchen: „Eine weitere Befassung mit dem GPA-Vergleich lehne ich auch zukünftig ab.“
Walter und Huyeng widersprechen
Söhnchen spricht zwar als Aufsichtsratsvorsitzender, hat aber für seine Stellungnahme nicht die komplette Unterstützung des Gremiums. So erklärt CDU-Ratsmitglied Thomas Walter, der auch im Aufsichtsrat sitzt und Kulturausschussmitglied ist, gegenüber unserer Zeitung, dass die Erklärung „ohne meine Kenntnis oder Billigung“ abgegeben worden sei. Es sei nicht förderlich, wenn das Theater seinen eigentlichen Träger, die Stadt Hagen und deren führende Köpfe, attackiere. „Öffentlich ausgetragene Schuldzuweisungen nützen niemandem.“
Auch der zuständige Kulturdezernent Thomas Huyeng kritisiert Söhnchen scharf: Eine Legitimation des Aufsichtsrates zur Abgabe eines solchen Statements habe es nie gegeben. Huyeng will das Thema auf die Sitzung des nächsten Aufsichtsrates setzen lassen.
Zudem weist Kämmerer Christoph Gerbersmann im Gespräch mit unserer Zeitung die Vorwürfe von Söhnchen entschieden zurück: „ Ich will mich auf diese Art der Diskussion nicht groß einlassen. Nur soviel: Der Vorwurf, dass die Kämmerei mit differierenden Zahlen arbeitet, ist absurd. Der Aufsichtsratsvorsitzende sollte besser an zukunftsorientierten Lösungsvorschlägen mitarbeiten, die nicht nur daraus bestehen, ganze Sparten in Frage zu stellen.“