Hagen. Die Spar-Antworten des Theaters reichen OB Schulz nicht aus. Am Montag folgt der nächste Fragenkatalog. Außerdem soll es ein Spitzengespräch geben.
Angesichts der sich zuspitzenden Diskussion um die Zukunft der Theater-Finanzierung hat Oberbürgermeister Erik O. Schulz die Theaterleitung mitsamt ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden Sven Söhnchen zu einem Spitzengespräch ins Rathaus eingeladen. An der internen Runde am 6. November werden seitens der Verwaltung auch Kämmerer Christoph Gerbersmann, Kulturdezernent Thomas Huyeng sowie Mitarbeiter des strategischen Beteiligungscontrollings teilnehmen.
In einem aktuellen Schreiben an die Vertreter der Ratsfraktionen macht Schulz deutlich, dass ihm die Antworten des Theaters auf seinen 13 Punkte umfassenden Fragenkatalog zu der 1,5-Millionen-Euro-Sparvorgabe kaum ausreichen: „Die jetzt vorgelegte Stellungnahme seitens der Theaterleitung hat leider nur wenig überzeugt. Vor allem ist es alles andere als hilfreich, wenn statt konkreter Ideen immer wieder Formeln wie ,geht nicht’ oder ,haben wir schon’ bemüht werden“, bilanziert der OB. „Auf diese Weise wird keine solide Basis für jenen konstruktiven Dialog gelegt, den ich der Theaterleitung explizit angeboten habe und der meiner festen Überzeugung nach zwingend notwendig ist, wenn man die Bestandssicherung des Hagener Theatersin gemeinsamer Anstrengung erreichen will.“ Anfang nächster Woche gehen Intendant Norbert Hilchenbach die konkreten Punkte zu, die exakterer Aufarbeitung bedürfen.
Langfristige Sparvorgabe
Der Rat der Stadt Hagen hat im November 2013 im Rahmen der Sparentscheidungen zum Haushaltssanierungsplan 2014/15 eine Kürzung des Kulturetats um zehn Prozent – wirksam ab 2018 – beschlossen. Das Theater ist von diesem Schritt mit einem Betrag von 1,5 Millionen Euro betroffen. Die Idee der Politik war es, durch eine auf fünf Jahre ausgedehnte Vorlaufzeit dem Theater eine ausreichende Planungssicherheit zur Verfügung zu stellen, um die entsprechenden Weichenstellungen einzufädeln.
Die Bezirksregierung in Arnsberg hat angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit und mit Blick auf eine verlässliche Weiterentwicklung des Haushaltssanierungsplans zu Beginn dieses Jahres beim Kämmerer unmissverständlich eingefordert, dass der Rat bereits Ende 2015 eine klare Richtungsentscheidungen trifft, wie beim Theater, aber auch den übrigen Kultureinrichtungen in Hagen eine entsprechende Zuschussreduzierung umgesetzt werden soll, die dann ab 2018 wirksam greift.
Das Theater verweist darauf, das es auf Grundlage des Actori-Gutachtens zwischen 2007 und 2009 bereits 900 000 Euro eingespart habe. Zudem werde das Haus – einschließlich der Effekte durch die Gründung einer gGmbH – weitere 2,2 Millionen Euro Budgetreduzierung bis 2016 beisteuern. Vor diesem Hintergrund haben Theaterleitung und Aufsichtsrat erklärt, dass lediglich noch Kürzungen im Volumen von 397 000 Euro (26 Prozent des Einsparziels) bis 2018 machbar wären. Um eine Einsparung von 1,5 Millionen Euro zu liefern, so die Lesart der Theaterführung, bliebe unter den aktuellen Rahmenbedingungen nur das Aus für Musiktheater und Orchester (siehe Box).
Irritiert zeigt sich Schulz in dem Schreiben an die Fraktionen darüber, dass das Theater die vierwöchige Bearbeitungsfrist seines Fragenkatalogs für einen „einseitig gewählten Weg in die Öffentlichkeit“ genutzt habe. „Mir gegenüber in diesem Zusammenhang von einem Vertrauensbruch zu reden, halte ich – vorsichtig formuliert – für gewagt“, merkt er mit Blick auf Interview-Termine, Hochglanzbroschüren für Theaterbesucher sowie „die offensichtliche Instrumentalisierung von theaternahen Fachmedien und Organisationen“ an.
Für das November-Gespräch fordert der Oberbürgermeister Vorschläge zur „nachhaltigen Zukunftssicherung unseres Theaters“ ein. Er erwarte, so die Korrespondenz an die Politik, dass das Management des Hauses seine Kraft und Energie darauf verwende, mit Blick auf sich finanziell verändernde Rahmenbedingungen sich vorbehaltlos dafür einzusetzen. „Dazu gehört es meiner festen Überzeugung nach, Ideen dort zu entwickeln, wo sie im Rahmen der eigenen, ausgewiesenen Fachlichkeit zu finden sind: nämlich im Theater selbst. Dort müssen strategische Impulse reifen und Visionen entworfen werden, wo das Hagener Theater in 5, 10 oder 20 Jahren stehen soll. Dieses ist keine Aufgabe, die in andere Hände delegiert werden kann“, schreibt Schulz an die Politik.
Abschließend macht der OB erneut unmissverständlich deutlich, dass er auf Kosten des Theaters externe Begleitung einkaufen werde, sollte die Intendanz nicht sämtliche Aspekte ausreichend und vollständig nacharbeiten.
Intendant Norbert Hilchenbach erklärte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, dass er den OB-Brief noch nicht kommentieren könne: In dem Schreiben gehe es um offene Fragen, die der Theaterleitung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt seien und die am 6. November erörtert werden sollten.