Hagen-Vorhalle.

  • Rotlichtgröße wollte in Vorhalle ein Bordell etablieren
  • Jetzt scheint der alte Gutshof verkauft
  • Investor plant offenbar einen Ferienbauernhof für Kinder

Eine Rotlichtgröße aus St. Pauli wollte aus dem Gut Niederste Hülsberg in Hagen einst ein Bodell machen. Jetzt plant ein anderer Investor offenbar einen Ferienbauernhof.

Freude, ja das wäre was, wenn der Anblick dieses Denkmals wieder Freude bereiten würde. Tut er aber nicht. Das Gut Niederste Hülsberg an der Weststraße in Vorhalle ist von Freude so weit entfernt wie Hagen vom Mond.

Runtergekommen, vergammelt und irgendwie vergessen. Freude war dabei lange Zeit das, was eine Rotlichtgröße aus St. Pauli im alten Gutshof aufkommen lassen wollte. Ein erotisches Séparée mit Wellnessbereich und 54 Stellplätzen. Die Idee mit dem Freudenhaus ist jetzt allerdings gestorben. Die Kiez-Größe hat es sich anders überlegt.

Anwalt meldet sich bei Stadt

Und kurzerhand das Gut Niederste Hülsberg weiterverkauft. Zumindest lässt ein Anruf eines Anwaltes im Bauordnungsamt der Stadt Hagen darauf schließen. „Leider wissen wir nicht genau, welcher Anwalt sich bei uns gemeldet hat“, gibt Stadt-Sprecher Michael Kaub zu. Den Namen habe man sich nicht notiert. Der Advokat am Telefon habe jedenfalls erklärt, dass das Gut weiterverkauft worden sei und der neue Besitzer an gleicher Stelle plane, einen Ferienbauernhof für Kinder zu errichten.

230 Jahre alt

Das Gut Niederste Hülsberg wurde in der Kurve Richtung Wetter wurde im Jahr 1785 errichtet.

Solange das Gebäude gesichert ist, sind Zwangsmaßnahmen gegen seinen Besitzer nicht gerechtfertigt.

Der bisherige Gutshof-Besitzer vom Hamburger Kiez führt auf der Reeperbahn einen großen Erotikbetrieb mit 100 Zimmern und einem Dominastudio, das damit wirbt, eines der größten Laufhäuser Europas zu sein. 2011 erklärte der Bruder des ehemaligen Besitzers, dass man sich das alte Gutsgebäude in Hagen zunächst „auf die Seite“ gelegt habe. Einer Bauvoranfrage für eine „Vergnügungsstätte mit erotischem Séparée und Wellnessbereich und 54 Parkplätzen“ hatte das Bauamt zugestimmt. Damit blieben dem Besitzer zwei Jahre Zeit, um einen Bauantrag zu stellen.

Vorbescheid verlängert

„Wir hatten den positiven Vorbescheid zwischendurch noch einmal bis Oktober 2014 verlängert“, sagt Michael Kaub. Als auch diese Frist verstrich, wurde keine weitere Verlängerung beantragt, womit die Voranfrage nichtig ist. Der neue Besitzer müsste jetzt wieder eine Voranfrage für sein Projekt bei uns stellen.“

Womit auch wieder ein längerer Prüfprozess in Gang gesetzt würde. Bei der Voranfrage ist zunächst entscheidend, dass der Investor den denkmalwerten Charakter des Gebäudes erhält. Mit der Unteren Denkmalbehörde, der Unteren Wasserbehörde, der Bodenbehörde, dem Planungsamt, dem Wasserwerk und dem Landesbetrieb Straßenbau NRW waren gleich sechs Dienststellen in das Genehmigungsverfahren für einen Rotlichtbetrieb involviert.

Zahlreiche Ideen für Gutshof

Für den 1785 errichteten Gutshof, dem die Verwitterung, Vermüllung und Vandalismus in der Vergangenheit stark zugesetzt haben, hat es schon zahlreiche Ideen und mögliche Investoren gegeben. Wohnungen, eine Hühnerfarm, ein Fortbildungssitz für ökologisches Bauen mit Strohballen oder ein Restaurant waren schon im Gespräch.

Im Dornröschenschlaf: Der Zahn der Zeit hat am Gutshof genagt.
Im Dornröschenschlaf: Der Zahn der Zeit hat am Gutshof genagt. © WP Michael Kleinrensing

Bevor der Mann vom Kiez, der sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zurückmeldete, das Gebäude kaufte, hatte die Stadt im Zuge einer Ersatzvornahme gegen die vorherige Besitzerin, die auf Ordnungsverfügungen nie reagierte und das Gelände ebenso vergammeln ließ, das Dach reparieren, die Fenster zunageln, Folien anbringen und einen Stahlgitterzaun aufstellen lassen, um ein Mindestmaß an Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Seither hat sich in der Kurve Richtung Wetter nie wieder etwas getan.

„Das Gut Niederste Hülsberg darf nicht verfallen. Ein Ferienbauernhof wäre hier eine super Option“, sagt Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt. Proteststürme gegen ein zunächst geplantes Bordell an dieser Stelle habe es in Vorhalle allerdings auch nicht gegeben.