Hagen. . Larissa Heinecke hatte ihre Fahrkarte schon entwertet, da kam der Busfahrer nach hinten und forderte sie auf, mitsamt ihrem im Kinderwagen sitzenden Söhnchen wieder auszusteigen.

Dass eine Mutter mit ihrem kleinen Kind aus dem Bus geworfen wird, dass sollte man denn doch nicht für möglich halten. Und doch ist es passiert. Mitten in Hagen, auf dem Busbahnhof zwischen Sparkassen-Karree und Fußgängerzone.

Linie 542 nach Boele

Dort wartete Larissa Heinecke (22) mit Söhnchen Adrian (2) im Kinderwagen auf den Bus der Linie 542 nach Boele. Sie war mit dem Kleinen wegen einer Mittelohrentzündung beim Arzt gewesen, sie war froh, dass die Schmerzen nachgelassen hatten und er nicht mehr so herzzerreißend schrie, als auch schon der Bus neben ihr hielt.

Zweiter Fall in Haspe

Auch in Haspe durfte neulich eine junge Frau mit Kinderwagen nicht einsteigen, weil sich im Bus bereits zwei weitere Kinderwagen und ein Rollator befanden. Nach Auskunft der Straßenbahn AG habe der Fahrer in diesem Fall korrekt gehandelt.

Sie schob den Wagen mit Adrian auf die für sperrige Gefährte gekennzeichnete Fläche, stellte die Bremse fest und entwertete ihre Fahrkarte am Automaten. „Neben dem Kinderwagen befanden sich zwei Rollatoren, deren Besitzerinnen sich einen Sitzplatz gesucht hatten“, berichtet Larissa Heinecke. Und dann stieg auch noch eine Frau mit einem schweren Reisekoffer zu.

Busfahrer kam nach hinten und schimpfte

Doch wie überrascht reagierte die junge Mutter, als der Busfahrer auf einmal nach hinten kam und sie aufforderte, den Bus unverzüglich zu verlassen. Für den Kinderwagen sei kein Platz, Senioren mit Rollator hätten Vorrang. „Ich war völlig perplex und habe zunächst geglaubt, der Mann scherze“, erinnert sich Larissa Heinecke. Doch selbst als sie darauf hinwies, ihre Fahrkarte bereits entwertet zu haben, blieb der Busfahrer unerbittlich. Dass sie vor den Damen mit den Rollatoren eingestiegen war, wagte sie, eingeschüchtert wie sie war, gar nicht zu erwähnen. Auch die Frau mit dem großen Koffer durfte im Bus bleiben. Und so stand die 22-Jährige kurz darauf mit ihrem Sohn wieder an der Haltestelle und wusste nicht so recht, wie ihr geschehen war.

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Die Hagener Straßenbahn AG will den Busfahrer nach Auskunft ihres Sprechers Dirk Thorbow zur Rede stellen: „Das Verhalten unseres Angestellten ist natürlich nicht in Ordnung.“ Bei der Beförderung von Fahrgästen mit sperrigen Gegenständen gebe es keine Prioritätenliste, Senioren mit Rollator hätten keineswegs Vorrang vor Müttern mit Kinderwagen oder Fahrradfahrern.

Vor allem wenn jemand seinen Fahrausweis bereits entwertet habe, dürfe man ihn nicht wieder aus dem Bus weisen. Allerdings sei der Platz auf der Mehrzweckfläche nun einmal begrenzt, und um nicht gegen die Sicherheitsbestimmungen zu verstoßen, müssten in Ausnahmefällen Fahrgäste darum gebeten werden, den nächsten Bus zu nehmen. In solchen Situationen benötigt ein Busfahrer natürlich das entsprechende Fingerspitzengefühl.

Mit dem nächsten Bus ans Ziel gefahren

Auch Larissa Heinecke stieg mit Söhnchen Adrian notgedrungen in den nächsten Bus ein, der sie schließlich ans Ziel brachte: „Ich war richtig verärgert.“ Und sie hofft, nie wieder aus einem Bus aussteigen zu müssen, weil sie einen Kinderwagen dabei hat.