Hagen. Eigentlich wollte die Stadt Hagen eine klare Regelung schaffen. Doch langfristige Konzessionen verhindern, dass der ausgewählte Fernbus-Haltepunkt auch tatsächlich von allen angesteuert wird.

Das hatte sich die Stadt komplett anders vorgestellt. Mit der Verlegung des umstrittenen Fernbus-Haltepunktes von der Knippschildstraße am Loxbaum zum Konrad-Adenauer-Ring glaubte man, eine gute Lösung für Anwohner, Fahrgäste und Unternehmen gleichermaßen gefunden zu haben. Tatsächlich aber ist das Durcheinander jetzt noch größer als vorher.

Lärm, Müll, fehlende Parkmöglichkeiten

Anwohnern am Loxbaum gehen die Lärmkulisse und der Müll, den die Busreisenden bei über 8000 Stopps pro Jahr dort hinterlassen, mächtig gegen den Strich. Außerdem – so die Meinung vieler Fernbusnutzer – liege der Punkt viel zu weit vom Hauptbahnhof entfernt, wo so ein Haltepunkt eigentlich hingehöre. Schlechte Busverbindung, schlechte Anbindung generell – so die Reaktionen auf unsere letzten Berichterstattungen zum Thema.

Über 9000 Fernbus-Stopps gibt es jährlich in Hagen.
Über 9000 Fernbus-Stopps gibt es jährlich in Hagen. © WP Michael Kleinrensing

Die Stadt reagierte und suchte nach einem neuen Halteort. Nach intensiver Prüfung stellte sich der Konrad-Adenauer-Ring (vor dem leerstehenden Gebäude von ehemals BMW Procar) als bester Punkt heraus. Die Stadt erklärte ihn zum neuen Haltepunkt, teilte das auch den Unternehmen mit, die bislang an der Knippschildstraße halten.

Bezirksregierungen vergeben die Konzessionen

Aber die Stadt hat die Rechnung ohne die Bezirksregierungen gemacht. Denn: Ihre Konzessionen, also ihre Nutzungserlaubnisse, erhalten die Busunternehmen von den Bezirksregierungen, in deren Zuständigkeitsbereich das Unternehmen ansässig ist. In den Konzessionen ist die Laufzeit (meistens zehn Jahre) und der Haltepunkt für diese Zeit genau festgelegt. Wenn zwischen der Stadt und den Unternehmen also kein Einvernehmen über einen anderen Haltepunkt als in der Konzession festgehalten besteht, steht es den Anbietern weiterhin zu, den ursprünglichen Haltepunkt anzusteuern. „Nun halten aktuell pro Woche 146 Busse an der Knippschildstraße (Anm.: 7592 jährlich) und 64 am Konrad-Adenauer-Ring (Anm.:3328 jährlich)“, sagt Ralf Lelleck vom Planungsamt, der sich das alles völlig anders vorgestellt hatte. Einige Konzessionen laufen noch bis 2024.

An der Knippschildstraße und am Konrad-Adenauer-Ring halten jene Busse, die im Linienverkehr, also mit Zwischenstopps, unterwegs sind. Hinzu kommen ungezählte Direkt-Reisebusse, die nach wie vor am Hauptbahnhof halten, obwohl das eigentlich gar nicht gestattet ist.

Zum Bus-Wirrwarr in Hagen passt auch, was Marius Cywan, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros erlebt hat. Er betreut mehrere Linien und Unternehmen, die Hagen ansteuern und wollte am Konrad-Adenauer-Ring gern einen Unterstand mit Verkaufsmöglichkeit für Tickets und Snacks errichten. „Das Planungsamt hat sich auch sehr darüber gefreut“, sagt er. Klar, immerhin soll der neue, aus genannten Gründen nicht stark genug frequentierte Punkt, an Attraktivität gewinnen. 1000 Euro investierte Cywan für eine Baugenehmigung, die er für den geplanten Container aber nicht erhält, „weil so ein Verkaufsstand auf städtischer Fläche nicht stehen darf.“