Hagen-Mitte. . Ein Hörspiel auf der Bühne ist nicht Ungewöhnliches. Ein spielendes Orchester auch nicht. Wenn beides aber zusammenkommt, dann entsteht ein wirklich außergewöhnliches Arrangement.

  • Bekannter Komiker gastiert in Hagen
  • Live-Hörspiel im Stadttheater
  • Philharmonisches Orchester liefert die Musik

Bastian Pastewka reckt die Hände in die Luft. Im Halbdunkel hinter dem Komiker zischt ein Dirigentenstab durch die Luft. Paukenschlag. Kräftiges Streichen über die Violine. Pastewka blickt ruckartig gen Boden. Der Taktstock beruhigt das Orchester, ehe es komplett verstummt. Pastewka und sein Ensemble spielen weiter. Nicht ganz ohne Aufregung, denn Hagen ist am kommenden Montag und Dienstag ein wichtiges Pflaster für den bekannten Künstler und seine vier Schauspieler-Kollegen.

Wer ein Ticket für eine der beiden Vorstellungen im Theater erstanden hat, darf sich auf etwas sehr Ehrliches freuen: auf eine durchweg hand- und mundgemachte Geräuschkulisse.

Tournee beginnt in Hagen

Gestern, 14 Uhr, zweites Parkett, letzte Reihe. Reinhören in die Proben zu „Paul Temple und der Fall Gregory“. Es wäre natürlich auch eine Veröffentlichung wert, dass Bastian Pastewka mit seiner Live-Hörspiel-Tournee, die an der Volme beginnt, im Stadttheater zu Gast ist. Im Gegensatz zu allen anderen Spielorten kommt die Musik zum Stück in Hagen nicht vom Band, sondern vom Philharmonischen Orchester Hagen. Quasi das klangvollste Tonbandgerät, das man sich für eine derartige Inszenierung besorgen kann.

Krimi von Francis Durbridge

Pastewka und sein Ensemble bringen ein Hörspiel von Francis Durbridge auf die Bretter. Die Hauptakteure: Paul Temple und seine Frau Steve, die in Großbritannien und im jungen Nachkriegsdeutschland zu den wichtigsten Krimi-Figuren der frühen Hörspiel-Geschichte gehörten. Durbridges Geschichten lockten Tausende Zuhörer in der Dampfradio-Ära vor die Empfänger.

Bastian Pastewka und sein Ensemble präsentieren in Hagen das Krimi-Hörspie „Paul Temple und der Fall Gregory“.
Bastian Pastewka und sein Ensemble präsentieren in Hagen das Krimi-Hörspie „Paul Temple und der Fall Gregory“. © WP Michael Kleinrensing

Es sind zwei Welten, die auf der Bühne musikalisch und phonetisch, aber auch räumlich aneinanderprallen. Vorne sitzen Janina Sachau, Cathlen Gawlich, Alexis Kara, Kai Magnus Sting und eben Bastian Pastewka mit allem, was ein gut geführter Haushalt bereit hält. Sie erzählen den 40er-Jahre-Radiokrimi mit damals üblichen Geräusch-Requisiten: Türen- und Klingelkästen, Lederknarzen, Schritten in Sand- und Blätterkisten, Zeitungsrascheln, Glasklimpern, Plätschern in Wasserwannen. Wer die Augen schließt, wird glauben, dass es echte Pfützen sind, die platschen, urige Türen, die sich öffnen, wirkliche Reifen, die quietschen. Pastewka unterbricht das Hörspiel für Scherze auf Kosten des Hörspiels. Ein klanglicher Genuss, der an jene Zeit erinnert, als man im Kinderzimmer selbst versuchte, Hörspiele zu produzieren und dabei alles zur Hand nahm, was Geräusche produzierte.

Orchester mischt sich ein

Das Orchester wird nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen sein. Es sitzt ungewöhnlicherweise hinter den Protagonisten auf der Bühne und muss sich punktgenau in das Hörspiel einmischen, Spannung erzeugen, Witze verstärken, Zwischenmusik darbieten. Als Arbeitsgrundlage für Ludwigs Streicher und Trommler diente eine Aufführung des Hörspiels unter Begleitung des Kölner Funkhaus-Orchesters während der vergangenen Tournee.