Hagen. Der Hagener Fotograf Andy Spyra zeigt im Osthaus-Museum seine Bilderserie über Armenier.
Als der Hagener Fotograf Andy Spyra im indischen Kaschmir eine Fotoreportage über die eklatanten Menschenrechtsverletzungen der Militärs dort machte, wurde er anschließend vom Staat mit einem Einreiseverbot belegt. Gleiches ist ihm jetzt im Frühjahr in der Türkei passiert. „Wegen Terrorverdachts hat man mich am Flughafen Istanbul gleich wieder nach Deutschland zurückgeschickt, wo ich auch erst einmal vom Bundesgrenzschutz befragt worden bin“, erzählt Andy Spyra. Hintergrund: Vor einem Jahr hatte der Mann aus Westfalen nach Spuren der armenischen Kultur in der Türkei gesucht; der Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren hat bis heute eine hochbrisante politische Wirkung vor allem bei den türkischen Staatsorganen und seinen Vertretern.
Irgendwie seien solche Einreiseverbote ja auch so etwas wie ein beruflicher Ritterschlag, meint Spyra mit einem gewissen Sarkasmus, doch dürfe dies eben nicht überhand nehmen, sonst könne er bald nirgendwo mehr arbeiten.
Ganz dicht bei den Menschen
Das Hagener Osthaus-Museum widmet Andy Spyra und seiner Arbeit vom 25. September bis zum 25. Oktober eine Ausstellung. „Armenische Bilder aus der Türkei, 100 Jahre nach der Großen Katastrophe“ ist sie überschrieben. Gezeigt werden Kirchen- und andere Ruinen, karge Landstriche und vor allem Menschen. In ihren Augen und Gesichtsfalten spiegelt sich die Tragödie eines Volkes; das Drama der Geschichte hat sich regelrecht in die Oberflächen eingegraben.
„In der Türkei mauert die Regierung nach wie vor, wenn es um den Völkermord an den Armeniern geht, aber in der Bevölkerung ist eine gewisse Öffnung zu bemerken“, hat Andy Spyra vor Ort erfahren. Es wird geschätzt, dass heute in der Türkei zwischen drei und zehn Millionen „Krypto-Armenier“ leben, also Menschen, die irgendwann einmal armenische Vorfahren hatten.
Nächstes Ziel: Irak
Die Fotoarbeiten Andy Spyras, der auch an vielen anderen Krisengebieten dieser Erde immer wieder mit seiner Kamera präsent ist, strahlen eine fast schon unheimliche Authentizität aus. Der Fotokünstler arbeitet ausschließlich in Schwarz-Weiß und mit einem leichten Weitwinkelobjektiv. Ganz dicht rückt er damit an die jeweiligen Situationen heran. Stundenlange Gespräche gehen den Porträts voraus. „Ich muss Vertrauen schaffen, sonst funktioniert das nicht“, erklärt der mehrfach ausgezeichnete Hagener, die für internatonale Agenturen und Printmedien im Einsatz ist.
Sein nächstes Ziel ist übrigens der Irak. Und dann? „Für Dezember habe ich noch nichts, aber das wird sich schon ergeben.“
Das Hagener Osthaus-Museum zeigt vom 25. September bis zum 25 Oktober: „Andy Spyra: Armenische Bilder aus der Türkei. 100 Jahre nach der Großen Katastrophe“.