Hagen. . Hagen hatte im Juli exakt 191 668 Einwohner, das sind rund 2000 mehr als noch ein Jahr zuvor. Die Zahl der Deutschen sinkt, die der Ausländer steigt.

  • Hagen gewinnt in einem Jahr mehr als 2000 neue Einwohner.
  • Zahl der Deutschen sinkt, Zahl der Ausländer steigt
  • Erstmals seit 2010 wieder mehr als 190 000 Einwohner

Hagen wächst wieder – und zwar laut Zahlen des Statistik-Amtes der Stadt noch viel deutlicher als es die Düsseldorfer Experten beim Statistischen Landesamt berechnet haben. Nach Zählung der Stadt lebten im Juli exakt 191.668 Frauen und Männer in Hagen – rund 2000 mehr als noch im Juli des Vorjahres. Und vor allem: Hagen hat damit erstmals seit fünf Jahre in einem Juli wieder die 190.000-Einwohner-Marke überschritten.

Schaut man genauer auf die Zahlen, dann wird auch schnell klar, woher der Zuwachs kommt. Er kommt nicht aus der Gruppe der deutschen Staatsangehörigen – die Einwohnerzahl nimmt hier weiter ab und der Rückgang bleibt weiter auf hohem Niveau. Der Zuwachs kommt auch nicht aus der Gruppe der Flüchtlinge. Denn egal, ob sie in den drei Notunterkünften des Landes (Regenbogenschule, Spielbrink, Delstern) untergebracht sind oder länger in Hagen bleiben – sie zählen nicht als Einwohner.

Stimmt die Prognose aus dem Januar?

Der Zuwachs kommt aber aus der Gruppe der Bürger mit ausländischem Pass – seit 2012 gab es hier einen Anstieg, im vergangenen Jahr war er dann aber extrem groß: 3288 Menschen mehr mit ausländischem Pass gab es im Juli 2015 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Einen sehr großen Anteil machen dabei rumänische Bürger aus, die sich wegen der EU-Freizügigkeit in Hagen niederlassen dürfen. Stand Mitte September leben 2450 rumänische Staatsbürger in Hagen – und damit etwa 1500 mehr als noch zu Beginn des Jahres.

Ob die im Januar 2014 von der Stadt erstellte Prognose noch hält, dass die Hagener Einwohnerzahl bis zum Jahr 2030 auf 161.400 Menschen sinken wird, vermag auch Chef-Statistiker Uwe Schubert nicht zu sagen: „Auf die Prognose wird man aktuell nicht bauen können.“

Wohngebiet lockt 100 Neubürger

Das Baugebiet hat sie von Hagen überzeugt, da waren selbst die höheren Steuern nicht mehr ausschlaggebend:  Walarian, Markus und Irene Goralczyk (von links) sind von Iserlohn nach Hagen gezogen:.
Das Baugebiet hat sie von Hagen überzeugt, da waren selbst die höheren Steuern nicht mehr ausschlaggebend: Walarian, Markus und Irene Goralczyk (von links) sind von Iserlohn nach Hagen gezogen:. © WP

Doch hat Hagen wirklich nur eine Chance, durch Zuzug aus dem Ausland zu wachsen? Architekt Erwin Sommer bezweifelt das: „Mit attraktiver Wohnbebauung kann man Menschen aus dem Umkreis nach Hagen holen.“ Und er ist sich sicher, dass er mit dem Wohngebiet Frommannweg in Boele genau dies erreicht hat.

Gestern hat er mit Anwohnern die Fertigstellung des 36 000 Quadratmeter-Gebietes gefeiert. Sommer rechnet vor: „In den vergangenen acht Jahren sind rund 55 Ein- und Zweifamilienhäuser entstanden. Gut 240 Menschen haben hier ihr neues Zuhause gefunden – fast 100 davon sind Neubürger für Hagen.“

Hagen ist "so schön grün und mausert sich"

Aus Iserlohn sind zum Beispiel Irene (62) und Walarain (69) Goralczyk mit ihrem Sohn Markus gekommen. Der heute 25-Jährige hatte mit 16 Jahren bei einem Judo-Kampf eine Gehirnblutung erlitten, ist seitdem behindert. „Da wollten wir ein Haus bauen, das barrierefrei ist. Und ein flaches Umfeld hat, damit wir uns auch mit dem Rollstuhl bewegen können“, sagt die 62-Jährige.

In Iserlohn wurden sie nicht fündig, in Boele schon. Und deshalb haben sie sich für Hagen entschieden, obwohl die Grundsteuer erheblich höher ist: „Hier haben wir auch alles zum Einkaufen. Und mein Mann konnte schnell an die Uni Dortmund fahren, wo er gearbeitet hat.“

Nach Hagen gezogen ist auch Anna Beyer (38). Und zwar von Herdecke. 2007 hatten sie und ihr Mann ihr Haus am Frommannweg gebaut, inzwischen haben sie auch zwei Kinder, die in Hagen geboren wurden. Und auch als die Familie für zweieinhalb Jahre aus beruflichen Gründen nach China ging, gab sie ihr Haus nicht auf. „Ein Wegzug stand für uns gar nicht zur Debatte“, sagt Anna Beyer. Und die Gründe? „Ganz klar: die Natur. Hagen ist so schön grün. Und die Stadt mausert sich. Das haben wir erst richtig gemerkt, als wir aus China zurückgekommen sind.“