Hagen. . Große Unsicherheit bei der Kita-Platz-Planung in Hagen: Die Stadt weiß, dass 784 Kinder aus Flüchtlings- und EU-Zuwanderfamilien noch nicht betreut werden. Aber wollen sie das überhaupt?

Wird die Kindergarten-Planung der Stadt durch den Zuzug von Flüchtlingen und EU-Ausländern aus Rumänien und Bulgarien über den Haufen geworfen? Die Verwaltung hat errechnet, dass aus diesen beiden Gruppen derzeit 784 Kinder unter sechs Jahren nicht mit einem Kita-Platz versorgt sind. Bei den Unter-Dreijährigen sind es 478 Jungen und Mädchen, bei den Über-Dreijährigen 306.

Das bedeutet nicht automatisch, dass dieser Anzahl von Plätzen in Hagen tatsächlich fehlen, denn noch ist völlig unklar, wie viele Eltern ihre Kinder tatsächlich in die Betreuung geben wollen. Eine Kita-Pflicht gibt es schließlich nicht. Für Dirk Hannusch, den für die Kita-Planung zuständigen Abteilungsleiter im Rathaus, und sein Team wird die Arbeit damit schwer. Zum einen ist es trotz der absehbaren Kita-Platz-Knappheit erklärtes Ziel der Stadtverwaltung, die Kinder von Flüchtlingen und Zuwanderern schnell in das Kita-System zu integrieren: „Integration funktioniert durch Bildung“, so Hannusch. „Und das können wir natürlich durch die frühe Kita-Betreuung erreichen.“ Hier gibt es insbesondere die Chance, dass die Kinder schnell Deutsch lernen.

Schon 17 Krabbelgruppen gebildet

Doch andererseits ist schwer zu kalkulieren, wie sich Eltern verhalten: Gerade bei Flüchtlingsfamilien gebe es nach den Wirren der Flucht das Bedürfnis, die Kinder bei sich zu behalten. Und auch bei den Zuwanderern, die im Zuge der EU-Freizügigkeit aus Rumänien und Bulgarien kommen, muss von den städtischen Familienhelfern oft erst Überzeugungsarbeit geleistet werden, um die Kinder in die Kita-Betreuung zu bringen.

Stadt sieht Recht auf Kita-Platz derzeit nicht gefährdet

Auch für Zuwanderer aus EU-Ländern und Flüchtlinge, die Hagen dauerhaft zugewiesen werden (also nicht die aus den drei Notunterkünften des Landes), gilt der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Über-Dreijährige.

Die Stadt geht derzeit aber nicht davon aus, dass der Anspruch nicht mehr erfüllt werden kann und damit die hier ansässigen Hagener Familien das Nachsehen haben. In Kürze starten die Anmeldungen für 2016/17.

Aktuell werden schon 365 Jungen und Mädchen aus der Gruppe der Flüchtlinge und der EU-Zuwanderer aus Südosteuropa in den Kindertagesstätten im Stadtgebiet betreut – 279 davon sind schon über drei Jahre alt, 86 sind in der Unter-Dreijährigen-Betreuung. Dazu hat die Stadt beim Landesjugendamt schon erfolgreich eine Aufstockung bei den Kita-Plätzen in Hagen beantragt. Einzelne Gruppen in den Einrichtungen seien, so Dirk Hannusch, aber nur geringfügig gewachsen. Insgesamt gibt es stadtweit in Hagen rund 6200 Kita-Plätze. Zudem sind an zwölf Standorten in Altenhagen, Wehringhausen, Eilpe und Hohenlimburg insgesamt 17 Krabbelgruppen mit Betreuerinnen auf Honorarbasis geschaffen worden, um die Betreuungsspitzen bei Flüchtlingsfamilien abzudecken. Und in Hagen-Mitte, Wehringhausen und Altenagen werden zusätzliche Tagesmütter eingesetzt.

Ob das ausreichen wird, wird sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen. Der größte potenzielle Bedarf ergibt sich auf jeden Fall im Hagen-Mitte. Von den aktuell nicht versorgten 784 Jungen und Mädchen im Kindergartenalter leben 73 Prozent im Zentrum. Einige neue Kita-Projekte sind ohnehin in Planung – etwa in der Elberfelder Straße im ehemaligen Kaiserhof (wir berichten). Darüber hinaus gebe es aber kein neues Kita-Projekte, so Hannusch: „Wir wollen jetzt nicht Gebäude bauen, die in einigen Jahren dann doch leer stehen. Außerdem hilft uns das nicht bei der aktuellen Situation. Ein Neubau dauert zwei bis drei Jahre.“ Man prüfe aber, ob man im Fall der Fälle Container für eine Not-Kita einsetzen. „Damit haben wir als Zwischenlösung bei Umbauarbeiten gute Erfahrungen gemacht“, so Hannusch.