Hagen. Die Gewerkschaft Verdi will mit einem speziellen Tarifvertrag Massentlassungen beim strauchelnden Hagener Energieunternehmen Enervie verhindern.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verstärkt ihren Druck auf das in erhebliche Schwierigkeiten geratene Hager Energieunternehmen Enervie. Wie angekündigt, finden noch bis in die nächste Woche hinein Versammlungen in den verschiedenen Unternehmensteilen statt, um eine 21-köpfige Tarifkommission zu wählen. Die kann dann, so sieht es die Gesetzeslage vor, das Unternehmen zu Verhandlungen über einen Beschäftigungs- und Qualifizierungstarifvertrag für Enervie auffordern. Die inhaltliche Marschrichtung, so Gewerkschaftssekretärin Jana Holland im Gespräch mit unserer Zeitung, sei dabei klar: „Wir wollen betriebsbedingte Kündigungen dadurch verhindern.“

Hoher Organisationsgrad

Ein ambitioniertes Ziel der Gewerkschaft, denn laut Sanierunsgutachten, das die Unternehmensberater von Roland Berger für Enervie erarbeiten, sollen 450 Arbeitsplätze wegfallen – Verdi rechnet vor, dass es nach diesem Konzept am Ende sogar 500 sein würden. Jana Holland sieht aber gute Voraussetzungen, um das Ziel zu erreichen: „Wir haben das Druckmittel, dass wir die Belegschaft mobilisieren können.“ Der Organisationsgrad bei Enervie sei hoch – von den rund 1200 Mitarbeitern seien immerhin 850 Mitglieder.

Das Berger-Gutachten sieht Jana Holland bislang als Kampfansage: Es beinhalte nicht nur den Arbeitsplatzabbau, sondern für die verbleibende Belegschaft auch erhebliche Einschränkungen, da der bisherige Tarifvertrag bzw. Haustarifvertrag nicht mehr gelten solle. Zudem verweigere das Unternehmen bislang Gespräche. Der Betriebsrat, so Holland, werde in unzumutbarer Weise unter Druck gesetzt. Die Gewerkschaftssekretärin sieht aber eine Lösungschance: „Ich stelle mich nicht hin und sage: Es wird sich nichts ändern. Natürlich werden beide Seiten Abstriche machen müssen. Aber was wir mit dem Beschäftigungs- und Qualifizierungs-Tarifvertrag erreichen wollen, ist kein Hexenwerk – das haben wir andernorts auch schon erfolgreich gestemmt.“

Das Unternehmen, so ein Enervie-Sprecher, wolle derzeit die Verdi-Forderung nicht kommentieren.