Hagen. . Der kriselnde Hagener Energieversorger Enervie präsentierte am Montag seine wenig eindrucksvollen Bilanzzahlen 2014 lediglich den Anteilseignern.

Wenn in den vergangenen Jahren die Enervie AG ihre Aktionäre zur Hauptversammlung lud, schlug bislang traditionell auch immer die Stunde, um eine geschliffene Erfolgsbilanz in alle Welt zu verbreiten. In aller Ausführlichkeit präsentierten die Vorstände im Rahmen einer Pressekonferenz der interessiert lauschenden Fachjournalie die Zahlenkolonnen zum vorangegangenen Geschäftsjahr garniert mit profitversprechenden Zukunftsthesen und ausgeklügelten Gewinnstrategien.

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Obwohl auch am gestrigen Montag die Anteilseigner – im Branchendeutsch neuerdings bloß noch „Stakeholder“ genannt – die Unternehmensdaten und Bilanzzahlen 2014 präsentiert bekamen, fällt eine Medieninformation in diesem Jahr ersatzlos aus. Als nicht-börsennotierte AG möchte sich Enervie angesichts der Turbulenzen der vergangenen Monate, einem Fehlbetrag von etwa 115 Millionen Euro und einem Wirtschaftsjahr am Rande der Insolvenzklippen sich auf eine Datenveröffentlichung im Bundesanzeiger beschränken.

Teurer Burgfrieden mit den Banken

Zumal das Unternehmen auch den bis zum Monatsende vereinbarten Burgfrieden mit den mehr als 40 Gläubigerbanken nicht durch zusätzliche Medienberichterstattung gefährden möchte. Bis zum 31. August gilt noch das so genannte Stillhalte-Abkommen mit den Kreditgebern (Start: 5. Juni 2015), das Enervie zum einen davor schützt, dass die Geldinstitute angesichts der prekären Situation urplötzlich ihre Finanzierungsverträge kündigen.

Zum anderen ist Enervie für drei Monate von den laufenden Tilgungsleistungen auf die bestehenden Kredite befreit. Dieses Entgegenkommen in Form einer finanziellen Atempause lassen sich die Banken im Anschluss selbstverständlich durch höhere Gebühren honorieren.

Sanierungsplan folgt in drei Wochen

Mit der Genehmigung des Jahresabschlusses durch die Enervie-Hauptversammlung, deren wesentliche Mosaiksteine die Patronatsbürgschaften der größten Aktionäre (Hagen, Lüdenscheid und Remondis) bilden – allein Hagen soll hier 30 Millionen Euro liefern –, ist jedoch die endgültige Zukunftsstrategie der Enervie noch immer nicht festgezurrt.

Denn parallel zum Auslaufen der Stillhaltevereinbarungen mit den Banken liegt auch erst der endgültige Sanierungsplan der Unternehmensberater aus dem Hause Roland Berger vor, den die externen Sanierungsexperten in den vergangenen Monaten im Auftrag der Gläubiger erstellt haben. Er soll die unternehmensstrategischen Grundlagen dafür liefern, dass die Enervie AG zumindest mittelfristig wieder den Weg aus der Krise findet. Hier wird nicht zuletzt der Abbau von 450 Stellen sowie das Auslaufen nahezu der gesamten Erzeugung im Mittelpunkt stehen.