Hagen/Breckerfeld. Ein Autohändler soll mit dem Verkauf angeblicher Re-Importe viel Geld verdient haben. Nur mit der Steuer soll er es nicht so genau genommen haben.

Mit dem Verkauf von Gebrauchtwagen lässt sich ganz viel Geld verdienen – vor allem, wenn man dabei das Finanzamt umgeht. Der Kfz-Händler (37) mit Autoplätzen in Hagen und Breckerfeld, der sich seit Dienstag vor der 1. Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts verantworten muss, soll gut 1,2 Millionen Euro Umsatzsteuern hinterzogen haben.

In seiner rumänischen Heimat war er zweifacher nationaler Rugbymeister. „Ich habe viel Ehrgeiz im Leben“, schwärmt der athletische Angeklagte, „und ich finde, dass der Sport mich gut erzogen hat.“ In Bukarest verdingte er sich im elterlichen Betrieb zunächst als Metzger, dann leitete er die Filiale einer Wechselstube. Doch das richtig große Geld witterte der Mann im internationalen Autohandel, in steuergünstigen trickreichen Re-Importen.

In fünf Jahren zum Millionär

Dafür war ab Sommer 2010 die Bundesrepublik seine erste Wahl: „Ich habe hier ein gutes Gefühl, finde Deutschland gut. Hier gibt es Seriosität und Sicherheit“, übersetzt die Dolmetscherin die Einlassung des Angeklagten. „Warum haben Sie dann nie versucht, mal Deutsch zu lernen?“, fragt Vorsitzender Richter Andreas Behrens irritiert nach.

Die vielen Probleme, die er jetzt habe, resultierten größtenteils aus seinen fehlenden Deutschkenntnissen, nimmt er das Stichwort des Richters geschickt auf. „Was ich sehr bedauere“, fügt er noch hinzu. Seit über drei Monaten sitzt er nun schon in Untersuchungshaft, im April wurde er am Dortmunder Flughafen festgenommen, als er zu Ehefrau und Kindern in Rumänien wollte. Mit einem dicken Bündel Geld in der Tasche: Schließlich hatte man es schon zum Millionär gebracht.

Angefangen habe er ganz simpel, wie der Angeklagte, der von zwei Verteidigern flankiert wird, berichtet. Bei Google hätte er auf rumänisch „Firma“ und „Autohandel in Deutschland aufmachen“ eingetippt – die Internetsuchmaschine spuckte die Adresse eines Heidelberger Anwaltsbüros heraus. Dort spricht man auch Rumänisch und betreut interessierte Landsleute von der Firmen-Gründung bis hin zur Buchführung: „Welche Pflichten gegenüber dem deutschen Staat ich habe, wurde mir dort aber nicht erklärt“, behauptet der Angeklagte. Geradeso, als sei das Steuerzahlen in Rumänien gänzlich unbekannt: „Ich kann nur kaufen und verkaufen, aber Buchführung kann ich nicht.“

Keine Einkommenssteuererklärung

Eingetragen wurde seine GmbH beim Registergericht Mannheim, doch der eigentliche Firmensitz befand sich zunächst in Dahl, später in Breckerfeld. Der Angeklagte kaufte Hunderte von Autos in ganz Europa an, bevorzugt in Belgien, Frankreich und Holland. Steuerfrei, für den Export bestimmt – um sie als „Re-Importe“ deklariert dann weiter zu verscherbeln. Allein in dem Monat, in dem er festgenommen worden war, hatte er acht Gebrauchtwagen für jeweils rund 15. 000 Euro angekauft.

Hat er jemals eine Einkommenssteuererklärung in Deutschland abgeben? „Nein. Ich wusste das nicht.“ Der Angeklagte schiebt sämtliche Schuld seiner Buchhalterin zu: „Ich wollte bei den Steuern nie etwas falsch machen und habe mich ganz auf sie verlassen. Sie hat mir immer wieder versichert, es sei alles in Ordnung. In diese Situation, in der ich jetzt bin, wollte ich nie kommen.“ Acht weitere Prozesstage folgen.