Hagen. . Zwei Männer sollen einen pensionierte Banker (72) aus Hagen beim Verkauf von minderwertigen Bibeln um mehrere Hunderttausend Euro betrogen haben.
Richter Albrecht Bogumil wirkte fassungslos: „Das sind doch Riesensummen, für einen kleinen Richter ist das jedenfalls sehr viel Geld. Wie kann man das so leichtsinnig einfach weggeben?“, fragte er sichtlich irritiert den Geschädigten.
Die Geschichte von dem Ex-Banker (70) aus dem Volmetal, den zwei Gauner um sein Vermögen brachten – gestern verhandelte das Schöffengericht den Fall.
Der gut betuchte Senior hatte jahrelang sein Geld in den Ankauf von angeblich wertvollen Büchern gesteckt. Er investierte in Nachdrucke (Reprints) von historischen Bibeln.
Edel aufgemachte Werke sind nichts wert
Beredte Haustürvertreter, einst im Auftrag eines ostwestfälischen Medienkonzerns unterwegs, hatten ihm die Buchbände als „profitable Geldanlage“ und „ideale Möglichkeit zur Altersvorsorge“ angedreht. Der ehemalige Banker glaubte alles und legte sich – wie viele hundert bundesweit Geschädigte auch – eine repräsentative Büchersammlung zu.
Die Bibliothek kostete ihn gut 98. 000 Euro. Doch die edel aufgemachten Werke mit Ledereinband, Elfenbeinprägung und Goldschnitt sind in Wahrheit kaum etwas wert.
Männer holten mehrmals Geld für die Bibeln ab
Kurz nach Weihnachten 2013 hatte der Ex-Banker einen Anruf von einem Unbekannten erhalten, der sich als Mitarbeiter des Buchvertriebunternehmens ausgab und ihm anbot, eine noch offene Restsumme von 48. 000 Euro durch einmalige Barzahlungen ablösen zu können.
In den Folgetagen bekam der 70-Jährige mehrmals Besuch. Zwei Männer erschienen in dem Haus in guter Wohnlage, holten Geld für die Bibeln ab: 18. 000 Euro, 15 .000 Euro, 3600 Euro. Der Senior zahlte einfach jeden gewünschten Betrag.
Vorerst auf freien Fuß gesetzt
Als man ihm vorgaukelte, er könne sich am Ankauf eines Evangeliars aus dem 16. Jahrhundert beteiligen, das 1,2 Millionen Euro wert sei, übergab der gutgläubige alte Herr an die Ganoven noch weitere 200. 000 Euro: „Ich habe ihnen vertraut.“
Die beiden Angeklagten (33 und 38 Jahre) wurden wegen Betrugs in sechs Fällen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Richter Bogumil bezeichnete sie als „ausgesprochen rücksichtslos“, doch nach vier Monaten Untersuchungshaft kamen sie vorerst frei. Ihre beiden Porsche Panamera bleiben aber sichergestellt.