Hagen. Auf seiner Sommertour tut Erik O. Schulz das, was er am liebsten tut und vermutlich auch am besten kann: mit Leuten über Hagen, über seine Politik und über sich selbst sprechen.

Erik. O. Schulz (49) wie er leibt und lebt: Auf seiner Sommertour durch die Hagener Stadtteile tut der seit gut einem Jahr amtierende Oberbürgermeister das, was er am liebsten tut und vermutlich auch am besten kann: mit Leuten über Hagen, über seine Politik und über sich selbst sprechen. Unter Menschen ist der Kommunikator Schulz in seinem Element, dann fühlt er sich wohl wie ein Fisch im Wasser.

Dabei kommt dem Familienvater zugute, dass er ein Ur-Hagener ist, so ziemlich jede Ecke dieser Stadt kennt und anders als sein Vorgänger Jörg Dehm, der im letzten Jahr seiner Amtszeit sogar seine Wohnung aufgab und zurück nach Mülheim zog, zahlreiche Geschichten und Erinnerungen zum Besten geben kann. „Meine erste Freundin kam aus Helfe“, begrüßte Schulz, dessen saloppe Rhetorik bisweilen mit dem seriösen Äußeren (Anzughose, Business-Hemd, lilafarbene Krawatte) kon­trastiert, Leonhard und Margret Alt­rogge gestern auf dem Marktplatz des Viertels, der ersten von neun Stationen auf seiner Rundreise durch die Stadt. Dabei hatte das Ehepaar doch eigentlich an den OB appellieren wollen, die Infrastruktur in Helfe zu beleben: „Wir Helfer wohnen alle gern hier, niemand will weg. Aber sehen Sie nur. . .“, beschrieb Margret Altrogge mit dem Arm einen Bogen über den allzu mickrigen Wochenmarkt mit lediglich drei Ständen.

Marktbesuch und Busnetz

Tatsächlich werde es immer schwieriger, Kunden nach Helfe zu locken, beklagte auch Marktleiter Helmut Meyer. Schulz nahm es zur Kenntnis und ließ von seinen Mitarbeiterinnen eifrig Notizen anfertigen – doch leichtfertige Versprechungen machte er den Helfern nicht: „Das wäre nicht wahrhaftig.“ Schließlich kann ein Verwaltungschef seinen Bürgern keinen Marktbesuch verordnen. Aber er will sich kümmern – um den wegbrechenden Wochenmarkt ebenso wie um eines anderes Dauerthema: das Busnetz. Seitdem die Linie 514 nicht mehr direkt in die Stadt fährt und sogar die Bewohner des Altenheims in der Buschstraße mit ihren Rollatoren am Loxbaum umsteigen müssen, wenn sie in die City wollen, kocht die Volksseele. „Ich habe mein Ticket aus Protest zurückgegeben, mein Mann und ich fahren jetzt Auto“, machte Marida Haller ihrem Ärger Luft. „Die Dame hat ja Recht“, assistierte Ratsvertreterin Marianna Cramer (CDU): „Seit Jahren bemühen wir uns um eine Fahrplanänderung.“ Schulz sagte zu, sich um eine Lösung zu bemühen: „Es müsste doch möglich sein, die Bedürfnisse der Menschen intelligent mit den Erfordernissen des Fahrplans zusammenzubringen.“

Auch auf die Verschmutzung der Stadt durch Hundekot wurde der Oberbürgermeister angesprochen. Heinz Trapp verlangte strenge Verhaltensmaßregeln für Hundehalter und Strafen bei Missachtung von Verboten. „Ja, über dieses Problem müssen wir neu nachdenken“, so Schulz. Ihn selbst nervten die Hundehaufen auch, er weise Tierbesitzer, die ihre Vierbeiner einfach auf den Gehsteig machen ließen, auf deren Fehlverhalten hin: „Leider werden alle verantwortungsbewussten Hundehalter mit in Misskredit gezogen.“

Immer gut gekleidet

Lob bekam Schulz von Wolfgang Schulte (75): „Meine Frau sagt immer: Toller Mann, der OB. Sehr souverän.“ Und mit einem Blick auf seinen eigenen und den Anzug des Verwaltungschefs fügte er hinzu: „Man muss stets gut gekleidet sein, damit die anderen über einen sprechen.“

Vor Erik Schulz, das ist vielleicht Segen und Fluch seiner Herkunft zugleich, haben die Bürger keine Scheu, im Zweifelsfall wird er eher geduzt, und er braucht sich nirgendwo vorzustellen: „Es hat noch keinen Termin gegeben, auf dem ich nicht einen Bekannten getroffen habe.“ Die Popularität des Oberbürgermeisters scheint nach einem Jahr Amtszeit gewachsen zu sein: „Wenn wir mittags durch die Stadt gehen, kommen wir keine zehn Meter weit, dann ruft wieder einer: Hei, Erik“, berichtet sein Sprecher Thomas Bleicher. Schulz sei völlig verankert in der Stadt: „Er ist Hagener durch und durch.“ Oder, um es sportlich auszudrücken: Die Sommertour gerät für den OB zum Heimspiel.